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Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5
Autoren: Fred
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Oberstaatsanwalt Sigurd Halvorsrud schlägt die Hände vors Gesicht. Vor ihm auf dem Boden liegt seine Frau, ihr Kopf ist sauber vom Rumpf getrennt worden, und
    Halvorsruds blaues Polohemd weist eine Menge dunkler Flecken auf:
    Hauptkommissarin Hanne Wilhelmsen aber wil keine voreiligen Schlüsse ziehen.
    Zumal Halvorsrud den Namen des Täters zu kennen glaubt - Stäle Salvesen, ein
    gescheiterter Geschäftsmann aus Oslo. Doch Zeugen sagen aus, daß Salvesen sich
    offenbar wenige Tage vor der grausigen Tat von einer Brücke ins Meer gestürzt
    haben sol . Gereizt und mürrisch aber scheint Hanne Wilhelmsen den Rückschlag in ihren Ermittlungen kaum zur Kenntnis zu nehmen, Tag und Nacht beschäftigt sie die tragische Eröffnung, die ihre Freundin Cecilie ihr so unvermutet gemacht hat.
    Während Hanne sich bemüht, mit den neuen Umständen zurechtzukommen, gibt es
    ein zweites Opfer: Der bekannte Wirtschaftsjournalist Bromo wird erschlagen
    aufgefunden - in Salvesens Keller, der über und über mit den Fingerabdrücken des Oberstaatsanwalts Halvorsrud bedeckt ist...
    Niemand ist nur Opfer, niemand nur Täter. In ihrer klaren, präzisen Sprache fächert Anne Holt den neuen Fall von Hanne Wilhelmsen auf und findet eine ebenso
    beunruhigende wie verblüffende Lösung.
    Anne Holt studierte Jura und arbeitete als Journalistin für das norwegische
    Fernsehen. Nach ihrer Zeit als stellvertretende Polizeichefin von Oslo war sie für kurze Zeit norwegische Justizministerin. Seit 1993 veröffentlicht sie Kriminalromane um ihre außergewöhnliche Kommissarin Hanne Wilhelmsen. »Das achte Gebot« ist
    ihr fünfter auf deutsch erschienener Roman.

    Anne Holt
    DAS ACHTE GEBOT
    Roman

    Die Originalausgabe erschien 1999 unter dem Titel »Dod joker«

    Erster Teil
    I
    Die Gewissheit, daß er nur noch Sekunden zu leben hatte, ließ ihn endlich im
    Salzwasser die Augen schließen. Beim Sturz vom hohen Brückengewölbe hatte
    er zwar einen Moment der Furcht gehabt, doch der Aufprall auf den Fjord
    hatte nicht wehgetan. Er nahm an, daß er sich beide Arme gebrochen hatte.
    Seine Hände leuchteten in dem fremden Winkel grauweiß. Wider Willen hatte
    er einige Schwimmzüge versucht, doch das hatte nichts gebracht. In der
    starken Strömung waren seine Arme unbrauchbar. Trotzdem spürte er keinen
    Schmerz. Eher war das Gegenteil der Fall. Das Wasser umschloß ihn mit einer
    Wärme, die ihn überraschte. Er fühlte sich in die Tiefe gezogen und verlor das
    Bewußtsein.
    Der Anorak des Mannes umwogte seinen Leib, ein dunkler, schlaffer Ballon
    vor einem noch dunkleren Meer. Sein Kopf dümpelte wie eine Boje hin und
    her, und er hatte endlich aufgehört, Wasser zu treten.
    Als letztes registrierte der Mann, daß er unter Wasser atmen konnte. Es war
    durchaus kein unangenehmes Gefühl.
    2
    Die Frau auf dem Boden war noch vor kurzer Zeit aschblond gewesen. Das war
    jetzt nicht mehr zu sehen. Ihr Kopf war von ihrem Körper getrennt worden,
    und ihre halblangen Haare klebten an den Hautfetzen ihres durchschnittenen
    Halses. Außerdem war ihr der Hinterkopf eingeschlagen worden. Die weit
    aufgerissenen toten Augen schienen Hanne Wilhelmsen überrascht
    anzustarren, so, als handele es
    3
    sich bei der Hauptkommissarin um einen äußerst unerwarteten Gast.
    Im Kamin brannte noch immer ein Feuer. Kleine Flammen leckten an einer
    rußgeschwärzten Rückplatte, und das spärliche Licht reichte nicht sehr weit.
    Da der Strom ausgefallen war und die nächtliche Dunkelheit sich wie eine neu-
    gierige Zuschauerin gegen die Fenster preßte, hatte Hanne Wilhelmsen das
    Bedürfnis, Holz nachzulegen. Statt dessen schaltete sie ihre Taschenlampe ein.
    Der Lichtstrahl wanderte über die Tote. Kopf und Rumpf der Frau waren zwar
    getrennt worden, doch sie ruhten so dicht beieinander, daß die Frau bei ihrer
    Enthauptung schon auf dem Boden gelegen haben mußte.
    »Schade um das Eisbärfell«, murmelte Kommissar Erik Henriksen.
    Hanne Wilhelmsen ließ den Lichtkegel durch das Zimmer tanzen. Es war groß,
    quadratisch und mit Möbeln vollgestopft. Der Oberstaatsanwalt und seine
    Frau hatten offenbar Sinn für Antiquitäten. Ihr Sinn für Mäßigung war
    weniger gut entwickelt. Im Halbdunkel konnte Hanne Wilhelmsen mit
    Rosenmustern verzierte Holzgefäße aus Telemark neben weißen und
    blaßblauen Chinoiserien erkennen. Über dem Kamin hing eine Muskete. Aus
    dem 16. Jahrhundert, tippte die Hauptkommissarin und ertappte sich bei dem
    Wunsch, die schöne Waffe zu
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