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Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst
Autoren: Klaus Wanninger
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Zeug ins Glas und ihre Opfer trinken es – ohne jeden Verdacht. Und schon ist der Typ erledigt.«
    »Du meinst, wir sollten uns voll auf Böhlers Frau konzentrieren?«
    »Ich weiß es nicht. Zuerst müssen wir uns die Familienverhältnisse genau ansehen. Wenn wir dem Nachbarn glauben können …«
    Braig nickte. »Sofern sich die Untersuchungsergebnisse wirklich bestätigen.« Auch wenn es noch so einfach aussah – der Abend konnte lang werden. Er musste sich noch mal bei Ann-Katrin entschuldigen.
    »Blausäure. Wie kommt man an das Gift?«
    »Keine Ahnung. Wir müssen die Techniker fragen.«
    »Ich fürchte, das gibt Arbeit. Apotheken überprüfen, Ärzte, Chemielabors. Hoffentlich kommen wir dem Täter schnell auf die Spur.«
    Sie hatten das Amt erreicht. In seinem Büro im obersten Stockwerk angelangt, zog Braig Jacke und Hemd aus, hängte sie auf einen Bügel, streckte sich. Er lief zum Wasserhahn, füllte sich ein Glas, trank es leer. Dann klatschte er sich mit beiden Händen kaltes Wasser auf die Stirn, schaute aus dem Fenster. Industrieanlagen, breite Straßen, das kanalisierte Band des Neckars, darüber die Steilhänge der Weinberge und mittendrin die Grabkapelle Königin Katharinas auf dem Württemberg, von seinem Standort aus gut zu erkennen. Die Senke, in der sie die Leiche Böhlers gefunden hatten, war nicht zu sehen; sie wurde von einem der davor gelegenen Hügel verdeckt. Ob die Techniker bereits über genauere Untersuchungsergebnisse verfügten?
    Braig ging zu seinem Computer, gab den Namen des Toten ein, beauftragte das Suchprogramm, ihn zu überprüfen. Der Rechner arbeitete, brachte kein Ergebnis. Böhler war nirgendwo negativ aufgefallen.
    Ein durchschnittlicher, auf den ersten Blick völlig normaler Vorortwingerter, überlegte er. Vergiftet von seiner eigenen Frau?
    Braig starrte auf den Monitor, nahm sein Telefon, wählte Ann-Katrins Nummer. Sie war sofort am Apparat.
    »Hallo«, grüßte er, »für heute Abend sieht es leider nicht so gut aus.«
    »Schade. Ich habe mich so auf deine freien Tage gefreut!«
    »Mir geht’s ja nicht anders. Endlich Ruhe, dachte ich, und ein Wochenende nur für uns.«
    »Ist es Mord?«
    »Ich fürchte, ja. Gift.«
    »Gift?«
    Braig merkte an ihrer Reaktion, wie ungewohnt auch ihr diese Todesart erschien. »Blausäure.«
    »Ihr seid euch sicher.«
    »Vorläufig. Du kennst den Arzt doch auch: Dr. Keil.«
    »Wer ist der Tote?«
    »Ein Weinbauer. Nichts weiter über ihn bekannt.«
    »Blausäure.« Sie machte eine Pause, zögerte. »Ein schrecklicher Tod, oder?«
    »Ich glaube, ja.« Er dachte an die grauenvoll verzerrten Gesichtszüge, schwieg. Alles wollte er ihr nicht erzählen. Sie hatte genug Schlimmes erlebt.
    »Wer tut so etwas?«
    »Ich weiß noch nichts. Wir müssen bei Null anfangen.«
    »Dann wird es heute Abend nichts mehr.« Sie sagte die Worte im feststellenden, nicht im fragenden Ton, konnte ihre Enttäuschung dennoch nicht verbergen.
    »Ich werde versuchen, möglichst bald zu einem Ende zu kommen. Vielleicht haben wir Glück und stoßen schnell auf den Täter«, erwiderte er, versuchte, sich selbst Mut zuzusprechen. Er versicherte ihr seine Liebe, bemüht, sie zu trösten, versprach, sich bald wieder zu melden.
    Gift, arbeitete es in ihm, auch Ann-Katrin hatte überrascht reagiert, als sie die Todesursache gehört hatte. Wer mordet mit Gift? Wirklich die eigene Frau?
    Er überlegte gerade, den Rechner zu beauftragen, ihm alle Unterlagen auszudrucken, die er über Blausäure ausfindig machen konnte, als das Telefon läutete. Er hatte Dr. Keils sonore Stimme am Ohr.
    »Weil ich die Neugier meiner Damen und Herren Kommissare kenne«, erklärte der Arzt, »bin ich heute wieder besonders schnell. Ich habe den Mageninhalt Böhlers untersucht. Die Sache mit der Blausäure hat sich bestätigt. Die Symptome waren eindeutig. Mit irgendeiner alkoholhaltigen Flüssigkeit eingenommen. Was es genau war, weiß ich noch nicht. Ich tippe auf Wein.« Er hielt kurz inne, räusperte sich. »So viel für heute. Alles Weitere schriftlich in ein paar Tagen.«
    »Können Sie schon die Zeit des Todes bestimmen?«
    »Zwischen 15 und 16 Uhr. Der war höchstens eineinhalb Stunden tot, als ich ihn draußen gesehen habe. Maximal.«
    »Also eher 15.30 bis 16 Uhr.«
    »Wenn Sie so wollen, ja.«
    Braig wollte sich gerade bedanken und den Arzt verabschieden, als ihm noch etwas einfiel. »Zyanid«, sagte er, »wer kommt an das Zeug?«
    Dr. Keils Lachen drang laut an sein Ohr. »Ja, das
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