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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde
Autoren: John Maddox Roberts
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Bräuche der Shasinn gestatteten es, mehrere Frauen zu besitzen, aber Gasam hatte nie den Wunsch danach geäußert.
    Was der König begehrte, war Macht. Er sah es als seine Bestimmung an, die Welt zu erobern, und alle anderen Dinge waren daneben zweitrangig. Er genoss den Reichtum und den Besitz vieler Sklaven, weil auch dadurch seine Macht offenbar wurde. Aus dem gleichen Grund freute er sich, wenn seine Krieger und seine Armada, die er als nützliche Werkzeuge betrachtete, feindliche Schiffe kaperten.
    Und Larissa? Sie musste zugeben, dass sie keine Ahnung hatte, welche Stelle sie in seinem Herzen einnahm. Sie war die Gefährtin bei seinen Eroberungen, aber war sie nicht auch ein Teil davon? Es war unwichtig. Wichtig blieb nur, dass sie ihn auf seinem Weg an die Macht begleitete.
    »Was glaubst du, mein König, wie lange es noch dauert, ehe sich der Herrscher von Neva gegen dich erhebt?«
    »Ich werde es nicht abwarten«, erwiderte Gasam. »Den ersten Schritt mache ich.«
    »Vielleicht wäre es klug, erst einmal mehr über seine Truppenstärke in Erfahrung zu bringen«, mahnte sie zur Vorsicht.
    »Ich bin nicht in Eile. Diese Königreiche brauchen viel Zeit, um ihre Armeen zu mobilisieren. Ich werde meine Krieger rechtzeitig vor Beginn der Sturmzeit von den Inseln hierher bringen lassen. Die unwirtliche Jahreszeit werden wir nützen, damit sie sich ans Festland gewöhnen und wissen, wie sich eine große Armee zu bewegen hat.«
    Das war etwas, was sie an Gasam bewunderte: Niemals nahm er ihr warnende Worte übel. Ein geringerer Mann hätte sie als Beleidigung seines Kriegerstolzes auffassen können, aber Gasam war anders. Er zog es vor, durch List, Einschüchterung oder sorgfältige Planung zu siegen. Er kannte die Tücken des Krieges und die Schwierigkeiten, gute Kämpfer zu ersetzen. Lange Belagerungen und Schlachten unterschieden sich sehr von den kurzen und aufregenden Zusammenstößen feindlicher Stämme in der Heimat. Gasam zog eine Mischung aus Vorsicht und Kühnheit vor.
    »In der Zwischenzeit wäre es ratsam, Spione auszuschicken, die dich über die Vorbereitungen des Königs auf dem Laufenden halten. Kaufleute wären dazu gut geeignet. Sie kommen weit herum und sehen alles.«
    »Eine gute Idee«, meinte Gasam. Er dachte eine Weile nach. »Ich werde die meiste Zeit mit den Soldaten beschäftigt sein. Du kannst dich um die Spione kümmern. Sorge dafür, dass es möglichst viele sind, und belohne sie gut. Keiner von ihnen darf erfahren, wer sonst noch für mich arbeitet. Wenn du etliche Spione an den gleichen Ort schickst, können wir uns ein besseres Bild machen und sind vor Verrat geschützt, sollten sich ihre Berichte zu sehr von einander unterscheiden.«
    »Ich glaube, das wird mir Spaß machen«, sagte Larissa. Warum dürfen nur die Krieger die aufregenden Eroberungen genießen? Diese Angelegenheit konnte sich als ebenso wichtig für das Leben des Königs erweisen wie seine Schlachten und Armeen.
    Gasams Blick schweifte über die neuen Sklavinnen und blieb auf Dunyaz haften. Er winkte ihr, und sie trat näher. Unter seiner Berührung erschauerte sie.
    »Du wurdest frei geboren, meine Kleine?« fragte er mit sanfter Stimme.
    »Ich bin eine Edelfrau, Herr«, erwiderte sie und hatte das Selbstbewusstsein, das sie der Königin gegenüber gezeigt hatte, sogleich völlig eingebüßt.
    »Bei meinem Volk gab es nur selten Sklaven«, erzählte er nachdenklich, als spreche er von längst vergangenen Zeiten. »Wir sind anders als die Leute des Festlandes, die oftmals reden und sich benehmen, als seien die Sklaven nicht vorhanden. Die Shasinn vergessen nie, dass Sklaven auch Ohren und Gehirne haben.« Mit scharfer Stimme fügte er hinzu: »Verstehen wir uns?«
    »Niemals werde ich außerhalb des Palastes etwas sagen, was ich hier hörte, Herr. Das schwöre ich Euch.« Verzweiflung schwang in ihrer Stimme mit.
    »Das ist klug von dir. Stell dir das Schrecklichste vor, was dir geschehen könnte. Und dann denke daran, dass alles, was du dir vorstellst, nichts ist im Vergleich zu dem, was dir zustößt, wenn du uns verrätst.« Sein Blick verhieß ihr den Tod.
    Als er fort war, erteilte die Königin den Frauen Befehle und wandte sich an Dunyaz.
    »Du hast verstanden, dass der König nicht spaßt.« Es war eine Feststellung.
    »Das weiß ich«, antwortete Dunyaz, die sich wieder beruhigt hatte.
    »Gut. Jetzt erzähle mir vom nevanischen König. Wie ist er, und wie wurde er zum König?«
    Larissa lag noch immer auf dem
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