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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde
Autoren: John Maddox Roberts
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Vergnügen des Königs. Alle, die gehorchen, werden gut behandelt. Wer ungehorsam ist, wird geschlagen. Wer sich auflehnt, wird getötet. Ich bin Königin Larissa. Nach dem König bin ich diejenige, der ihr untersteht.«
    Die Gefangenen beruhigten sich ein wenig. Larissa wusste, dass die Menschen anfangs fester Regeln bedurften. Sie ergaben sich schneller in ihr Schicksal, wenn sie genau wussten, woran sie waren. »Ihr habt den Anordnungen jedes Shasinn augenblicklich zu gehorchen, außer, wenn sie den Befehlen des Königs oder den meinen widersprechen. Inzwischen wisst ihr, woran ihr die Shasinn erkennen könnt.« Mit weit ausholender Geste deutete sie auf Gasams Elitetruppe, die – auf die schwarzen Schilde gestützt – die Beute mit neugierigen Blicken betrachtete. Es handelte sich um hochgewachsene Männer mit langen Haaren, deren Farbenvielfalt von Gold bis hin zu Weißblond reichte. Ihre von Natur aus gebräunte Haut war durch die Sonne fast kupferfarben geworden, und alle hatten blaue Augen.
    »Ihr gehorcht auch den Befehlen Angehöriger niederer Stämme, sofern sie nicht denen eines Shasinn widersprechen. Ihr habt keine Rechte, die ein freier Mann oder eine freie Frau respektieren müssen. Vergesst jeglichen Stolz, eure Herkunft und die Vergangenheit. Von nun an habt ihr nur eine einzige Tugend: den Gehorsam. Sorgt dafür, das nie zu vergessen. Jetzt werde ich meine persönlichen Diener auswählen. Steht auf und lasst das Gejammer! Ihr seid bereits dem Tod entkommen, und davor habt ihr euch doch am meisten gefürchtet.«
    Als sie ihren menschlichen Besitz in Augenschein nahm, achtete sie auf bestimmte Dinge. Die Männer interessierten sie nicht. Da Larissa unter stolzen Kriegern aufgewachsen war, ertrug sie die Gegenwart eines gesunden Mannes nicht, der nicht kämpfen konnte. Auch Frauen mit Kindern beachtete sie nicht weiter, da sie nicht wollte, dass ihre Dienerinnen anderweitig abgelenkt waren. Es war zu früh, sich der Frauen zu bemächtigen, die noch vor wenigen Tagen frei gewesen waren, aus guten Familien stammten und vielleicht selbst Sklaven besessen hatten. Es schien ihr zu anstrengend, sie umzuerziehen.
    Larissa blieb vor einer großen, wunderschönen Frau mit schwarzem Haar und sehr heller Haut stehen. Die Sklavin stand ruhig und gelassen vor ihr und schien weder durch ihre Nacktheit, noch durch die genaue Musterung peinlich berührt zu sein.
    »Wurdest du als Sklavin geboren?« fragte Larissa.
    »Als Kind gefangen genommen, Herrin.« Die Frau hielt den Kopf und die Augen gesenkt, aber ihre Stimme klang klar und fest.
    »Woher stammst du?«
    »Aus dem tiefsten Süden, Herrin. Nahe der Grenze zu Chiwa.«
    »Wo hast du gedient, ehe wir kamen?«
    »Im Hause von Hanas, dem Hohepriester des Aq, Herrin.«
    »Gut. Dann kennst du dich mit der Arbeit in einem großen Haushalt aus.«
    »Ja, Herrin.«
    »Geh und stell dich neben den jungen Krieger.« Sie wies auf einen ihrer Leibwächter, einen muskulösen jungen Mann, dessen langes Haar in Hunderte winziger Zöpfe geflochten war, das Zeichen der jungen Shasinnkrieger.
    Schnell wählte die Königin noch etliche Sklavinnen aus. Hauptsächlich achtete sie auf Schönheit und bereits vorhandenen Gehorsam. Auch ein paar freigeborene Mädchen, die noch jung genug waren, um sich schnell an ihre neue Lebensweise zu gewöhnen, waren darunter. Gewöhnt an das einfache Leben ihrer heimatlichen Insel, hatte sie keine Verwendung für die besonderen Fähigkeiten, über die viele der Sklaven aus vornehmen Häusern verfügten. Sie brauchte keine Näherinnen, da sie selten mehr als einen Lendenschurz trug. Haarkünstlerinnen und Schminkerinnen hielt sie für völlig unnötig. Die Musik des Festlandes gefiel ihr ebenso wenig wie die dortige Küche, und so beachtete sie weder Musikantinnen noch Köchinnen. Gerade wollte sie sich abwenden, als eine etwas anmaßende Stimme sie stehen bleiben ließ.
    »Herrin!«
    Larissa erblickte eine kleine Frau, an der sie vorübergegangen war, weil sie sich ein wenig abseits von den anderen Sklaven hielt. Das ließ auf ein Temperament schließen, dem man nur mit heftigen Schlägen Einhalt gebieten konnte. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte ihr das Freude bereitet, aber nun, da sie einen Palast bauen lassen und die Stadt beherrschen wollte, war sie viel zu beschäftigt. Sie sollte das Mädchen nicht beachten – oder, noch besser, sie für die Frechheit, die Herrscherin ohne Erlaubnis anzusprechen, züchtigen lassen. Aber inzwischen war
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