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Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)

Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)

Titel: Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)
Autoren: Lee Roland
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Kapitel 1
    In den Barrows
    21. Juli – Vollmond
    Mama hätte es gern gesehen, wenn ich Tierärztin geworden wäre. Wahrscheinlich hätte sie auch nichts gegen eine Krankenschwester, Lehrerin oder Supermarktangestellte als Tochter gehabt. Sie sagte mir zwar nie direkt ins Gesicht: Cassandra, du hast mich enttäuscht, oder: Cassandra, du hast so viele Möglichkeiten , aber ich wusste, dass ich ihre hoffnungsvollen Erwartungen nicht erfüllt hatte.
    Bestimmt wäre es ihr nie in den Sinn gekommen, dass ich durch einen schlammigen Abwasserkanal unter den verlassenen, öden Überresten der Barrows von Duivel, Missouri, rennen könnte. Aber der bewusstlose, fünfjährige Junge, der auf meinem Rücken festgebunden war, und das wütende Monster, welches mir auf den Fersen war und mit Klauen und Zähnen nach mir schnappte, gehörten einfach mit zu meinem Job. Vielleicht hatte Mama recht gehabt – ich hatte mich für den falschen Beruf entschieden. Zwar war ich körperlich gut in Form, doch ich rannte, kletterte und kämpfte mich jetzt schon seit über einer Stunde durch den Abwasserkanal. Ich atmete schwer die muffige, feuchte Luft ein, als ich endlich zu der Stelle kam, wo ich ihn verlassen konnte. Der Schimmer leuchtender Flechten wies mir den Weg zu dem Kanalschacht, der aus dieser kleinen Vorhölle herausführte. Direkt hinter mir hörte ich das Schlagen von Klauen, und durch den unterirdischen Gang hallte das geifernde Ächzen. Bei diesem speziellen Monster handelte es sich um ein affenähnliches Vieh mit grün leuchtenden Augen, dessen Rückgrat mit Stachelschweinborsten besetzt war.
    Ich kletterte den Schacht hoch … zwei Sprossen, drei … das Brüllen des Untiers dröhnte durch den engen Gang. Und fast hatte ich es geschafft, als Klauen meine schlammbedeckten Stiefel packten.
    Ich riss mich los und stemmte mich hoch auf die verlassene Straße.
    Zu dumm.
    Wolken verhüllten das silberne Antlitz des Mondes, sodass mein widerlicher Verfolger unter Umständen die Gelegenheit beim Schopfe ergreifen würde, um mir nachzusetzen. Hier in den Barrows besaß die Erdmutter keine Macht, außer mir mit dem Licht am mitternächtlichen Himmel den Weg zu weisen. Die Jungfrau, Mutter und Greisin … die für den Verlauf des Lebens von der Wiege bis zum Grab standen … dieses uralte, heidnische, weibliche Wesen hatte mich vor Jahren in ihre Dienste genommen. Und jetzt lief ich in ihrem Namen um mein Leben. In ihrem Namen trug ich dieses unschuldige Kind fort, damit nicht das Böse seiner habhaft wurde.
    Ich hatte zwei Schüsse abgeben können, und die Bronzekugeln hatten das widerliche Mistvieh zwar getroffen, doch um es zu töten, musste man es an einer lebensgefährlichen Stelle erwischen wie zum Beispiel am Auge. Ich hatte zwei Möglichkeiten: entweder stehen bleiben und richtig zielen oder so schnell laufen, als ob der Teufel höchstpersönlich hinter mir her wäre. Ich entschied mich dafür wegzurennen. Die Klauen gruben tiefe Furchen in den Asphalt, als das Monster hinter mir aus dem Schacht kroch.
    Unter normalen Umständen hätte ich mich nicht in den Untergrund begeben. Ich bin gut darin, eine Tür einzutreten, ein Kind zu schnappen und wegzurennen. Dieses Mal hatte ich etwas unauffälliger zu Werke gehen müssen, da die Torwächter mit nicht unerheblicher Feuerkraft ausgestattet waren. Ihre Bewaffnung war der meinen eindeutig überlegen.
    Fast alles, was in den Abwasserkanälen lebte, war Beute. Das kleine Getier lief vor mir weg. Dieses Mal war ich aber einem größeren Jäger über den Weg gelaufen, der mich unbedingt zu seinem Mitternachtsimbiss machen wollte.
    Mein Auto hatte ich eine Straße weiter abgestellt. Deshalb rannte ich auf eine dunkle Gasse zu, die zwischen den zweistöckigen Backsteinbauten hindurchführte. Herrenlose Rostlauben und Sperrmüll ließen das Ganze zu einem Hindernislauf werden, während ich mir einen Weg durch den Müll suchte, um ans andere Ende der Gasse zu gelangen, wo der kümmerliche gelbe Schein einer der wenigen Straßenlaternen zu erkennen war.
    Hinter mir ertönte ein fauchendes Knurren. Die Bestie würde einfach über alles hinwegspringen, was ich mühsam umrunden musste. Ich würde es nicht schaffen, und wenn doch, würde das Untier mein kleines Auto mit seinen Klauen aufreißen, wie ich eine Orange pellte. Ich hatte keine andere Wahl. Ich musste mich dem Kampf stellen. Und konnte nur hoffen, das Wesen zu erledigen, ehe es mich überwältigte.
    In der Mitte der Gasse öffnete sich
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