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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde
Autoren: John Maddox Roberts
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Krieger, ihrem König zu dienen. Man sagt, sie hätten auch ein paar erfolgreiche Raubzüge in den abgelegeneren Küstenstrichen des Festlandes durchgeführt. Malk erzählte, dass die Krieger leicht an den eigentümlichen schwarzen Schilden zu erkennen seien …«
     
    Hael dachte lange über den Brief nach und wurde von einem unguten Gefühl beschwert. Er hatte angenommen, sich von seiner Vergangenheit befreit zu haben. Das Leben, das er sich hier geschaffen hatte, war einzigartig und anders als das gewöhnlicher Männer. Er hatte geglaubt, sein Volk vor allen Gefahren schützen zu können, die es eines Tages bedrohen würden. Aber jetzt zeichnete sich eine größere Gefahr ab. Gasam lebte noch!
    Er hatte vermutet, dass Gasam zu verrückt war, um noch am Leben zu sein. Allerdings hielten viele Menschen auch ihn als Gasams Stiefbruder für wahnsinnig. Gasam hasste Hael auf unerklärliche, inbrünstige Weise. Und nun lebte er nicht nur, nein, auch er war ein König und ein Eroberer geworden.
    Hael wandte sich ab und blickte durch das Fenster zu den Bergen hinüber, die sich im Westen erhoben. Er wusste so sicher, wie er das vernarbte Gesicht des Mondes jeden Abend sah, dass Gasam ein so furchtbarer Tyrann war wie jene, von denen die alten Legenden erzählten. Hael vernahm die Stimmen der Geister, die außer ihm niemand hörte. Sie teilten ihm mit, dass er eines Tages, irgendwo in der riesigen Ebene, die sich jenseits des Gebirges bis hin zur Küste erstreckte, seinem Stiefbruder Gasam begegnen würde – und diese Begegnung würde grauenvoll sein.

 
KAPITEL ZWEI
     
    D er Geruch der brennenden Leichname beglückte Gasam. Der König stand auf den Stufen des Tempels und ließ den Blick über den freien Platz gleiten. An einer Seite waren die neuen Sklaven dabei, die Toten auf einen aus brennenden Balken errichteten Scheiterhaufen zu werfen. Auf der anderen Seite schichteten seine Krieger die Beutestücke auf, die lebenden und die leblosen. Das Prasseln der Feuer wurde vom Weinen und Jammern der Frauen und vom Schluchzen der Kinder übertönt. Auch diese Laute erfreuten den König.
    Gasam war ein hochgewachsener, gutaussehender Mann von Anfang Dreißig. Sein langes blondes Haar fiel ihm offen über den Rücken, wie es bei den älteren Shasinnkriegern üblich war. Er verzichtete auf Körperbemalung, Federn und Pelze, die von den meisten Shasinn bevorzugt wurden. Er war mit einem Lendenschurz aus einfachem roten Leder bekleidet, und ein Kurzschwert hing an seinem Gürtel. Inmitten der farbenfroh gekleideten und bemalten Krieger hob ihn die schlichte Aufmachung ebenso gut hervor, als wäre er mit Juwelen und königlichen Gewändern geschmückt gewesen.
    »Mein Gebieter.«
    Er wandte sich um und erblickte seine Frau, die den Tempel verlassen hatte. Königin Larissa war die schönste aller Shasinnfrauen. Das wusste sie auch und wünschte, diese Tatsache vor niemandem verborgen zu halten. Ihr Körper war mit erlesenem Schmuck behängt; sonst trug sie keinerlei Kleidung. Der König ergötzte sich daran, dass sich seine Frau derart zur Schau stellte und keiner der Männer es wagte, sie begierig anzusehen. Heute fiel ihm eine Veränderung auf. Larissas Brustwarzen wurden von kunstvoll gearbeiteten goldenen Kappen bedeckt, die durch eine dünne Goldkette miteinander verbunden waren. Sie schmiegte sich an ihren Mann und zuckte zusammen, als er spielerisch an der Kette zog.
    »Wie bleiben sie an ihrem Platz?« erkundigte er sich grinsend.
    »Das ist mein Geheimnis. Aber du kannst sicher sein, dass es sehr schmerzhaft ist.«
    »Schön«, antwortete er. Gasam und Larissa hegten Vorlieben, die denen der gewöhnlichen Menschen völlig unähnlich waren. »Wollen wir uns meine neuesten Eroberungen ansehen?«
    Am Fuße der Treppen reichte ihm sein Waffenträger den Speer. Die hervorragend gearbeitete Waffe bestand fast ausschließlich aus Stahl und besaß nur einen kurzen Holzgriff. Gasam hatte die Stahlkanten von den Waffen besiegter Stammesoberhäupter entfernen und zu diesem auffälligen Speer verschmelzen lassen, um seine Macht und den Unterschied zwischen ihm und den einfachen Häuptlingen zu verdeutlichen. Der Waffenträger, der den langen, schwarzen Schild des Königs trug, folgte den beiden. Die Krieger brachen in bewundernde und anerkennende Rufe aus, als sie ihres Königs und seiner Gemahlin ansichtig wurden. Die wahren Shasinn behielten ihre stolze Haltung bei, aber die Angehörigen untergeordneter Stämme fielen auf die Knie
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