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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde
Autoren: John Maddox Roberts
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bei denen er zu entscheiden hatte, welchem Kaufmann bestimmte Handelsprivilegien zustanden und welche Zuchttiere als Geschenke an die benachbarten Herrscher gehen würden. Wie üblich, bedrängten ihn die Könige des Südens, ihnen einige seiner Krieger zu überlassen, die als Freiwillige in ihren Armeen dienen sollten. Sie boten ihm eine gute Entlohnung an, aber Hael lehnte ab. Er wollte nicht, dass seine jungen Männer sich angewöhnten, fremden Herrschern zu dienen.
    Unter den Bittstellern befanden sich auch Priester und herumziehende Weise der unterschiedlichsten Religionen. Einige von ihnen waren ebenfalls Spione, aber die meisten wollten nur einmal den ungewöhnlichen König zu Gesicht bekommen, der angeblich ein Schamane oder Priester war. Hael garantierte auch diesen Reisenden einen sicheren Aufenthalt in seinem Land, wenngleich er ihre Predigten meistens als Belästigung empfand. Aber vor langer Zeit hatte er gelernt, dass die Männer weit gereist waren und nichts lieber taten, als davon zu erzählen. Sie erwiesen sich oft als unerschöpfliche Wissensquellen über fremde Länder und Völker. Im Gegensatz zu den Händlern erwarteten die heiligen Männer selten eine Bezahlung für ihre Dienste. Aus diesem Grund behandelte sie Hael mit größter Höflichkeit.
    Diese Gruppe bezeugte ihm auf umständliche und steife Art ihre Ehrerbietung, um ihre Verblüffung zu verbergen. Daran war Hael gewöhnt. Priester oder Häuptling, Kaufmann oder Krieger: Keiner von ihnen mochte glauben, dass König Hael, der aus dem Nichts kam und ein riesiges Reich aus primitiven Völkern gründete, der hervorragende diplomatische und kaufmännische Beziehungen mit der halben Welt pflegte und über eine berittene Armee verfügte, die nicht noch einmal ihresgleichen fand, nur ein junger Mann von Mitte Zwanzig war.
    Hael erblickte einen staubbedeckten Unterhäuptling der Matwas und winkte ihm, näher zu treten. »Neuigkeiten aus Breitblatt?« So hieß das Heimatdorf der Königin.
    »Nicht, als ich vor zwei Tagen abreiste«, berichtete der Mann. »Die alte Frau bewacht das Haus, als wäre sie ein Langhals.«
    »Bei diesen Gelegenheiten ist meine Schwiegermutter unnachgiebig«, antwortete Hael. Er war beruhigt. Hätte es Schwierigkeiten gegeben, hätte die Mutter seiner Frau hundert Männer ausgeschickt, um ihn mit Gewalt nach Hause zu holen.
    Nachdem der formelle Teil des Tages beendet war, ließ sich Hael die eingegangenen Botschaften bringen. Die meisten waren offizieller oder halboffizieller Natur. Bei den wenigsten handelte es sich um persönliche Briefe. Hael ergriff eine Schriftrolle, die letzterer Gattung angehörte und ein ihm wohlbekanntes Siegel trug. Sie stammte von Choula, dem königlichen Schriftgelehrten. Etliche der anderen Botschaften hatte Choula ebenfalls geschrieben, aber nur diese eine war persönlicher Natur. Der Gelehrte hatte Hael einst im Schreiben unterrichtet.
    Hael lehnte sich zurück und erbrach das Siegel. Das Schreiben war lang und ausführlich, und mit den neuesten Tratsch- und Klatschgeschichten aus der Stadt und vom Königshof gefüllt. Außerdem enthielt es Beschreibungen kürzlicher Expeditionen zur Erforschung von Bodenschätzen, denen Landkarten beigefügt waren. Choula war ein ausgezeichneter Kartograph und hatte Hael eingebläut, wie wichtig genaue Landkarten waren. Hael ergriff ein wohliges Gefühl, weil er so mit einem Freund in Verbindung blieb, den er seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hatte. Im letzten Drittel des Briefes erfuhr er jedoch etwas, das sein Wohlgefühl in eisige Kälte verwandelte.
     
    »… unser geliebter König Pashir versichert dich seiner ewigen Freundschaft, wenngleich er es als ein wenig unhöflich empfindet, dass du dich einfach zum Herrscher hast machen lassen, obwohl du doch eigentlich für ihn hättest arbeiten sollen. Zum Zeichen seiner Wertschätzung hat er vor kurzem deinen alten Freund, den Kapitän Malk, zu einem der Meister der neuen Seehandelsgilde ernannt. Malk ist inzwischen recht wohlhabend und besitzt sechs eigene Schiffe. Er bat mich, dir folgende, ein bisschen seltsame Neuigkeiten mitzuteilen: Anscheinend gilt es seit einiger Zeit als ausgesprochen gefährlich, zu den Inseln zu reisen, auf denen du geboren wurdest. Dort lebt ein neuer König, an dessen Namen ich mich leider nicht erinnere. Er hat die meisten Inseln zu einem großen Reich vereint. Seine Krieger fahren mit ihren Booten von einer Insel zur anderen, erobern sie und zwingen die dort lebenden
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