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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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Weib.
    Sie kam aus der Stadt – so viel wusste Drum – und hatte wohl auch immer noch Verbindungen dorthin. Und sie war rachsüchtig und verzweifelt genug, um Informationen gegen Geld und Drogen einzutauschen. Sie hatte das Leuchtfeuer entzündet, dem der alte Dodge bis hierher gefolgt war.
    Drum bückte sich wieder in den Bungalow und gab ihr eine sanfte Ohrfeige. Ihr Kopf kippte zur Seite, ein Speichelfaden zog sich über Wange und Kinn.
    Grunzend machte er sich an die Arbeit, wiederholte, was sie gerade getan hatte. Er kochte drei weitere Löffel Heroin auf, wobei ihn nach jeder Portion der ekelhaft süße, widerliche Gestank zum Luftschnappen vor die Tür trieb. Schließlich hatte er drei weitere Spritzen in Hollys geschundene Arme geleert.
    Nach dem zweiten Schuss atmete sie schwer. Nach dem dritten entleerten sich Blase und Darm, und sie starb mit einem traurigen leisen Flüstern. Drum legte einen seiner riesigen Wurstfinger an ihren Hals. Nichts.
    In einem Anflug von Sentimentalität beugte er sich vor und berührte ihre kalte Stirn mit seinen Lippen. Dann zog er das Handy aus ihrer Tasche und steckte es zu seinem eigenen.
    Schließlich wischte er mit einem Taschentuch seine Fingerabdrücke vom Besteck, verließ den Bungalow, setzte sich in den Ford und machte sich wieder auf den Weg.
    Beim Fahren sang er den alten Hank-Williams-Song über ein untreues Herz, während der flackernde Stern im Rückspiegel noch einmal aufleuchtete und schließlich ganz verlosch.

6
    Skye lag in der Dunkelheit auf ihrem Bett und wartete, bis Gene nach Hause kam. Er hatte angerufen, kurz nachdem sie aus der Dusche gekommen war, und sich erkundigt, ob ihr oder Timmy etwas passiert wäre. Alles okay, hatte sie mit einem Zittern in der Stimme geantwortet, das ihm nicht entgangen sein konnte. Er sagte, er hätte ziemlich viel zu tun und wüsste noch nicht, wann er heimkäme.
    Es war schon nach drei, doch sie konnte unmöglich einschlafen. Nicht wenn sie daran dachte, dass er gerade mit den Folgen ihrer Taten beschäftigt war. Ob er wieder für sie lügen würde, so wie damals, vor so vielen Jahren, als sie zu Waisen geworden waren und sich eine Geschichte ausgedacht hatten, die schon bald die offizielle Version darstellte: Namenlose, unbekannte Landstreicher waren eines Nachts aufgetaucht, hatten ihre Mutter erschossen, Gene bewusstlos geschlagen und dann ihren Vater ausgeweidet und aufgefressen.
    Die Wahrheit lag zusammen mit ihren Eltern begraben und erhob sich nur in den Albträumen, die Skye seit ihrer Kindheit heimsuchten. Verschwommene Fragmente, die entweder Erinnerungsfetzen oder – wenn man einer ganzen Reihe von Therapeuten glauben wollte – Nebenprodukte einer posttraumatischen Belastungsstörung darstellten.
    Im Laufe der Jahre hatte Skye diese Erinnerungen zu einem lückenhaften Mosaik mit unvollständiger, chaotischer Chronologie zusammengesetzt. Sie hatte miterlebt, wie ihr Bruder unter dem Eindruck dieser verhängnisvollen Nacht zu einem gehetzten Mann herangewachsen war. Zu einem guten, aber mürrischen Mann. Humorlos. Besessen. Getrieben von einer glühenden Hingabe an das Gesetz. Als ob diese Hingabe die Dämonen im Zaum halten könnte – das, was mit seiner Frau und seinem Kind geschehen war, bewies jedenfalls das Gegenteil.
    Immer wenn Skye mit Gene über jene Nacht sprechen wollte, in der sie erst zwei Jahre alt gewesen war, schüttelte er nur den Kopf und erzählte ihr noch einmal, dass sie sich im Schlafzimmer versteckt und dadurch von den Mördern nicht bemerkt worden war. Bis er ihren Onkel, den Sheriff, angerufen und dann nach ihr gesehen hatte. Das, woran sie sich zu erinnern glaubte, war nur die immer weiter ausgeschmückte Version der grauenhaften Szenerie, die sich ihr dargeboten hatte, als Milt Lavender sie zum Streifenwagen getragen und dabei nicht verhindern hatte können, dass sie einen Blick auf das Wohnzimmer mit den blutverschmierten Wänden warf.
    Aber Skye hatte die Geschichte von den Landstreichern nie geglaubt – ohne genau zu wissen, weshalb. Sie hatte ihren Vater getötet. Eine finstere Macht in ihr hatte ihr die Kraft dazu verliehen, eine Wut, deren Echo sie jedes Mal vernahm, wenn sie Zorn oder Angst verspürte.
    Deshalb hatte sich Skye immer weiter zurückgezogen, bis die Realität schließlich so verschwommen wie die Erinnerungsfetzen war. Sie kapselte sich jedem Gefühl gegenüber ab. Irgendwann hatte sie mal ein Foto von einem Romanov-Prinzen gesehen, der an der Bluterkrank heit
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