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Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)

Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)

Titel: Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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Eins
    Februar 1788 , Frankreich
    »Elle est morte!«
    Mit diesen drei winzigen Worten und dem Schrei, der sie begleitete, brach Lenobias Welt zusammen.
    Jeanne, das Küchenmädchen, das neben ihr Brotteig knetete, hielt in der Arbeit inne. »Cécile? Tot?«
    » Oui. Möge die Muttergottes ihr gnädig sein.«
    Lenobia sah auf. In der rundbogigen Küchentür stand ihre Mutter. Ihr hübsches Gesicht war ungewöhnlich bleich, und sie umklammerte den abgegriffenen Rosenkranz, den sie stets um den Hals trug.
    Lenobia schüttelte ungläubig den Kopf. »Aber vor ein paar Tagen hat sie noch gelacht und gesungen. Ich habe es gehört. Ich habe sie sogar gesehen!«
    Jeanne schüttelte traurig den Kopf. »So hübsch, aber viel zu zart, das arme Kind. Immer so bleich. Das halbe Château hatte dieses Fieber, auch mein Bruder und meine Schwester, und sie sind so leicht wieder genesen.«
    »Jäh und grausam schlägt der Tod zu«, sagte Lenobias Mutter. »Irgendwann kommt er zu jedem von uns, sei er Herr oder Knecht.«
    Von da an war der Geruch nach Hefe und frisch gebackenem Brot für Lenobia auf unerträgliche Weise mit dem Tod verbunden.
    Jeanne bekreuzigte sich erschauernd. Ihre mehlweiße Hand hinterließ einen halbmondförmigen Fleck auf ihrer Stirn. »Heilige Mutter, beschütze uns.«
    Automatisch machte Lenobia einen frommen Knicks, doch ihre Augen blieben auf ihre Mutter gerichtet.
    »Komm mit, Lenobia. Ich habe deine Hilfe nötiger als Jeanne.«
    Niemals würde Lenobia vergessen, welch sonderbare, böse Ahnung die Worte ihrer Mutter in ihr auslösten. »Aber es wird Besuch kommen – Trauergäste – wir brauchen Brot«, stammelte sie.
    Die grauen Augen ihrer Mutter, die ihren eigenen so sehr glichen, verwandelten sich in Sturmwolken, und sie wechselte übergangslos ins Englische über. »Das war keine Bitte.«
    Jeanne zuckte mit den wohlgerundeten Schultern und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. »Du weißt, wenn deine mère dieses barbarische Englisch spricht, musst du gehorchen.«
    Lenobia wischte sich die Hände an einem Leinenhandtuch ab und ging widerstrebend zu ihrer Mutter hinüber. Elizabeth Whitehall nickte ihrer Tochter zu, drehte sich um und winkte ihr, zu folgen.
    In zügigem Schritt durchquerten sie die breiten, eleganten Flure des Château de Navarre. Gewiss, es gab Adelige, die mehr Geld hatten als der Herzog von Bouillon – er zählte nicht zu König Ludwigs Vertrauten oder Höflingen. Doch er war der Spross eines altehrwürdigen Geschlechts und Herr über einen Landsitz, um den ihn nicht wenige reichere, aber nicht ganz so altehrwürdige Fürsten beneideten.
    Heute lag Schweigen über den Gängen, und die spitzbogigen Doppelfenster, durch die sonst helles Sonnenlicht auf den blankpolierten Marmorboden fiel, wurden bereits von einer Armee schweigender Dienstmägde mit schwerem schwarzem Samt verhängt. Lenobia fand, das Haus selbst schien wie in Trauer und Schrecken erstickt.
    Dann fiel ihr auf, dass sie sich immer weiter von dem bewohnten Teil des Schlosses entfernten und auf einen der Nebenausgänge zustrebten, der in die Nähe der Stallungen führte.
    »Maman, où allons-nous?«
    »Sprich englisch! Du weißt, wie ich dieses Französisch hasse«, schalt ihre Mutter.
    Lenobia unterdrückte einen verärgerten Seufzer und wechselte in die Sprache ihrer Mutter über. »Wohin willst du?«
    Ihre Mutter blickte sich nach allen Seiten um, nahm Lenobias Hand und sagte leise und dringlich: »Vertrau mir, und tue genau das, was ich sage.«
    Das aufgewühlte Gesicht ihrer Mutter erschreckte sie. »I-ich vertraue dir doch.«
    Elizabeths Züge entspannten sich etwas. Sie strich ihrer Tochter über die Wange. »Mein braves Mädchen. Du warst immer brav, immer. Es ist allein meine Schuld, dass wir so leben müssen, die Folge meiner Verfehlungen.«
    Lenobia schüttelte den Kopf. »Nein, es waren nicht deine Verfehlungen! Der Herzog nimmt sich eben zur Geliebten, wen er will. Du bist so schön, wie hätte er dich nicht bemerken können? Du konntest nichts dafür.«
    Elizabeth lächelte, und ihre Züge ließen etwas von ihrem früheren Liebreiz ahnen. »Nun, aber ich war nicht schön genug, um ihn lange genug zu fesseln. Und da ich nur eine Bauerntochter aus England bin, konnte er mich leicht abtun. Wobei ich ihm wohl ewig dankbar sein muss, dass er mir und auch dir einen Platz in seinem Haushalt gewährt hat.«
    Lenobia spürte die alte Bitterkeit in sich aufsteigen. »Er ist uns einen Platz schuldig – dir und mir.
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