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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde
Autoren: John Maddox Roberts
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Sofa, und Dunyaz setzte sich mit untergeschlagenen Beinen demütig auf ein am Boden liegendes Kissen.
    »Sein Name ist Pashir. Er gehört der königlichen Familie Halazid an – das ist bei den meisten der Adligen der Fall. Pashir war ein Vetter des früheren Königs, ein General und Vorsitzender des Rates. Sein Vorgänger hatte keine männlichen Nachkommen mit der Königin. Eines Tages ließ der Palast verlauten, der König sei nach kurzer Krankheit unverhofft gestorben. Der Rat trat zu einer Geheimversammlung zusammen und beschloss, Pashir zum König auszurufen, als die Trauerzeit vorüber war.«
    »Haben alle Menschen die Geschichte geglaubt?« fragte Larissa.
    Dunyaz zuckte die Achseln. »Es gingen die üblichen Gerüchte um, dass Pashir den alten König ermordet habe. Natürlich führten sie zu nichts. Das Volk ist zufrieden, so lange irgendein König herrscht. Die Thronfolge geht nur die höchsten Edelleute etwas an.«
    »Und zu denen gehörtest auch du. Wie haben sie die Vorkommnisse aufgenommen, und wie denken sie heute über Pashir?«
    »Herrin, die Töchter der Edlen haben wenig Geltung. Man lässt sie nicht an den Versammlungen der Familienoberhäupter teilnehmen.«
    »Aber du bist nicht dumm, und ich weiß, dass du dir Gedanken über deine Zukunft machst. Was hast du erfahren?«
    »Es hängt viel davon ab, zu welcher Familie die Edlen gehören. Der Landadel, der zum größten Teil im Süden Nevas lebt, betrachtet Pashir als Thronräuber. Sie haben jedoch keinen Prätendenten, der seinen Platz einnehmen könnte. Die Familien, die in der Hauptstadt Kasin und der näheren Umgebung leben, unterstützen fast alle Pashir. Sie hielten den alten König für unfähig. Unter seiner Herrschaft verlor Neva etliche Ländereien. Pashir ist Soldat, und sie glauben, dass er das Reich wieder groß machen wird.«
    Larissa legte das Kinn auf die gefalteten Hände, so dass ihre Augen auf gleicher Höhe mit denen von Dunyaz waren. »Und zu welcher Gruppe zählte deine Familie?« Ihr Blick wirkte nicht bedrohlich, aber Dunyaz wagte nicht zu lügen.
    »Sie sind auf Pashirs Seite«, antwortete sie.
    »Wie lautet der Name deiner Familie?«
    »Halazid, Herrin.« Die Worte wurden im Flüsterton gesprochen.
    »Seid ihr enge oder entfernte Verwandte?«
    »Er ist der älteste Bruder meines Vaters, Herrin.« Die Frau zitterte am ganzen Körper, wie Larissa erfreut feststellte. »Als Geisel wäre ich nutzlos, Herrin. Man verbannte mich nach Floria. Für meine Familie bin ich so gut wie tot.«
    Die Königin ließ die Fingerspitzen über Dunyaz’ samtweiche Wange gleiten. »Geisel? Was sollten wir mit einer Geisel anfangen? Warum sollte ich eine so gute Sklavin gegen irgendetwas eintauschen, wenn uns schon bald alles gehört, was die Festlandmenschen besitzen? Nein, ich will dich so, wie du bist. Aber ich bin froh, dass du mir alles erzählt hast. Versuche nie, etwas vor mir zu verbergen, Dunyaz.«
    »Ja, Herrin«, antwortete sie.
    »Wer sind die Feinde des Königs?«
    »Zurzeit führt er mit niemandem Krieg, Herrin.« Dunyaz fühlte sich wieder sicherer und antwortete mit fester Stimme.
    »Hol mir einen Becher Wein, Mädchen!« befahl die Königin. »Schenk dir auch etwas ein.« Dunyaz erhob sich und ging zu einem Tisch hinüber, wo eine Karaffe inmitten erlesener Gläser stand. Mit zwei gefüllten Gläsern kehrte sie zum Sofa zurück, reichte der Königin den Wein und ließ sich erneut auf dem Kissen nieder.
    Larissa nippte genüsslich an ihrem Glas und strich über das glänzende schwarze Haar der Sklavin. Sie wusste, dass es am besten war, Sklaven im Ungewissen zu lassen, sie abwechselnd mit Drohungen und Zärtlichkeiten zu überhäufen und sie einerseits vertraulich, andererseits von oben herab zu behandeln. Diese empfindliche, überzüchtete Kreatur erforderte besondere Aufmerksamkeit, würde der Mühe dann aber auch wert sein. Larissa wusste, als wie kostbar sich Dunyaz erweisen konnte.
    Der Wein war köstlich. Auf den Inseln gab es ihn nur selten, und es war nur Männern gestattet, davon zu trinken.
    »Das Fehlen offener Schlachten hat nichts zu bedeuten, Dunyaz, das weißt du so gut wie ich. Alle Könige sind von Natur aus Gegner. Wer sind Pashirs Rivalen?«
    Dunyaz erzählte, was sie über ihren Teil der Welt wusste: Südlich von Neva lag Chiwa, das westlichste der Reiche des Südens. Aus nevanischer Sicht waren diese Länder heiß, farbenprächtig und sehr exotisch. In den von dichtem Dschungel bedeckten Hügeln lebten
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