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Schulterwurf

Schulterwurf

Titel: Schulterwurf
Autoren: Andreas Schlueter , Irene Margil
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Linh wieder etwas sehen konnte, half ihr, die Hose von der Ferse zu pulen, und endlich konnte
     Linh in das liebste Kleidungsstück steigen, das sie besaß: ihren Judogi, den strahlend weißen Judo-Anzug.

Spurlos verschwunden!
    Der Saal war schon ganz leer, der Verkauf der Bücher, der Kuchen und von Jabalis Eis war gut gelaufen. Jabali saß noch hinter
     dem Verkaufstisch und zählte das Kleingeld. Leider hatten manche Gäste die großen blauen Müllsäcke in den Seitengängen komplett
     übersehen. Eisbecher, Pappteller und Servietten lagen an vielen Stellen zwischen den Stuhlreihen auf dem Boden. Doch da neben
     Michael, Lennart und Jabali auch noch einige andere aus der Klasse halfen, war der Müll in der Aula schnell eingesackt und
     die Tüten draußen vor die Tür gestellt. Endlich konnten auch die Jungs losziehen, um sich den Judo-Wettkampf gegen die Grünheimer
     anzusehen.
    Linh war schon intensiv mit ihren Aufwärm- und Konzentrationsübungen beschäftigt, als die drei in die Halle kamen.
    Die erste Runde stand unmittelbar bevor. Obwohl Linh sich sehr auf ihre Übungen konzentrierte,sah sie die Jungs von Weitem und winkte ihnen strahlend zu. Sie war in Top-Form, bestens vorbereitet, dem Großmeister zu zeigen,
     was sie schon alles konnte. Und hinterher würde er ihr sicher ein paar wertvolle Tipps geben können, wie sie ihren Kampfstil
     noch weiter perfektionieren konnte. So eine Chance bekam man vermutlich nur ein einziges Mal im Leben! Linh schaute sich um,
     ob sie den Meister schon entdecken konnte. Sie sah Direktor Stölzer, aber weder zu seiner Linken noch zu seiner Rechten saß
     der Meister!
    Hatte Ilka nicht gesagt, er hätte den Meister durch die Schule geführt? Wieso waren sie dann nicht gemeinsam in die Halle
     gekommen?
    Susanne Kick, ihre Klassenlehrerin, war da. Ebenso »die Kartoffel«, Jürgen Pommes, der Vertrauenslehrer. Auch ihr Trainer
     aus dem Verein war gekommen. Neben ihm saß sogar der Vorsitzende des Ortsverbandes. Ilka machte gerade ein wenig Platz für
     die drei Jungs. Wo aber steckte Yamada Yuuto?
    Michael beobachtete, wie Linh lautlos ihre Lippen bewegte:
Meister?
Dann breitete sie ihre Arme aus:
Wo? Wo?
    Jetzt fiel es den anderen auch auf: Yamada Yuuto fehlte.
    Direktor Stölzer war keinerlei Nervosität anzumerken. Erst als Frau Schmidt, die Sportlehrerin, die Halle betrat, ging er
     ihr aufgeregt entgegen. »Haben Sie Herrn Yuuto nicht mitgebracht? Sie wollten ihm doch noch kurz die Außenanlagen zeigen!«
    »Ich dachte, er sei zu Ihnen gegangen, als er plötzlich weg war. Ist er nicht hier?«, fragte sie überrascht.
    Alle waren da, nur ihr Gast fehlte! Linh wusste nicht, was sie davon halten sollte. In ihr machte sich ein Gefühlsmix aus
     Besorgnis und Verwirrung breit. Sie bekam gerade noch mit, wie der Kampfrichter den Beginn ihres Kampfes anzeigte.
    Linh verneigte sich vor ihrer Gegnerin und versuchte, sich zu konzentrieren. Unmöglich! Mit einem Auge und mit ihrer halben
     Aufmerksamkeit war sie draußen in der Halle und nicht auf der Matte. Ihre Gegnerin hingegen war voll bei der Sache, attackierte
     Linh sofort, versuchte sie am Kragen hinter dem Nacken zu packen und brachte sie damit auch gleich in Bedrängnis. Nur mühsam
     konnte sich Linh gerade noch rechtzeitig lösen. Im Zurückweichen zog sie ihrerseits die Gegnerin am Ärmel, die aber rasch
     mit einem großen Schritt nach vorn ihr Gleichgewicht zurückgewann. Exakt in dem Moment, in dem ihre Gegnerin glaubte, den Angriff abgewehrt zu haben,
     zog Linh ihr linkes Bein zurück und benutzte das rechte Bein als Drehpunkt für einen Schulterwurf. Ihre Gegnerin rutschte
     aber weg und ihr ganzer Körper landete auf der Seite. Sofort setzte Linh mit einem Haltegriff nach.
    Linh nahm den Applaus von den Rängen, der ihr gespendet wurde, kaum wahr. Nur die eine Frage wirbelte ihr durch den Kopf:
     Wo ist Yuuto? Warum schaut er nicht zu?
    Beinahe wäre ihr die Gegnerin deshalb aus dem Haltegriff entwichen. Gerade noch rechtzeitig bemerkte Linh ihre verzweifelte
     Attacke. Schnell fasste sie nach, veränderte den Haltegriff in einen unangenehmen Würgegriff, der die Gegnerin zur sofortigen
     Aufgabe zwingen sollte. Mit hochrotem Kopf klopfte sie auf der Matte ab.
    Linh löste den Griff, der Kampfrichter beendete den Kampf. Linh hatte gewonnen.
    Noch unter dem tosenden Jubel ihrer Mitschüler und den enttäuschten Buhrufen der Grünheimer lief Linh – nachdem sie mit einer
     höflichen Verbeugung ihrer
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