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Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier
Autoren: Klaus Wanninger
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Treppen hinunter, dann in den Hof des Gebäudes. Sie passierten zwei Polizeifahrzeuge, sprangen zu einem zivilen Kombi, nahmen Platz. »Liegt es weit entfernt?«, fragte er.
    Miriam Deilinger steuerte das Auto aus dem Hof, bog in die breite Bismarckstraße ein. »Keine zwei Kilometer«, sagte sie.
    Braig hatte Schwierigkeiten, sich im nächtlichen Reutlingen zurechtzufinden. Sie fuhren geradeaus, bogen nach rechts in die Karlstraße ab, folgten ihr stadtauswärts. Als sie im Gewerbegebiet angelangt waren, hatten sie zwei mit lärmenden Sirenen dahinrasende Polizeiwagen hinter sich.
    »Gleich sind wir da.«
    Braig starrte nach draußen, konnte die schlecht beleuchteten Straßenschilder nicht erkennen.
    »Das müsste der Heilbrunnen sein«, erklärte Schell. Er schaute nach den Gebäudenummern, merkte, dass das gesuchte Areal nicht mehr weit entfernt sein konnte. »Noch drei oder vier Gebäude«, meinte er.
    Sie fuhren stockend weiter, starrten suchend nach draußen. Braig sah, dass die beiden Polizeifahrzeuge ihnen mit ausgeschalteten Signalhörnern und Warnleuchten unmittelbar folgten. Sein Handy meldete sich. Er sah Neundorfs Nummer, nahm es auf.
    »Ich habe sein Geständnis«, sagte sie.
    »Wen meinst du?«
    »Benckhard«, antwortete sie, »er gibt zu, die Reifen an Bosbachs Wagen am Dienstagabend eigenhändig gewechselt zu haben. Alle vier. Vorerst zwar nur am Telefon, aber der unterschreibt, das garantiere ich. Wir bringen Sie vor Gericht als Mitverantwortlichen an zwei Verbrechen, drohte ich ihm. Mord und versuchter Mord. Da packte er aus. Wie weit seit ihr?«
    »Wir sind in der Straße, suchen nur noch die Hausnummer.«
    »Ich hoffe nur, dass ihr sie lebend findet. Sie muss Schreckliches mitgemacht haben. Ihrem Notruf zufolge hat sich alles genau so abgespielt, wie du es vermutet hast. Der Kerl war mit seinem Auto unterwegs, ließ den Hund nebenher rennen, als ihm Frau Kindler völlig entnervt entgegen kam. Bosbach nutzte die Gelegenheit und tötete sie. Der muss völlig ausgerastet sein, als er die Frau im Dunkeln entdeckte. Und gerade hatte er alles vollbracht, als plötzlich das zweite Hindernis in den Scheinwerfern seines Karrens auftauchte, das seiner Gier nach dem großen Profit im Weg stand. War sie Zeuge seines Verbrechens geworden? Wahrscheinlich wusste er nicht, was sie mitbekommen hatte. Aber sie sofort zu töten, wagte er nicht, um nicht sofort in Verdacht zu geraten. Deshalb überlegte er sich vorerst eine andere Lösung.«
    Er merkte, wie Deilinger bremste, starrte nach draußen. »Katrin, ich glaube, wir sind da«, sagte er, beendete das Gespräch. Sie hatten die Einfahrt eines von einem hohen Maschendrahtzaun umgebenen Geländes erreicht, das mit Ausnahme der von der Straßenbeleuchtung erfassten Bereiche weitgehend im Dunkeln lag. Zwei große mehrstöckige Gebäude waren zu erkennen.
    Sie verließen ihren Wagen, winkten den Männern in den Polizeifahrzeugen zu. Keine Minute später hatten sich alle vor der Einfahrt postiert. Sie trugen dunkle Schutzkleidung, waren allesamt bewaffnet.
    »Könnte sich jemand um das Tor bemühen?«
    Zwei Männer mit Werkzeugkoffern machten sich daran zu schaffen, schoben kurz darauf den schweren Flügel zurück.
    »Wir haben zwei Gebäude«, sagte Miriam Deilinger, »teilen wir uns auf?«
    Sie betraten das Gelände, liefen in zwei Gruppen auf die verlassen im Dunkeln liegenden Häuser zu. Braig sah, dass es sich um zwei alte Backsteingebäude handelte, die seit längerem ungenutzt waren. Trotz des von einem Zaun geschützten Geländes Schmierereien an den Wänden, obszöne Bemerkungen, undefinierbare Gemälde; Grasbüschel und stachelige Hecken bis in Kniehöhe. Sie näherten sich der breiten Eingangstür, verharrten für einen Moment unmittelbar davor. Nirgendwo Licht, kein Ton zu hören. Nur die Geräusche von Autos aus dem Hintergrund.
    »Wir öffnen«, sagte Miriam Deilinger, wartete, bis zwei der Uniformierten die Tür aus den Angeln gebrochen hatten. Der Schlag hallte laut durch die Nacht. Sie schoben das schwere Portal zur Seite, leuchteten den Weg frei. Ein Treppenhaus mit alten, abgenutzten Steinstufen breitete sich vor ihnen aus. Sie suchten nach einem Lichtschalter, stellten fest, dass kein Strom vorhanden war. Eine breite Tür führte ebenerdig weiter.
    Deilinger und Braig ließen dem bewährten Team den Vortritt, warteten, bis die Tür aus dem Weg geräumt war. Vor ihnen lag ein großer verschmutzter Raum, leer, ohne jedes Inventar. Sie leuchteten den
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