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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde
Autoren: John Maddox Roberts
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das Zelt und zog den Speer aus dem Boden. Leise schritt er durch das Lager. Die meisten Männer hockten an den Lagerfeuern und beachteten ihn nicht. Schließlich erreichte er die Stelle, an der die Pioniere im Licht zahlreicher Fackeln arbeiteten. Aus der Tunnelöffnung kamen fortwährend Männer, die schwere, mit Erde gefüllte Körbe auf den Schultern trugen. Andere eilten mit leeren Körben in den Gang hinein. Der Aushub wurde an eine Stelle geschafft, die von den Mauern aus nicht einzusehen war, damit niemand Verdacht schöpfte.
    Der wachhabende Offizier salutierte. »Man hat uns befohlen, Euch zu erwarten, Hoheit. Wenn Ihr mir bitte folgen wollt.«
    Hael folgte ihm in den Gang. Er war sehr schmal, und sie mussten seitwärts gehen, um die Arbeiter vorbeizulassen. Der Geruch nach brennenden Fackeln und Schweiß war so stark, dass er fast den Duft der frisch aufgegrabenen Erde überdeckte. Nach einer Weile wurde es kühler und feucht. Der Boden unter ihren Füßen war schlammig.
    »Wenn man so nah am Meer gräbt, kann man nasse Füße bekommen«, erklärte der Offizier.
    Die Männer arbeiteten schweigend, während sie sich der Stadt näherten. Die letzten Meter des Ganges waren noch nicht verbreitert worden, und der Offizier wies auf eine schmale Öffnung.
    »Dort liegt der Keller, Hoheit«, flüsterte er. »Eine Treppe führt ins Erdgeschoß hinauf. Viel Glück.«
    Hael zwängte sich durch den Spalt in der Ziegelmauer und stand im Keller des Hauses. Es herrschte völlige Finsternis, aber er fand die Treppe nach wenigen Sekunden, kletterte hinauf und gelangte an eine hölzerne Tür. Vorsichtig öffnete er sie und zuckte zusammen, als die ungewachsten Holzangeln quietschten. Vor ihm lag ein Raum, der mit umgestürzten Möbeln angefüllt war. Wahrscheinlich war seit dem Tag der Angriffe niemand mehr hier gewesen, als die Bewohner Hals über Kopf flohen und die Plünderer das Haus durchsuchten. Die Tür zur Straße stand einen Spalt breit offen. Hael stieß sie auf und blickte hinaus. Die Straße war schmal und lag verlassen da. Teilweise wurde sie durch Abfälle und Möbelstücke versperrt, die ‚man aus den oberen Stockwerken herabgeworfen hatte, als die Plünderer sich austobten. Ohne noch mehr Zeit zu verschwenden, schritt Hael bergan.
    Dieser Teil der Stadt schien beinahe menschenleer zu sein. Kein Laut drang aus den umstehenden Gebäuden, aber da man sich unweit der Stadtmauer befand, drangen die Rufe der Krieger, das Knarren der Katapulte und das gelegentliche Krachen der Geschosse herüber, die gegen eine Mauer oder eine hölzerne Deckung prallten.
    Hael erreichte einen freien Platz, auf dem drei Tempel standen, und hier begegnete er den ersten Menschen. An den Wänden hingen Fackeln, um ein wenig Licht zu spenden. Ohne zu zögern, überquerte er den Platz. Unbewußt hatte er die lässige Gangart der Shasinn angenommen, den Speer über die Schulter gelegt und würdigte das einfache Volk keines Blickes. Die Einheimischen beeilten sich, ihm aus dem Weg zu gehen. Auch die Inselkrieger machten ihm Platz, wenngleich sie es ohne Hast taten. Je höher er kam, umso mehr Shasinn sah er. Die jungen Krieger grüßten ihn ehrerbietig.
    Bald hatte er die Hügelkuppe erreicht. Der größte Teil wurde von einem weit verzweigten Gebäude bedeckt, dem man etliche neue Flügel hinzugefügt hatte, die noch nicht einmal gestrichen worden waren. Trotz der späten Stunde herrschte ein stetes Kommen und Gehen. Zahlreiche Sklaven schleppten schwere Bündel aus dem Palast. Kleine Gruppen Shasinn standen lachend und plaudernd auf den breiten Stufen beisammen. Niemand schien sich wegen der Belagerung Sorgen zu machen.
    Den Speer lässig geschultert, schritt Hael die Treppe empor. Wie er erwartet hatte, hielt ihn niemand auf. Die Shasinn waren noch zu wenig mit der Zivilisation vertraut, um sich das Protokoll eines Königshofes zu Eigen zu machen. Für sie bedeutete die Stadt nichts als ein großes Dorf und der Königspalast nichts anderes als die Hütte des Häuptlings, wo die Stammesangehörigen nach Belieben ein und aus gingen. Es gab weder Wachen, noch Höflinge, noch Parolen oder Empfehlungsschreiben.
    Hael überquerte eine breite Terrasse und betrat den Palast. Drinnen waren Aufseher damit beschäftigt, die Sklaven bei Lampenlicht zur Arbeit anzutreiben. Kein Zweifel, das Gebäude wurde geräumt. Hael schob sich an den Arbeitern vorbei und entdeckte einen Mann, der wie ein Diener aussah.
    »Ich habe eine Botschaft für König
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