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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde
Autoren: John Maddox Roberts
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ein sicheres Leben zu bescheren. Vielleicht dachte Gasam das auch von sich? Derartige Fragen quälten ihn in schlaflosen Nächten, aber sein Leben lang hatte er gefühlt, seiner Bestimmung nachkommen zu müssen und später erkannt, dass er zu den wenigen Männern gehörte, in deren Macht es stand, ganze Völker auf neuen Wegen zu führen und ihr Leben zu verändern. Dieser Bestimmung konnte er nicht entgehen.
    Eines Tages bat ihn Harakh, ihn zum Kommandozelt zu begleiten. Als sie dort eintrafen, stießen sie auf Choula und Pashir. Der König sah ihnen lächelnd entgegen.
    »Willkommen, Hael. Es wird dich freuen zu hören, dass wir Floria morgen einnehmen.«
    »Das sind in der Tat gute Neuigkeiten. Aber woher weißt du, dass es morgen so weit ist?«
    Choula gab die nötigen Erklärungen ab. »Wir hatten unerwarteten Erfolg beim Untergraben einer Mauer. Dieses Küstengebiet besteht größtenteils aus Erde, Sand und weichem Gestein. Unser Pionieroberst berichtet, dass seine Leute in den Keller eines leerstehenden Hauses eingedrungen sind. Anscheinend wurde die Stadtmauer an jener Stelle auf weichem Stein errichtet. Die Pioniere hieben sich hindurch und ließen die Mauer hinter sich, ohne es anfangs zu bemerken.«
    »Wir haben es streng geheim gehalten«, fügte Pashir hinzu. »Der Tunnel wird gerade vergrößert. Morgen führen wir einen heftigen Angriff gegen die Mauern durch. Aber während sich Gasam auf die Wehrgänge konzentriert, dringen wir durch den unterirdischen Gang in die Stadt ein. Eine eigens ausgewählte Truppe wird zum Tor eilen und es den draußen wartenden Soldaten öffnen. Haben wir das geschafft, gehört die Stadt uns. Weder geschicktes Vorgehen, noch kriegerischer Mut werden Gasam dann retten. Wenn man Straße um Straße erobern will, zählt nichts außer zahlenmäßiger Überlegenheit und guter schwerer Infanterie.«
    »Das hört sich viel versprechend an«, erwiderte Hael. »Meine Armee kann nicht mehr lange hier verweilen, ehe wir uns auf den Heimweg begeben müssen.« Er blickte auf den Stadtplan hinab, der vor ihm auf dem Tisch lag. Die Stelle, an der die Pioniere den Tunnel gegraben hatten, war eingezeichnet worden. »Ich werde heute Nacht in die Stadt gehen«, erklärte er.
    Die beiden Männer starrten ihn verblüfft an. »Wie bitte?« sagte der König. »Warum denn das?«
    »Aus zwei Gründen. Erstens: Ich habe geschworen, Gasam zu töten, und das werde ich auch tun. Zweitens: Ich will Shazad finden und retten, wenn sie noch am Leben ist. Wenn ihr die Stadt einnehmt, könnte Gasam sie aus lauter Boshaftigkeit umbringen.«
    »Ich habe große Angst um meine Tochter«, erklärte Pashir. »Aber ich will nicht, dass du dich ihretwegen in Gefahr begibst.«
    »Ich muss es tun!« beharrte Hael. »Wenn Gasam tot ist, bricht seine Armee zusammen. Sie halten ihn für einen Gott und werden sich nicht von dem Verlust erholen.«
    »Man wird Euch sehen und erkennen«, gab Harakh zu bedenken.
    »Wenn ich erst einmal in der Stadt weile, bin ich nur ein Shasinn unter vielen. Es ist dunkel, und es gibt nur wenige, die mich auf Anhieb erkennen könnten.«
    Choula versuchte nicht, ihn von seiner Idee abzubringen. »Man hat uns berichtet, dass sich Gasam und seine Königin im schönsten Palast der Stadt einquartiert haben. Er steht auf diesem Hügel.« Er tippte auf die Karte. »Es war einst das Haus des königlichen Statthalters. Wie du an den Markierungen erkennen kannst, liegt es am höchsten Punkt Florias. Du kannst es nicht einmal im Finsteren verfehlen, wenn du immer nur bergauf gehst.« Choula blickte ihn ernst und prüfend an, als befürchte er, Hael zum letzten Mal zu sehen. »Natürlich wissen wir nicht, ob die Prinzessin dort gefangen gehalten wird.«
    »Wenn ich Gasam finde, finde ich auch Shazad«, versprach Hael.
    In seinem Zelt zog er sich die Jacke, die Hose und die Stiefel aus und legte einen schlichten Lendenschurz an. Dann suchte er nach Schmuckstücken, die von den Shasinn bevorzugt wurden. Das lange Haar zog er durch einen silbernen Ring, der es im Nacken zusammenhielt – eine der bei den älteren Kriegern üblichen Frisuren. Hael beschloss, sein Langschwert nicht mitzunehmen. Er hatte es bei seinem allerersten Kampf erbeutet und in den letzten Monaten seines Lebens bei den Shasinn getragen. Aber es war auffallend und würde unerwünschte Aufmerksamkeit erregen. Nur den Dolch steckte er in den Gürtel. Dann wartete er auf den Einbruch der Dunkelheit.
    Als die Nacht hereinbrach, verließ Hael
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