Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schulterwurf

Schulterwurf

Titel: Schulterwurf
Autoren: Andreas Schlueter , Irene Margil
Vom Netzwerk:
der das meiste entweder nicht verstand oder einfach nur blöd fand.
    »Ich muss euch unbedingt etwas erzählen. Ich bin so aufgeregt!«, sagte Linh.
    Sofort wurden die anderen hellhörig. Für aufregende Neuigkeiten waren sie alle immer zu haben.
    »Setzt euch«, bat Linh ungeduldig. Vier Sitzkissen lagen verteilt im Zimmer. Sie lagen immer da, denn ihre vier Freunde sollten
     sich jederzeit willkommen fühlen. Jedes der Fünf Asse hatte seinen Stammplatz in Linhs Zimmer.
    Fünf Asse: Diesen Spitznamen hatten sie weg, seit sie sich angefreundet hatten und eine richtige Clique bildeten. Denn jeder
     von ihnen zeichnete sich durch ganz besondere sportliche Stärken aus.
    Linhs Stammplatz war das Bett, auf dem sie im Judositz hockte.
    »Stellt euch vor: Yamada Yuuto kommt an unsere Schule.« Ihre Wangen glühten vor Aufregung.
    »Ist das dieser Judo-Guru?«, fragte Jabali und zeigte auf das einzige Bild im Zimmer.
    »Das ist kein Guru«, stellte Linh klar. »Sondernein Judo-Großmeister. Ach, was sage ich:
der
Judo-Großmeister. Eine lebende Legende. Und
ich
. . .« Linh betonte es, als ob sie es immer noch nicht fassen konnte. ». . .
ich
bin zu seiner persönlichen Betreuerin auserwählt worden! Professor Stölzer hat mich gerade angerufen und mich darum gebeten.«
    »Unser Direktor?«, fragte Michael erstaunt. »Hat dich angerufen?«
    »Höchstpersönlich!«, bestätigte Linh nicht ganz ohne Stolz.
    »Wow!«, sagte Jabali, obwohl er keine Ahnung hatte, welche Bedeutung der Großmeister hatte.
    »Super!«, freute sich Ilka für Linh. »Wann geht’s los?«
    »Wie es aussieht, können wir die Mathe-Nachhilfe jedenfalls knicken«, vermutete Michael. Damit sollte er recht behalten.
     
    Niemand merkte Linh am nächsten Morgen an, dass sie kein Auge zugemacht hatte. Die ganze Nacht lang waren ihre Gedanken um
     ihre Aufgabe als persönliche Betreuerin von Yamada Yuuto gekreist. Was würde sie tun müssen? Womit könnte sie dem Großmeister
     wohl eine Freude machen? Wie sollte sie sich u¨berhaupt mit ihm versta¨ndigen?Ihre Muttersprache war Deutsch, sie war ganz gut in Englisch und sprach halbwegs verständlich die Sprache ihrer Eltern: Vietnamesisch.
     Yamada Yuuto hingegen kam aus Japan. Sprach er überhaupt eine Fremdsprache? Lennart, Jabali, Ilka und Michael hatten ihre
     Unterstützung zugesagt, aber würden sie ihr wirklich helfen können? Noch nicht einmal ein beruhigender Spruch aus ihrem großen
     Schatz asiatischer Weisheiten war ihr eingefallen.
    In der Wartehalle des Flughafens war die Hölle los. Zu allem Überfluss war Linh von all den Tausenden Menschen, die hektisch
     um sie herumwuselten, mit Abstand die Kleinste. Sie hatte schon Schwierigkeiten, ihre Freunde nicht aus den Augen zu verlieren.
     Wie sollte sie nur den Großmeister in diesem Gewühl entdecken?
    »Seht ihr ihn?«, fragte Linh verzweifelt, als sich die Schiebetüren der Ankunftshalle öffneten und wieder eine ganze Schar
     Fluggäste mit ihren Gepäckwagen herausströmte. Sie stand schon auf Zehenspitzen, aber um die Tür sehen zu können, musste sie
     hochspringen.
    »Nö«, sagte Michael. Er war der Größte der Fünf Asse. Aber er schaute gar nicht richtig hin. Sein Blick wanderte immer wieder
     zu dem Imbiss, andem er sich gern ein Sandwich gekauft hätte, wenn es nicht so sündhaft teuer gewesen wäre.
    »Können Sie ihn vielleicht entdecken?«, fragte Linh den Direktor, der direkt hinter ihr stand. Direktor Stölzer schüttelte
     den Kopf und hob das Pappschild mit dem Namen ihrer Schule höher, damit der Großmeister seinerseits die Abordnung der Schule
     finden konnte.
    Auch Lennart, Ilka und Jabali wirkten ziemlich ratlos. Sie sahen gut hundert Japaner aus der Ankunftshalle kommen. Rund die
     Hälfte davon waren zwar Frauen, aber es blieben immer noch zu viele Männer übrig, auf die Linhs Beschreibung des Großmeisters
     passte: klein, schwarzhaarig, schlank. Japaner.
    »Ihr habt doch das Bild von ihm gesehen. In meinem Zimmer!«, erinnerte Linh ihre Freunde.
    Ilka und Jabali nickten. Und gaben auf. Niemals würden sie den Großmeister unter all den Fluggästen herausfinden.
    »Schade, dass er keinen Judoanzug trägt«, wagte Michael auszusprechen, was die anderen dachten. Ihn traf ein böser Blick von
     Linh. Aber nur kurz. Linh widmete ihre Aufmerksamkeit wieder den Ankommenden. Erneut sprang sie hoch.
    »Da!«, schrie sie plötzlich. »Da ist er!« Für Linh war er gar nicht zu verkennen. Der fließende Gang, die stolze
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher