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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde
Autoren: John Maddox Roberts
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Hand, während die rechte auf dem langen Metallschaft ruhte. Sie hielten die schwertähnliche Klinge vor sich, deren Spitze auf die Kehle des Gegners zeigte. Außerdem trug Gasam ein Kurzschwert am Gürtel. Shazad hatte Haels Dolch mitgenommen. Er hoffte, dass sie sich gut verborgen hielt. Hael sah, wie weitere Schiffe den Hafen verließen. Die Sterne verblassten allmählich, und der Lärm jenseits der Hafenmauern wurde lauter. Die beiden Kämpfer umkreisten einander lauernd und ließen sich nicht aus den Augen.
    Gasam sprang vor und zielte auf Haels rechte Seite. Die Spitze der Waffe senkte sich, schnellte wieder hoch und sollte den Oberkörper treffen. Hael wich mit Leichtigkeit aus und wehrte den Angriff mit dem eigenen Speer ab, ehe er kurz auf Gasams Gesicht zielte, den Hieb aber dann auf dessen linkes Handgelenk ausführte. Mit einer geschickten, kreisförmigen Bewegung fing Gasam die Attacke ab, traf den Speer des Gegners und schlug ihn zur Seite. Der Schlagabtausch hatte nur wenige Sekunden gedauert – das Klirren der Metallspitzen erfüllte die Luft. Im Hintergrund vernahmen sie das Knarren der auslaufenden Schiffe.
    Hael hatte in der kurzen Zeit viel herausgefunden. Gasam war weder so stark noch so schnell wie er selbst. Der Stahlspeer war jedoch leichter als seine Bronzewaffe, und das glich die Nachteile des Gegners wieder aus. Außerdem war Stahl härter als Bronze. Er sah die Kratzer, die seine Waffe abbekommen hatte. Dann fiel ihm ein, dass ein wirklich heftiger Hieb mit dem Stahlspeer die Bronze durchtrennen konnte. Er griff Gasam mit ein paar schnellen Vorstößen an, die zum Teil nur Finten waren und trieb ihn bis an das Geländer der Plattform. Hael versuchte, den Kampf zu beenden, in dem er sich mit dem ganzen Körper auf den Gegner warf, aber Gasam entkam mit einem Hechtsprung und rollte sich ab. Hael musste blitzschnell herumwirbeln, da der Feind auf die Beine sprang und auf seinen Rücken zielte. Gasam hatte jedoch zu hastig gehandelt, ehe er wieder ganz im Gleichgewicht war, und Hael vermochte gerade noch rechtzeitig auszuweichen. Leider erlitt er dabei einen Schnitt auf der linken Körperseite, genau über den Rippen.
    Wieder umkreisten sie sich, und Gasam grinste. Sekunden später brachen die Zuschauer in Jubelrufe aus, als das Blut aus der Wunde strömte. »Der erste Treffer geht auf mich, Ziehbruder!« lachte Gasam höhnisch.
    »Nur der letzte Treffer zählt«, erinnerte ihn Hael. Es war Hochsommer, und um diese Jahreszeit wurde es sehr schnell hell. Der Lärm der nevanischen Truppen kam näher.
    »Bringt ihn um, mein König!« schrie Larissa. »Wir können nicht mehr lange warten!«
    Mit einem wilden Schrei stürmte Gasam voran und schwang die Speerspitze wie ein Langschwert. Hael kannte diesen bestimmten Hieb und wusste, dass er tödlich enden konnte, wenn er ihn instinktiv mit der eigenen Waffe parierte: In diesem Fall würde der Stahl die Bronze durchdringen. Er duckte sich, schlug mit dem Griff der Waffe zu, traf Gasam genau hinter den Knöcheln und brachte ihn zu Fall. Der Shasinnkönig landete schwer auf dem Rücken, und die Waffe fiel scheppernd auf den Boden der Plattform. Hael sprang auf, zog den rechten Arm zurück und zielte auf Gasams Kehle. Die Augen des Feindes waren vor Schreck geweitet. Das Tor des Hafens öffnete sich, und die Nevaner stürmten hindurch. Hael spannte die Muskeln an und holte aus, um Gasams Leben zu beenden.
    »Nein!« Der Schrei erschreckte ihn, und jemand sprang ihn an. Er hatte sich so auf Gasam konzentriert, dass er nicht begriff, was geschah. Ein süßlicher Duft stieg ihm in die Nase, und er dachte an Larissa, als ihm eine schwarze Haarsträhne die Sicht versperrte. Es war Dunyaz. Er versuchte, die völlig aufgelöste Frau abzuwehren und Gasam nicht aus den Augen zu lassen.
    Der König, der sich von seinem Schrecken erholt hatte, sprang auf, riss das Kurzschwert aus dem Gürtel und stieß sich mit aller Kraft vom Geländer der Plattform ab. Hael drehte sich, vom Haar der Frau behindert, und versuchte, mit dem Speer zuzustoßen. Dunyaz umklammerte ihn mit Armen und Beinen. Er wand sich hin und her, mit dem Erfolg, dass sie plötzlich vor ihm stand und ihn festhielt.
    Gasams Schwert drang in ihren Rücken ein, unterhalb der Wirbelsäule. Die Spitze ragte über dem Bauchnabel wieder heraus. Ihre Schreie verstummten urplötzlich; der Mund blieb weit aufgerissen. Dann verdrehte sie die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war – und sie fiel zu
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