Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
ist eine gute Frage. Wer kommt an das Zeug?« Er schwieg einen Moment, hustete. »Fragen Sie Ihre Techniker.«
    »Sie wissen es nicht?«
    »Ich bin Arzt, kein Handelsvertreter für chemische Produkte. Wer wird es schon haben? Apotheker natürlich, Laboranten.«
    »Sie sind sich sicher, dass es nicht zur Schädlingsbekämpfung oder Unkrautvernichtung in den Weinbergen eingesetzt wird?«
    Dr. Keils Lachen dröhnte durch die Leitung. »Junger Freund, dann hätten wir alle paar Tage Gelegenheit, uns beruflich zu treffen.« Er lachte noch immer, beruhigte sich nur langsam. »Ganz so schlimm sind unsere landwirtschaftlichen Brüder doch nicht. Außerdem, ich sagte es Ihnen bereits, das Spritzen ist im Weinbau nur bis Mitte, höchstens Ende August erlaubt. Je nach Wetter und Reife der Trauben. Sie können mir glauben, einer meiner Freunde ist selbst Wingerter. Die Vorschriften sind streng, die Behörden kennen kein Pardon. Nein, da müssen Sie sich schon woanders nach einem Täter umsehen.«
    Braig bedankte sich für die schnelle Information, legte auf. Blausäure also, endgültig. Dr. Keils erste Aussage hatte sich bestätigt. Wie war sie an das Gift gekommen? Er ertappte sich bei dem Gedanken, die Ehefrau des Toten bereits als Mörderin überführt zu haben, rief sich in Erinnerung, dass dieser Verdacht bisher nur auf den Aussagen des Nachbarn basierte. Vorerst war das jedoch nur eine unbewiesene Beschuldigung, die noch keinerlei Beweiskraft besaß. Er musste schnellstmöglich in Erfahrung bringen, wer über das hoch giftige Zeug verfügte oder – aus welchen Gründen auch immer – an das Material herankam. Vielleicht konnten ihm die Techniker helfen.
    Braig wählte Markus Schöfflers Handynummer. Wie er die gründliche Arbeitsweise des Kollegen kannte, war er sicher noch am Tatort. Die lange Reaktionszeit, bis Schöffler endlich abnahm, bestätigte seine Vermutung. »Du bist noch in Rotenberg?«
    »Wir sind zu dritt. Ich habe Verstärkung angefordert. Hutzenlaub und Camilleri sind dabei.«
    Braig kannte die Kollegen, wusste, wie sehr vor allem Hutzenlaub Wochenendbereitschaft hasste. »Ihr sucht die Gegend weiträumig ab?«
    »Es gibt eine zweite Person, eindeutig. Schuhgröße siebenunddreißig.«
    Siebenunddreißig, überlegte Braig. Eine Frau? Böhlers Frau? »Wirklich so klein? Du bist dir absolut sicher?«
    Schöfflers Stimme klang leicht gereizt. »Ich habe das Profil genau gemessen. Du solltest mich kennen.«
    »Ist schon gut. Ich bin nur überrascht, dass es sich um einen so kleinen Fuß handelt.«
    »Wir haben Böhlers Abdrücke und die der anderen Person über mehrere Meter hinweg genau lokalisiert. Der klatschnasse Boden bietet einmalige Chancen. Wochenlanger Regen, total feuchtes Gras. Pech für den Täter. Er kam von der anderen Seite, quer durch die Reben. Mal sehen, wie weit wir ihn verfolgen können.«
    »Dann müssen wir die Weinbauern der Umgebung fragen, ob sie die Frau oder den Mann zufällig gesehen haben.«
    »Das ist zu empfehlen. Am Rand des Wingerts, etwa an der Stelle, wo Böhlers Traktor steht, müssen sie sich getroffen haben. Dort stoßen die Abdrücke jedenfalls aufeinander. Eine freundliche Begegnung, schätze ich mal. Es gibt keinerlei Anzeichen für einen Streit oder gar Kampf, die Männer standen sich gegenüber, sprachen vielleicht miteinander.«
    Die Männer, überlegte Braig. Oder seine Frau, seine eigene Ehefrau? »Du glaubst, dass Böhlers und die anderen Abdrücke auf dieselbe Zeit zurückgehen? Ich meine …«
    »Da bin ich mir sicher, Hutzenlaub und Camilleri übrigens auch. Die Einkerbungen sind von der Tiefe und den Ausbuchtungen her vergleichbar, Böhlers Abdrücke sind nur unmerklich tiefer. Setzen wir voraus, dass die Person mit den kleinen Füßen etwas leichter war als der Tote, lässt sich dieser minimale Unterschied gut erklären. Sie müssen sich getroffen haben, freundlich, denke ich. Hätte es eine Auseinandersetzung gegeben, wäre der Boden weiträumig niedergetrampelt worden. Das ist ganz sicher nirgends der Fall.«
    »Dann hat Böhler seine Mörderin oder seinen Mörder gekannt.«
    »Vermutlich, ja.«
    Braig atmete tief durch. Die Frau? Seine eigene Ehefrau? »Das engt den Kreis der potentiellen Täter auf jeden Fall ein. Vielleicht haben wir Glück.«
    »Ich wünsche es dir.«
    »Danke. Bleibt nur die Frage, in welcher Form Böhler das Gift verabreicht wurde. Dr. Keil vermutet, mit Wein. Wäre das vorstellbar?«
    »Wein?« Schöffler zögerte einen Moment mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher