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Schulterwurf

Schulterwurf

Titel: Schulterwurf
Autoren: Andreas Schlueter , Irene Margil
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wäre gelaufen. Der sich da näherte, trug
     zwei Bücherkartons, die er wie Gewichte mit weit ausgestreckten Armen transportierte. Kein Zweifel, es war Michael.
    »Ich dachte, Judo bedeutet kämpfen und nicht lesen!«, sagte er, als er die beiden Kisten abstellte.
    Da tauchte Xaver auf. Sofort verstummten die Gespräche. Xaver gehörte zur Grünheim-Schule. Und soweit Linh sich erinnerte,
     hatte er schon immer übers Judo hergezogen.
    »Seit wann macht ihr denn Werbung fürs Altersheim?«, fragte er.
    »Seit wir immer gegen ein solches Altenheim wie die Grünheim-Schule antreten müssen«, konterte Ilka. »Noch ’ne Frage?«
    Michael lachte. Er mochte die Grünheim-Schule noch weniger als die anderen. Er erinnerte sich jetzt, dass er Xaver schon vor
     einigen Stunden auf dem Schulgelände bemerkt hatte. Lange bevor die Judoka-Gruppe der Grünheim-Schule eingetroffen war, die
     der Direktor leider zum Vortrag des Judo-Meisters eingeladen hatte.
    »Was machst du denn hier? Bist du jetzt zu den Judokas übergegangen?«, fragte Michael direkt nach.
    »Pah«, antwortete Xaver abfällig. »Ich mache doch keinen Sport im Schlafanzug!«
    »Ne«, konterte Ilka bissig. »Du schläfst beim Sport!«
    Michael und Linh kicherten.
    Xaver schwieg und wich den Blicken aus.
    In dem Moment kam Jabali zurück. Er zog vier Kühltaschen auf Rollen hinter sich her. »Suchst du etwa immer noch nach dem Hausmeister?«,
     wunderte er sich über Xaver.
    »Was willst du denn von Herrn Rittmeier?«, fragte Ilka.
    Xaver sagte immer noch nichts.
    Jabali hievte die Kühltaschen auf den Tapeziertisch. »In der Grünheim-Schule wird die Sprache erst nächstes Jahr erfunden«,
     scherzte er, zog den Reißverschluss einer Tasche auf und holte ein Eis hervor: »Willst du vielleicht als Erster ein Eis kaufen?
     Für Grünheimer kostet es nur das Doppelte!«
    »Wie lange bleibt euer Supergast denn?«, fragte Xaver ernst.
    »Das steht in der Zeitung, falls du lesen kannst«, log Michael. Denn dort war nur vom Datum seiner Ankunft die Rede.
    Xaver drehte wortlos ab und bewegte sich Richtung Ausgang.
    »Doch kein Eis?«, rief Jabali ihm hinterher. »Be kommst auch einen Sonderpreis. Für dich das Dreifache!«
    »Vorsicht. Der dreht gleich um und kauft eines, weil er glaubt, er macht ein Schnäppchen«, lachte Ilka.
    Die anderen lachten mit. Nur Linh wurde schnell wieder ernst.
    »Seltsam, oder?«, fragte sie in die Runde. »Was will der überhaupt hier?«
    »Typisch Xaver«, fand Michael. »Das Ekelpaket nervt, wo es nur geht.«
    »Stimmt!« Lennart stand plötzlich bei ihnen. Er hatte gerade noch gesehen, wie Xaver verschwunden war. Er kannte ihn von vielen
     Basketball-Begegnungen. »Also, das Mikro steht!«
    »Mist, uns rennt die Zeit weg«, warf Ilka ein. »Gleich kommt Yamada Yuuto und hier sieht es noch aus wie Kraut und Rüben!«
    Die Freunde erledigten zu¨gig die angefangenenArbeiten und erwarteten dann den Großmeister mit Spannung.
    Der traf, wie geplant, pünktlich mit dem Taxi ein. Linh nahm ihn in Empfang und begleitete ihn in den Vortragsraum.
    Eine Viertelstunde später war es so weit. Der Direktor schloss seine Begrüßungsrede.
    ». . . und bedanken uns für Ihren Besuch. Ich gebe das Wort weiter an unseren Gast Yamada Yuuto.« Das Publikum applaudierte.
    Der Saal war voll, bis auf ein paar Plätze, die für Journalisten, den Bürgermeister und andere Vertreter der Stadt frei gehalten
     wurden. Vergeblich, denn bisher war von den Politikern noch niemand aufgetaucht. Immerhin waren zwei Leute von der Presse
     gekommen.
    Während Ilka und Jabali hinten auf dem Boden hockten, von wo aus sie auch den Büchertisch vor der Tür gut im Auge behalten
     konnten, hatte Linh natürlich ganz vorne einen Platz bekommen, direkt neben Yamada Yuuto. Alle Augen richteten sich jetzt
     auf den berühmten Gast neben ihr. Dahinter saß der komplette Vorstand des örtlichen Judoverbandes. Die dritte und vierte Reihe
     besetzten Vertreter anderer Kampfsportarten. Sogar ein paar Leiterverschiedener Kampfsportklubs waren gekommen, um zu hören, was der Großmeister des Judos zu sagen hatte.
    Offenbar legten sie großen Wert darauf, dass man sie sofort als Mitglieder der Kampfsportklubs erkannte, denn alle trugen
     auffällige T-Shirts ihrer Klubs.
    Vollkommen unnötig, dachte Linh. Dass diese Typen keine Judokas waren, sah man auch ohne deren Shirts aus hundert Kilometer
     Entfernung. Während Yamada Yuuto in all seinen Bewegungen wirkte wie eine Feder im
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