Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Larissas Neugier geweckt, und sie hielt inne.
    »Ja?«
    »Nehmt ihr mich, Herrin?«
    Larissa legte die Hand unter das kleine Kinn und hob den Kopf des Mädchens an. Es handelte sich nicht um ein junges Mädchen, sondern um eine Frau ihres Alters. Der Körper war üppig, aber fest, und der Bauch zeigte keine Anzeichen einer überstandenen Geburt. Die Fremde hatte schwarze Haare, eine leicht gebräunte Haut und riesige grüne Augen.
    »Wer warst du?«
    »Eine Edelfrau, die einem der vornehmsten Häuser angehörte.« Nachträglich fügte sie hinzu: »Herrin.«
    »Mit anderen Worten: Du bist nutzlos. Du hast keine Fähigkeiten und keine Erfahrung, die eine Sklavin haben sollte.«
    »Im Gegenteil, Herrin. Ich verfüge über jegliche Fähigkeit, die der Gefährtin einer Königin von Nutzen sein kann.«
    Das war unerwartet und belustigte Larissa. »Erkläre es näher.«
    Die vollen Lippen der Frau verzogen sich zu einem leichten Lächeln. Jetzt, da sie die Aufmerksamkeit der Königin erregt hatte, stieg ihr Selbstbewusstsein. »Ihr seid die Königin der Inseln, Herrin, aber die Lebensweisen der Reiche des Festlandes sind Euch unbekannt. Ihr werdet Rat brauchen, wie eine Königin leben sollte.«
    »Ich lebe schon jetzt wie eine Königin. Außer meinem Gemahl gibt es niemanden, der sich mir nicht zu unterwerfen hat.«
    »Verzeihung, Herrin, aber das gilt nur dort, wo der Speer des Königs regiert. Die Welt ist größer, als Ihr denkt. Es gibt viele Königreiche und viele Königinnen.«
    Larissa richtete sich auf. »Und wenn schon! Sie alle werden sich im Laufe der Zeit vor König Gasam verneigen müssen.«
    »Selbstverständlich, Herrin. Aber in der Zwischenzeit müsst Ihr mit ihnen leben. Es wird Botschaften und königliche Besuche geben. Selbst ein so erfolgreicher Eroberer wie Euer Gemahl muss sich mit anderen Herrschern abgeben, bis er sie unterwirft. Ihre Königinnen werden nach Euren Schwächen Ausschau halten und sich auf Euren Mangel an Erfahrung stürzen. Sie können sehr hinterlistig sein, Herrin.«
    »Ich auch«, entgegnete Larissa. »Du bist recht vorlaut und wirfst mir Unkenntnis vor. Warum erregst du meinen Unwillen?«
    Die Frau lächelte noch immer. »Ich wollte Eure Aufmerksamkeit erregen. Ich könnte Euch behilflich sein.«
    »Warum willst du mir helfen? Du wärest trotz allem eine Sklavin. Ich könnte dich belohnen, schlagen, in Ketten legen lassen oder töten, ganz wie es mir beliebt.«
    »Anscheinend ist es mein Schicksal, Sklavin zu sein. Aber ich glaube, ich wäre sehr gerne Eure Sklavin, Herrin.«
    Larissa sah die Frau eine Weile nachdenklich an. »Wie heißt du?«
    »Dunyaz, Herrin.«
    »Folge mir.« Die Königin ging auf ihren neuen Palast zu, und die Sklaven, begleitet von den Shasinnwachen, folgten ihr den Hügel hinauf.
     
    Vor den Stadtmauern begutachtete König Gasam die entwaffneten Soldaten von Floria. Um ihn herum standen seine Offiziere; harte Kriegshäuptlinge, die einem Dutzend verschiedener Inselrassen angehörten. Gasam zog seine Shasinn allen anderen Völkern vor, wusste aber, dass die meisten Krieger Offizieren der eigenen Rasse besser gehorchten. Daher belohnte er Treue und Klugheit mit hohen Rängen, gleichgültig, welchem Stamm und welchem Volk der Betreffende angehörte.
    »Nie zuvor sah ich eine so klägliche Kaggaherde«, erklärte ein grimmig aussehender Asasahäuptling.
    Wenige Schritt entfernt standen ungefähr dreihundert entwaffnete Männer. Einige trugen trotzige Mienen zur Schau, alle aber waren sichtlich verängstigt. Man hatte ihnen auch die Rüstungen abgenommen, und sie trugen Lendenschurze oder Tuniken. Es handelte sich größtenteils um gedrungene, braunhaarige Männer, um Einheimische. Der Kampf war nur kurz gewesen. Die Garnison schien nicht auf den Überraschungsangriff der Inseltruppen gefasst gewesen zu sein, als die feindlichen Boote im Morgengrauen landeten und unzählige speerschwingende Krieger mit schwarzen Schilden an Land sprangen. Die Soldaten hatten ihre Waffen ergriffen und versucht, die Eindringlinge abzuwehren, aber die Stadtmauer war halb zerfallen, und die hochgewachsenen, tapferen Krieger stürmten die Stadt. Von den Mauern zurückgedrängt, hatten die Soldaten versucht, den Kampf in den Gassen und Straßen Florias fortzusetzen, aber schon bald desertierten die meisten der Offiziere. Jene, die noch mit der Waffe in der Hand standhielten, gaben auf, als einer der feindlichen Offiziere ihnen Verschonung anbot.
    »Der König wird zu euch sprechen!«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher