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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Oberschenkel waren verbunden, er roch eine scharfriechende Salbe durch die Verbände, die Lampe mit dem Perlenschirm an der Decke brannte nicht, sondern draußen war ein sonniger Tag, nur hatte man die Klappläden davorgehakt, das Halbdunkel mit dem streifigen Licht durch die Lädenritzen war wohltuend und paßte wie eine Dekoration zu Corells aufkommendem irrsinnigem Drang nach einer Flasche Alkohol.
    Ganz natürlich, dachte er. Ich habe eine massive commotio cerebri eingefangen, und ein Säufer bin ich dazu. Er schlug die Decke zurück, sah an sich herunter, das Nachthemd des alten Robic reichte ihm bis zum Knie, darunter war er nackt.
    Corell schob die Beine aus dem Bett und setzte sich. Seine Situation hatte etwas von einem giftigen Humor … er lebte, ein Mädchen hatte ihn nackt ausgezogen und bis jetzt gepflegt, und da ein Mensch eine chemische Fabrik ist mit dem Ausstoß von Abfallprodukten, hatte Danica an ihm auch all die Dienste verrichtet, über die man sonst nicht gerne spricht. Dieser ganze Aufwand für einen, der sterben will!
    Corell stemmte sich hoch und machte ein paar tastende Schritte. Es ging besser, als erwartet, er tappte zu dem Fenster, hakte den Laden auf und stieß ihn weg. Die Sonne stand direkt vor ihm, ein glühender Fleck in einem tiefblauen Himmel. Er beugte sich heraus. Unter ihm lag ein schmaler Hof mit einem uralten, zugeschütteten römischen Brunnen. Kisten und Kartons stapelten sich um die behauenen Steine, an einer Leine von Wand zu Wand hing Wäsche. Unterhosen, Hemden, zwei Kissenbezüge … auch sein Hemd und seine Unterwäsche. Die großen Blutflecke waren ausgekocht.
    Er hörte hinter sich die Tür klappen und drehte sich um. Danica stand im Zimmer, eine große Emailleschüssel, Seife, Waschlappen und Handtücher in den Händen. In ihren braun-grünen Augen lag der ganze Glanz erlöster Freude.
    »Ins Bett, Sascha!« kommandierte sie.
    »Ich fühle mich sauwohl.« Corell lehnte sich an die Wand. Ich muß dämlich aussehen in dem kurzen Nachthemd, empfand er. Nach den Stoppeln in meinem Gesicht sind einige Tage vergangen. Was ist das bloß für eine stinkende Salbe, die sie mir da auf die Wunden geschmiert haben? Die Zeit, wo man mit Kuhmist heilte, ist doch vorbei.
    »Dr. Vicivic sagt, du mußt noch zwei Wochen liegen.« Sie stellte die Schüssel auf einen Stuhl und zeigte aufs Bett. »Sascha –«
    »Alle Achtung vor dem unbekannten Kollegen Vicivic, aber ich habe meine Patienten immer aus dem Bett geschmissen, wenn sie bereits ans Gehen denken konnten. Bewegung ist mehr wert als tausend Pillen.«
    »Leg dich hin, Sascha, ich will dich waschen«, sagte Danica.
    »Das kann ich garantiert allein.«
    »Vier Tage hast du es nicht gekonnt.«
    »Ich habe also vier Tage hier herumgelegen.« Er ging zu der Waschschüssel, nahm beim Vorbeigehen Waschlappen, Seife und Handtuch aus Danicas Händen und steckte den Zeigefinger in das Wasser. Badewarm, genau temperiert. »Und du hast mich immer gewaschen … und das andere auch …«
    »Ja.«
    »Hätte das nicht jemand anders machen können?«
    »Wer? Vater muß in seinen Laden, Mutter in die Wäscherei. Nur mich konnte man entbehren. Es ist schwer, in der Hochsaison allein zu sein. Aber Vater schafft es. Er ist ein starker Mann. – Leg dich hin, Sascha …«
    »Bin ich ein Schwächling?« Corell zögerte einen Augenblick.
    Blödsinn, sagte er sich. Sie hat dich anders gesehen in diesen vier Tagen. Er zog Robics Nachthemd über den Kopf, stand nackt vor der Schüssel und begann, sich zu waschen. Es war gar nicht so einfach, die Verbände behinderten ihn, es waren gute Verbände, dieser unbekannte Dr. Vicivic schien im Wickeln begabt zu sein, nur seine Wundsalben mußten aus dem Mittelalter stammen.
    »Gib mir den Lappen«, sagte Danica hinter Corell. »An den Rücken kommst du nicht ran.«
    Er reichte ihr den Waschlappen, sie wusch ihm den Nacken, den Rücken, das Gesäß, die Schenkel bis hinunter zu den Kniekehlen, und er stand ganz still und genoß mit einem merkwürdigen Gefühl der Zufriedenheit ihre Hand und ihre Nähe.
    »Dein Koffer ist auch da, Sascha«, sagte sie, als sie ihn abgetrocknet hatte. »Die Miliz hat ihn gebracht. Das Protokoll hat Vater unterschrieben. Deinen Wagen haben sie ganz herunterstürzen lassen und weggebracht. Es gab keine andere Möglichkeit.«
    Er hörte sie hinter sich rumoren, drehte sich um und sah Danica mit seinem Schlafanzug beschäftigt. »Mein Anzug wäre mir lieber«, sagte er.
    »Erst, wenn
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