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Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier
Autoren: Klaus Wanninger
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vom LKA«, stellte er sich vor, »Sabine Layer hat sich bei Ihnen gemeldet?«
    »Ein Notruf, ja. Sie bearbeiten ihren Fall?«
    »Ja. Es war wirklich Frau Layer persönlich?«
    »Ich denke schon. Wir haben alles auf Band. Sie müssen es sich anhören. Es eilt.«
    »Was wollte die Frau?«
    »Sie scheint in großer Gefahr. Wir müssen sie sofort finden. Sie sprach von einem Mann, der sie in seiner Gewalt habe.«
    »Wie heißt der Mann?«, rief Braig. »Ist sein Name bekannt?«
    Die Antwort ging im lauten Klopfen an die Toilettentür unter. »Was ist los?«, brüllte eine weibliche Stimme. »Telefonieren können Sie auch woanders! Ich muss mal!«
    Er presste das Handy ans Ohr, hörte nur die in nervösem Tonfall vorgetragenen Worte der Kollegin: »… wissen nicht, wo genau wir suchen sollen. Sie sind in Stuttgart?«
    »Nein«, antwortete er, »ich bin in Tübingen.«
    »In Tübingen? Mein Gott, das ist ja vor unserer Haustür. Können Sie nicht sofort kommen und uns bei der Suche nach der Frau helfen? Wir brauchen Anhaltspunkte für ihren Aufenthaltsort.«
    Braig ließ die Verbindung stehen, sagte ohne jede weitere Überlegung zu. Er riss die Tür auf, drückte die junge Frau zur Seite, die mit verkrampfter Miene davor wartete, schob sich durch die dicht gedrängte Menschenmenge. Zwei Minuten später war er unterwegs nach Reutlingen, das Handy am Ohr.

18. Kapitel
    Warum es so spät geworden war an jenem Abend? Sie hatte nicht auf die Zeit geachtet, nichts gegessen und kaum etwas getrunken, war nur in ihre Arbeit vertieft, besessen von dem Gedanken, möglichst viele der unzähligen Bittsteller berücksichtigen und in ihr Konzept einbeziehen zu können, hatte erst eine Pause eingelegt, als das Heulen und Jaulen des um Auslauf bettelnden Hundes nicht mehr zu überhören war. Der Blick auf die Uhr hatte sie erschrocken aufsehen lassen. Zwanzig nach acht. Sie hatte aus dem Fenster geschaut und wahrgenommen, dass es vollkommen dunkel war. Kein Wunder, dass das Tier so erbärmlich winselte.
    Die Vorräte in der Küche hatten zu einer einfachen Mahlzeit gereicht. Zwei dünne Scheiben Roggenbrot, dazu etwas Magerquark, eine Tomate, der Rest einer Gurke. Sie hatte ein Glas Wasser getrunken, sich dann kurz erfrischt, hatte sich die dicke Winterjacke übergezogen, den Hund an die Leine gelegt, das Haus verlassen. 20.40 Uhr. Zufällig war ihr Blick beim Schließen der Tür auf die Uhr gefallen. Sie hatte sich die Brille fest auf die Nase gedrückt, war schnellen Schrittes den Straßen bis zum Ortsrand gefolgt, das wild an seiner Leine zerrende Tier vor sich. Sie liebte es nicht, so spät noch unterwegs zu sein, versuchte, Spaziergänge bei Dunkelheit zu vermeiden, weil die Sehkraft ihrer Augen durch einen lange zurückliegenden Unfall stark beeinträchtigt war, unternahm die Tour nur des Hundes wegen.
    Nach wenigen Minuten hatte sie die Ackerflächen außerhalb des Ortes erreicht, war, das Tier nicht von der Leine lassend, mehrere hundert Meter dem asphaltierten Weg in Richtung der Obstbaumwiesen gefolgt. Irgendwann hatte der Hund gezögert, war zuerst stehen geblieben, einem fernen Geräusch lauschend, hatte sich dann plötzlich wieder in Bewegung gesetzt, leise winselnd und immer kräftiger an seiner Leine zerrend. Sie war auf einen der rechtwinklig davon führenden Erdwege abgebogen, unwillig dem Tier folgend, ständig über neue Unebenheiten stolpernd.
    Mit einem Mal hatte sie die seltsamen Geräusche ebenfalls vernommen: Ein leises Wimmern und Jammern, dumpfe Schläge, eine Art unregelmäßiges Stampfen, dann das Aufheulen eines Motors und der Lärm eines nicht allzu weit entfernten Autos. Erschrocken hatte sie innegehalten, alle Kraft darauf konzentrierend, den heftig an seiner Leine zerrenden Hund festzuhalten, hatte in die Richtung der unbekannten Geräusche gestarrt, trotz aller Mühe jedoch nichts entdeckt. Der Lärm des Fahrzeugs war deutlich zu hören, schien jedoch immer von ein- und derselben Stelle zu kommen, so als bewegte sich das Auto unablässig wenige Meter hin und her.
    Sie hatte nicht gewusst, wie das seltsame Phänomen zu beurteilen war, hatte sich sicherheitshalber auch schon entschlossen, umzukehren und den Weg zurück ins Dorf zu nehmen, als plötzlich Scheinwerfer aufleuchteten und sie und den Hund in grelles Licht tauchten. Vor Schreck hatte sich das Tier von der Leine gerissen und war augenblicklich davon gerannt. Sie war sich wie gelähmt vorgekommen, hilflos, unbeweglich, hatte sich erst nach mehreren
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