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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde
Autoren: John Maddox Roberts
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Ohrläppchen, und Dunyaz sank weinend zusammen.
    »Er ist im Hafen! Sie beladen die Schiffe.« Sie wollte weitersprechen, schluchzte aber so sehr, dass sie kein Wort hervorbrachte.
    Hael wandte sich an Larissa. »Stimmt es? Lässt er die Stadt im Stich? Hat er genug von diesen verrückten Kämpfen?«
    »Im Stich lassen? Was soll das heißen?« verlangte die Königin zu wissen. »Wir Shasinn leben nicht in Städten, wie kann er sie da im Stich lassen? Der Ort war nett genug, um sich eine Weile hier aufzuhalten, und nun ziehen wir weiter, um anderswo zu kämpfen, wie es bei den Shasinn Brauch ist.«
    »Dann gehen wir zum Hafen.« Er reichte Shazad den Speer. Überrascht nahm sie ihn entgegen. Hael kniete nieder und nahm die Kette an den Fußfesseln in beide Hände. Mit zwei schnellen Drehungen seiner kräftigen Hände riss er sie an beiden Seiten ab. Dann erhob er sich wieder und ergriff den Speer. »Du solltest dir besser etwas anziehen, Prinzessin«, sagte er. »Sonst hält man dich noch für eine Gefangene.«
    »Wenn man bedenkt, wie sich diese Frau kleidet, gibt es wahrscheinlich keine Frauengewänder im Palast.« Shazad zog eine seidene Decke von dem Sofa und wickelte sie sich um den Leib. »So, das muss reichen.«
    »Dann machen wir jetzt einen Spaziergang. Kann man den Palast verlassen, ohne erst durch sämtliche Räume gehen zu müssen?«
    »Hinter jener Tür liegt eine Terrasse. Von dort aus führen Stufen zum Stall hinab. Und vom Stall aus gelangt man auf eine Straße, die zum Hafen führt. Ich habe neulich versucht, auf diesem Weg zu fliehen.«
    »Dann gehen wir jetzt«, sagte Hael. »Was wäre natürlicher als die Tatsache, dass die Königin zum Hafen geht, um die Fortschritte beim Beladen der Schiffe zu beobachten? Begleitet wird sie von ihren Sklavinnen und ihrem tapferen Shasinnleibwächter.« Er riss Dunyaz auf die Beine und versetzte Larissa einen Stoß mit dem Speer. »Beweg dich!«
    »Wenn es sein muss. Ich habe auch schöne Erinnerungen an dich, Hael, aber wenn du darauf bestehst, werde ich gerne zusehen, wie dich mein Gemahl tötet.«
    Shazad, die Haels Dolch in der Hand hielt, trat hinter die Königin und drückte die Spitze der Waffe gegen die linke Nierengegend. »Vielleicht kann Euch König Hael nicht töten, aber ich bin dazu bereit. Keine Hilferufe, verstanden? Das gilt auch für dich, Dunyaz.«
    »Warum sollte ich um Hilfe rufen?« antwortete ihre Base, die sich wieder gefasst hatte. »Der König wird diesen Emporkömmling auch ohne meine Hilfe besiegen.«
    Sie verließen den Raum und schritten die Treppe hinunter. Hinter den Ställen führte eine menschenleere Gasse bergab. Aus den breiteren Straßen drang Stimmengewirr zu ihnen hinüber. Aus den oberen Stockwerken der Häuser fiel unruhiges Fackellicht. Die wenigen Menschen, die ihnen nach einer Weile entgegenkamen, warfen ihnen neugierige Blicke zu, sagten aber nichts.
    Erst als sie den Hafen fast erreicht hatten, mussten sie eine der Hauptstraßen betreten. Die Gasse mündete auf einen freien Platz, und etliche Straßen führten zum Hafentor in der seewärts gelegenen Mauer. Inzwischen befanden sie sich inmitten einer Menschenmenge, die zum größten Teil aus Kriegern bestand, die sich durch das Tor schoben. Sie gesellten sich dazu. Sobald die Männer die Königin erkannten, wichen sie zurück. Die kleine Gruppe gelangte ungehindert zu den Docks.
    »Wo ist der König?« herrschte Hael einen Shasinn an, der das Beladen eines Schiffes überwachte. Der Mann deutete mit dem Speer auf eine hölzerne Plattform, auf der eine Gruppe Krieger stand. Mit verschiedenfarbigen Laternen lotsten sie Dutzende von Schiffen und Kanus durch das Hafenbecken.
    Der Hafen bot einen beeindruckenden Anblick. Die Kais und die Docks wurden von unzähligen Fackeln und Feuerkörben erhellt, und auf der Mole flackerten riesige Feuer. Die Flotte setzte sich aus Frachtern, erbeuteten nevanischen Galeeren und gerade erst gebauten Schiffen zusammen, die noch nach frischer Farbe rochen. Eine Trompete erscholl, und die breiten Frachtschiffe wurden zum Ausgang gerudert.
    Am Kai eilten Krieger und Sklaven auf die Schiffe und wieder herunter, oder kletterten an Leitern in wartende Kanus hinab. Sogar Fischerboote lagen bereit. Es schien, als wolle Gasam sein ganzes Königreich mitnehmen.
    Hael, Larissa, die Prinzessin und die Sklavin schritten auf die Plattform zu. Jetzt sah Hael seinen Erzfeind zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder. Der Mann war in seinem Element. Nichts
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