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Grenzenlos

Grenzenlos

Titel: Grenzenlos
Autoren: Elisabeth Wagner
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Kapitel 1
Dinnerparty
    Es war nun wirklich zu viel, ich konnte nicht mehr, wollte nicht mehr. Viel zu lange hatte ich das alles über mich ergehen lassen. Nie, aber wirklich nie hatte ich den Mut ein Wort dagegen zu sagen, geschweige denn etwas dagegen zu tun. So mutig war ich nicht. Bis heute, heute konnte ich einfach nicht mehr. Die Wut, die sich über Jahre gestaut hatte, musste irgendwann einmal heraus. Heute war es der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. Es war wie eine Explosion, jahrelang sagte ich nichts, heute...heute konnte ich einfach nicht anders.
    Ich schnappte mir meinen Koffer und packte nur das Nötigste ein um ein paar Tage irgendwie auszukommen. Kleidung, Schuhe und eine Toilettentasche mit den wichtigsten Dingen.
    Und warum ich das tat? Was wirklich geschehen war? Eigentlich in drei Worten perfekt zusammengefasst...Mom, Dave, Dinner. Diese drei Wörter, die mir immer einen kalten Schauer über den Rücken brachten. Ich hasste diese Dinner, sie endeten nie gut für mich...kein einziges Mal. Jedes einzelne Mal fühlte ich mich danach noch mehr alleine, als ich ohnehin schon war. Dieses Dinner war eine Katastrophe. Was heißt hier eigentlich Katastrophe, das war ja noch mild ausgedrückt. Ich fühlte mich so entblößt. Es wurde immer mit meinen Gefühlen Ping Pong gespielt, so getan als ob ich nicht hier wäre, als ob es mir egal wäre was sie über mich sagten, was sie taten. So konnte ich einfach nicht weiter leben. Das war nicht mein Leben. Nie wollte ich mein Leben so leben wie die beiden. Und dennoch wurde ich dahin gedrängt. Bis jetzt ließ ich es auch zu, aber ich fühlte mich eingeschränkt, eingesperrt.
    Caroline und Dave waren beide Staranwälte und hatten, wie sollte es auch anders sein, nur Zeit für deren Karriere und keine Zeit für mich...wirklich keine. Sie machten richtig viel Geld, aber Geld macht nicht alle glücklich. Aber es war wichtig für beide, so konnten sie sich den Lebensstandard, den sie sich aufgebaut hatten, erhalten. Ich brauchte dieses ganze Geld nicht, denn damit konnte ich mir keine Eltern kaufen, keine Liebe, mein Alleinsein nicht lindern. Für die beiden, war ich wohl mehr wie eine unerwünschte Mitbewohnerin, welche sie ab und an zu sehen bekamen. Es kam mir oft so vor, als ob sie ganz vergassen, dass es mich auch noch gab. Es war nicht ungewöhnlich, dass ich sie wochenlang nicht sah, oder mit ihnen sprach, telefonierte. Ich wohnte sozusagen weit weg von ihnen, in einem eigenen Trakt des Hauses, mit eigenem Eingang, Küche, Wohnraum, also eigentlich ein eigenes Haus. Hey...natürlich war es toll so viel Platz für sich zu haben und die 95 m² waren echt stilvoll eingerichtet. Ich hatte einen großen hellen Vorraum, ganz in weiß gehalten, der Boden war ein hellgrauer Eichenparkett. Von dort aus kam man durch eine milchgläserne Schiebetür in den Wohnbereich. Dieser war sehr großzügig mit einer großen Couchecke und riesengroßen Flat-TV. Dort war auch mein Herzstück dieser Wohnung, meine Küche mit Kochinsel und ein Esstisch für mindestens 10 Personen. Vom Wohnbereich kam man in einen kleinen Gang, der mein Reich unter anderem auch mit dem von Mom und Dave verband und die Türen zum Gästebad und Gästeschlafzimmer. Eine weitere Tür gab es noch zu meinem Schlafzimmer. Es war in violett und weiß gehalten. Der Boden war ein dicker, flauschiger, violetter Teppich. Eine große bodenhohe Fensterfront führte zu einem kleinen uneinsehbaren eigenen Garten. Das weiße King Size Bett war direkt gegenüber der Fenster und hatte violette Bettbezüge. In der Nacht war der Blick wirklich traumhaft. Aber es war nur ein Blick und der würde mich auch nicht hier halten, den konnte ich auch draußen im Auto genießen. Nach der Fensterfront war ein weißer Schminktisch auf dem immer violette Orchideen standen, dank der Haushälterin, welche meine Eltern eingestellt hatten. Auf der linken Seite war mein Badezimmer, welches nur durch eine Milchglaswand vom restlichen Zimmer getrennt war. Und rechts führte noch eine Tür zu meinem Atelier. Und so toll es auch aussah und sich das anhörte fühlte ich mich hier doch sehr oft alleine. Wie in einem goldenen Käfig. Ein Schmetterling, der seine Flügel nicht ausbreiten konnte, aber ich wollte meine Flügel ausweiten, ich wollte fliegen, mich alleine entfalten können. Nicht immer nach deren Regeln spielen. Immer nur dann für sie wichtig zu sein, wenn es mal wieder Zeit für ein super wichtiges Dinner war. Aber davon
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