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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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Hut im Wagen und nahm eine braune Papiertüte aus dem Handschuhfach. Dann ging er zur Tür und klopfte leise an.
    »Ja?« Eine Frauenstimme. Heiser. Aufgewühlt.
    »Ich bin’s, Süße.«
    Ein Riegel wurde zurückgeschoben. Die Tür schwang auf, und dahinter kam eine abgerissene Frauengestalt irgendwo zwischen dreißig und dem Tod zum Vorschein. Zerzaustes blondes Haar stand von ihrem Schädel ab.
    »Himmel, Dellbert. Ich geh schon die beschissenen Wände hoch.«
    »Entspann dich, Holly. Ich hab was für dich.«
    Die Frau ging wieder in ihre Bruchbude zurück. Es stank nach Schimmel und Verfall. Durch ein Loch in der Decke konnte man die Sterne sehen. Der Bungalow hatte jahrelang leer gestanden, bevor Holly – Tincups ältestes noch aktives Eheweib – dem Prediger einmal zu oft dumm gekommen und dafür vor zwei Wochen hierher verbannt worden war.
    Sie ließ sich in einen Stuhl fallen und kratzte mit den abgebissenen Fingernägeln auf dem Holz der Tischplatte herum. Die gelbe Kerzenflamme beleuchtete das faltige Gesicht eines langjährigen Junkies. Chrom blitzte auf, als sie ein kleines Handy in ihrer Handfläche verschwinden und dann in die Jeanstasche gleiten ließ. Da wusste Drum, dass seine Vermutung richtig war. Tincup hatte seinen Jüngern die Dinger verboten. Die einzige Stimme, die sie hören sollten, war seine eigene.
    Drum musste sich umständlich ducken, damit er nicht mit dem Kopf gegen die Decke stieß oder seine Uniform mit der versifften Sperrholzplatte in Berührung kam, die als Raumteiler diente und an der ein verblichener Kalender von 1999 hing. Er schob ihr die Papiertüte zu. Sie leerte sie aus. Drei zugeknotete Ballons fielen auf den Tisch.
    »Ein kleines Mitbringsel.«
    Holly machte sich mit zitternden Fingern am Knoten eines Ballons zu schaffen und schüttete das billige Heroin auf die Papiertüte. Drum trat in die Tür und zündete sich gegen den Gestank eine Zigarre an, während er Holly bei der Arbeit zusah.
    Sie bereitete den Schuss vor, ohne ihn weiter zu beachten. Dazu kramte sie das Besteck aus den Schatten: einen verbogenen rußgeschwärzten Löffel, ein Messer, einen Wattebausch, eine Flasche Wasser, einen Gummischlauch zum Abbinden und – natürlich – die Nadel.
    Sie kochte das Heroin im Löffel über der Kerzenflamme, bis es blubberte, und gab etwas Wasser hinzu. Der scharfe Geruch von La Negra stieg Drum in die Nase. Sie legte den Löffel auf den Tisch, warf den Wattebausch auf die Flüssigkeit und zog das Heroin durch diesen behelfsmäßigen Filter in die Spritze.
    Dann krempelte sie den Ärmel hoch. Darunter kam der eiternde Arm einer langjährigen Konsumentin zum Vorschein. Die Haut erzählte eine traurige Geschichte aus unzähligen Narben, Verkrustungen und Geschwüren. Holly legte sich den Gummischlauch um, ballte die Hand zur Faust und machte sich auf die Suche nach einer brauchbaren Vene. Sie schnippte gegen die Spritze, rammte die Nadel in die Ader und drückte den Kolben hinunter.
    Die Wirkung setzte unmittelbar ein. Sie entspannte sich. Sie seufzte. Sie lächelte, und der Schatten vergangener Schönheit huschte über ihr Gesicht.
    »Setz dich doch zu mir, Dellbert.«
    »Geht nicht, Holly. Ich muss weiter.«
    »Da drüben steht ein großes altes Bett«, sagte sie und wedelte mit ihrem Skelettarm in Richtung Schlafbereich. »Fast groß genug für dich.«
    Alle Reize, die sie einmal besessen hatte, waren lange verflogen. Drum schüttelte nur lächelnd den Kopf. Sie war bereits weggedöst, ihr Kinn lag auf ihrer Brust. Er kannte sie schon sehr lange – seit sie eines sonnigen heißen Tages mit Tincup und seiner kleinen Karawane hier angekommen war. Die erbosten Behörden hatten den Prediger immer weiter nach Süden getrieben, bis er schließlich mit Drum eine Vereinbarung getroffen hatte, die zu ihrer beider Vorteil war.
    Damals – in den späten Neunzigern – war Holly eine üppige Blondine mit dem Arsch eines Cheerleaders und den Titten eines Playboyhäschens gewesen. Sie hatten es ziemlich oft miteinander getrieben, was Tincup, der vollauf mit seinem Harem beschäftigt gewesen war, nicht weiter gestört hatte.
    Als Hollys Sucht immer mehr überhandgenommen hatte, war es mit dem Sex vorbei. Eine Sucht, die Drum übrigens nach Kräften unterstützte, um sie gefügig zu machen. Sie war seine Spionin an Tincups Hof. Oder war es zumindest gewesen, bevor ihr loses Mundwerk sie in die Verbannung getrieben hatte. Statt seiner Hauptfrau war sie nun ein verschmähtes
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