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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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Deputy Sheriff Gene Martindale folgte mit dem Strahl seiner Taschenlampe der langen Eingeweideschlinge, die wie eine exotische Frucht von einer Pappel baumelte. Sofort war ihm klar, dass er es hier mit etwas weitaus Abgründigerem zu tun hatte als den Halbstarken, den kleinen Drogendealern und den prügelnden und saufenden Ehemännern, die sonst seinen Alltag bestimmten.
    Der Lichtstrahl glitt den Baum hinunter, über den Boden und einen menschlichen Kopf. Gene hielt inne und schwenkte die Lampe wieder auf den Kopf zurück, der im roten Sand neben den Ruinen des alten Roadhouse lag. Nach und nach entdeckte er weitere Körperteile auf dem Schotter und im spärlichen Buschwerk: Köpfe, Arme, Füße und Organe lagen scheinbar wahllos verstreut herum. Er zählte kurz nach und schätzte, dass die Gliedmaßen zu mindestens drei Männern gehörten. Mit einem Mal überkam ihn eine Panik, die er nur mit Mühe unterdrücken konnte.
    Gene war ein dünner Mann, der älter als seine dreißig Jahre wirkte, asketisch, ohne ein Gramm Fett auf den Knochen. Die tiefen Falten in seinem Gesicht waren fast so scharf wie die seiner Uniform, die er jeden Morgen vor Sonnenaufgang ordentlich bügelte.
    »Hast du dich mal umgesehen?«, fragte er Deputy Bobby Heck, der diese gotteslästerliche Schweinerei entdeckt hatte.
    »Nein, Sir.« Heck klang, als ob er sein Abendessen bereits von sich gegeben hätte und der Nachtisch nicht lange auf sich warten lassen würde.
    »Okay, Bobby. Du erzählst mir jetzt klar und deutlich, was passiert ist.«
    »Ich war bei ’nem Fall von häuslicher Gewalt, drüben in Double Heart. Der alte Pruitt hat seine Alte mal wieder ordentlich in die Mangel genommen. Auf dem Rückweg hab ich den hier gesehen.« Er deutete auf das staubige Auto, das im Scheinwerferlicht seines Streifenwagens stand. Der V8 brummte tief im Leerlauf vor sich hin, der Auspuff klapperte, beide Türen standen sperrangelweit offen. »Ich wollte nachsehen, und da hab ich das hier gefunden.«
    »Und auf der Straße war niemand?«
    »Niemand. Nichts.«
    Gene ging zum Auto hinüber. Es war ein Dodge Charger – Baujahr ’68, wenn er sich nicht irrte –, genau wie der, der sich in diesem alten Film eine Verfolgungsjagd mit Steve McQueens Mustang lieferte.
    »Hast du den Wagen durchsucht?«
    »Nein, Sir. Ich dachte, ich warte lieber auf Sie.«
    Gene grunzte und reichte Heck die Taschenlampe. Er zog ein Paar Untersuchungshandschuhe aus der Uniformtasche, streifte sie über und streckte die Finger aus. Dann ließ er sich die Lampe zurückgeben und richtete sie auf den umgeklappten Fahrersitz, dessen Lehne das Lenkrad berührte. Also hatte auch hinten jemand gesessen. Sie waren zu dritt gewesen. Mindestens.
    »Okay, Bobby. Hol die anderen. Wir müssen hier alles absichern, bis die State Police, die DEA und der ganze verdammte Zirkus eintrudeln.«
    »Ist wohl ’ne Drogengeschichte?«
    »Was denn sonst?«
    Heck nickte und kletterte die Böschung zum Streifenwagen hinunter. Gene beleuchtete die Lenksäule. Der Zündschlüssel steckte im Schloss, eine Kette mit einem Totenkopf aus Plastik baumelte daran. Er schaltete den Motor ab, wobei er darauf achtete, die Fingerabdrücke auf dem Metall nicht zu verwischen.
    Dann beugte er sich vor und ließ den Lichtstrahl durch das Innere des Fahrzeugs schweifen. Zwischen den Vordersitzen steckte eine halb leere Flasche Jack Daniel’s. Der Boden war mit Hamburgerpapieren übersät. Auf der Rückbank glitzerte etwas: eine Methpfeife. Daneben lag etwas Asche auf dem Leder.
    Gene griff unter die Vordersitze und ertastete auf der Beifahrerseite eine abgesägte Schrotflinte. Er nahm sie am Abzugsbügel heraus und schnupperte am Lauf. Sie war seit Längerem nicht abgefeuert worden. Er legte sie wieder dorthin zurück, wo er sie gefunden hatte, richtete sich auf, zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und ging zum Kofferraum.
    Heck begleitete ihn. »Die Jungs sind unterwegs.«
    Gene nickte und steckte den Schlüssel ins Kofferraumschloss. Er gab die Taschenlampe an Heck weiter und zog seine Glock aus dem Gürtelholster. Als er den Schlüssel umdrehte, bis es klickte, hörte er, wie Heck tief Luft holte. Langsam brachte er die Automatik in der rechten Hand in Anschlag und öffnete mit der linken die Klappe. Im Kofferraum befanden sich ein Ersatzreifen, ein Wagenheber, ein paar andere Werkzeuge und ein Haufen leerer Schnapsflaschen und Essensverpackungen.
    Nichts, was ihm hätte gefährlich werden können. Und auch keine
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