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Der große Galaktiker

Der große Galaktiker

Titel: Der große Galaktiker
Autoren: A. E. van Vogt
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DER GROSSE GALAKTIKER
     
1.
     
    Man nehme ein vernunftbegabtes Wesen …
    Das könnte sogar auf Steve Hanardy passen. Er war kaum mittelgroß, stämmig, und er erweckte den Eindruck, nie nach etwas Höherem gestrebt zu haben. Stets hielt er die Augen zusammengekniffen, als müßte er sie vor der allzu grellen Sonne schützen. Sein Gesicht war breit und fleischig. Aber er war ein Mensch. Er war fähig zu denken und zu handeln, und er richtete sich nach dem Apostelspruch: »Geben ist seliger denn nehmen.«
    … Versetze diese vernunftbegabte Person in ein Sonnensystem, das von einem zwei Milliarden Lichtjahre tiefen, scheinbar aus Nichts bestehendem Ozean umgeben wird, an den wiederum anscheinend nur Leere anschließt.
    Hanardy, ein Nachkomme irdischer Einwanderer auf dem Mond und den Planeten des Sonnensystems, war auf Europa, einem der Jupitermonde, geboren, noch ehe die Kolonisten ein Bildungssystem entwickelt hatten. Er wuchs ohne schulische Erziehung auf, wurde Gelegenheitsarbeiter, und heuerte auf den verschiedensten Frachtern und Passagierraumern an, deren Route zwischen den kleinen und kleinsten Asteroiden hindurch und von den Monden zu den bewohnbaren Planetoiden führte, die den mächtigen Jupiter umgaben. Der Handel hier war sehr einträglich, und schließlich besaß sogar der geistig wenig rege Hanardy einen eigenen Frachter. Am gewinnbringendsten stellten sich von Anfang an die gelegentlichen Fahrten zu dem Asteroiden heraus, auf dem der Wissenschaftler Professor Ungarn mit seiner Tochter Patricia lebte. Seit Jahren waren das wirklich lukrative Routinefahrten ohne besondere Vorkommnisse.
    … Konfrontiere dieses vernunftbegabte Individuum mit dem Rätsel des Seins …
    Die letzte Fahrt unterschied sich beträchtlich von den bisherigen.
    Zum ersten hatte er einen Fahrgast mitgenommen – einen Reporter namens William Leigh, der angab, eine Artikelreihe über die einsame Route schreiben zu wollen. Zum zweiten war Ungarns Asteroid unmittelbar nach ihrer Ankunft, nachdem sie die Luftschleuse betreten hatten, von seltsamen Raumschiffen überfallen worden, deren Geschwindigkeit alles überstieg, was Hanardy bisher kennengelernt hatte. Und William Leigh entpuppte sich als etwas anderes, als er vorgegeben hatte.
    Es war jedoch schwer zu sagen, als was. Was tatsächlich passierte, soweit es Hanardy betraf, schien dagegen einfach zu erklären sein: Unter dem Beschuß der Angreifer setzte einer der Schutzschirme aus. Professor Ungarn sandte Hanardy in die Werkstatt, um ein Ersatzteil anzufertigen. Er war gerade damit beschäftigt, als Leigh ihn unerwartet überfiel und zusammenschnürte.
    ›Wenn ich je wieder freikomme,‹ dachte Hanardy beunruhigt, während er mit gefesselten Händen und Füßen am Boden lag, ›mach’ ich mich schleunigst aus dem Staub.‹
    Er zerrte an den Stricken und fluchte über ihre Unnachgiebigkeit. Eine Zeitlang fand er sich mit seiner Lage ab, aber ein ungewisser Kummer und eine namenlose Angst nagten in ihm.
    Er befürchtete, daß Professor Ungarn und dessen Tochter Patricia sich in einem nicht weniger hilflosen Zustand befanden, denn sonst hätten sie in der vergangenen Stunde bestimmt nachgesehen, weshalb er so lange ausblieb.
    Er verhielt sich ganz ruhig und lauschte. Aber lediglich das entfernte, gleichmäßige Brummen der Dynamos im Maschinenraum war zu vernehmen. Keine Schritte näherten sich, kein anderer Laut war zu hören.
    Er lauschte immer noch, als er das seltsame Ziehen in seinem Körper spürte.
    Schaudernd schüttelte er den Kopf, als ließe sich so seine Verwirrung vertreiben, und er erhob sich.
    Er bemerkte gar nicht, daß die Stricke, die ihn gebunden hatten, zu Boden fielen.
    Draußen auf dem Gang blieb er kurz stehen. Ein drückendes Schweigen, das durch die Vibration der Dynamos noch schwerer auf ihm lastete, umfing ihn, und vermittelte den Eindruck von unendlicher Einsamkeit und Verlassenheit. Die künstliche Schwerkraft war geringer als auf der Erde, täuschte aber das Gefühl vor, sich auf einem Planeten zu befinden. Es war kaum zu fassen, daß er sich im Innern eines Asteroiden aufhielt, Hunderttausende von Meilen vom nächsten Mond oder bewohnten Planeten entfernt. Hier kam man sich vor wie in einem hohen Gebäude.
    Hanardy schritt auf den nächsten Lift zu und dachte: ›Ich werde schnell noch Miß Pat und ihren Vater losbinden und dann von hier verschwinden.‹
    Sein Entschluß, erst das Mädchen zu befreien, kam automatisch. Er bewunderte sie. Er
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