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203 - Die Wüstenfalle

203 - Die Wüstenfalle

Titel: 203 - Die Wüstenfalle
Autoren: Jo Zybell
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Er ließ seine Mutter und Grao’sil’aana los. »Du und ich als Alleinherrscher einer Wolkenstadt – wäre das nicht geil, Grao?«
    »Was redest du, Daa’tan?« Aruula runzelte die Stirn und musterte ihren Sohn prüfend. Es fiel ihr schwer, ihre Fassungslosigkeit zu verbergen. »Gäste werden wir sein, wenn wir die erste Wolkenstadt erreichen. Gäste , kapierst du das, mein Sohn? Und wir werden uns dort wie Gäste benehmen! Auch du!«
    »Ja, ja – ich meine ja nur…«
    »Beruhig dich!« Grao’sil’aana fasste Daa’tans Oberarm und hielt den jungen Burschen fest. »Es war eine lange Reise.« Über die Schulter äugte er zurück zu Victorius. Der schwarze Prinz war mit den Armaturen des Luftschiffs beschäftigt, er schien das Gespräch am Fenster nicht mitzubekommen. »Du bist aufgekratzt und erschöpft… wir alle sind erschöpft. Wir müssen erst einmal ruhen.«
    »Ruhen, wieso ruhen? Wir fliegen zum Victorsee und…«
    »Victoriasee«, korrigierte ihn Aruula.
    »… fliegen wir halt zum Victoriasee von mir aus! Jedenfalls landen wir auf einer dieser Wolkenstädte und werden Kaiser! Wo ist das Problem? Wir lassen uns Fische aus dem See bringen, Datteln aus der Savanne und wilde Piigs aus dem Dschungel. Und Victor wird mich mit seinen Schwestern bekannt machen, mit seinen schönen schwarzen Schwestern!«
    Wieder drehte er sich um. »Das wirst du doch, Victor, oder?«
    Die Miene des schwarzen Prinzen schien aus Granit gemeißelt. Er starrte auf seine Armaturen und reagierte nicht.
    »Victorius«, sagte Aruula leise, »er heißt Victorius.«
    Daa’tan äugte zu Victorius hinüber, und weil der kein Wort antwortete, nicht einmal mit der Wimper zuckte, dämmerte es ihm, dass er gerade zu weit gegangen war. »Nicht böse sein, hey! War doch nur Spaß!« Victorius drehte an einer kleinen Kupferkurbel und schien nichts mitzubekommen.
    »Selbstverständlich werden wir deinen Vater höflich begrüßen«, sagte Daa’tan. »Wir werden uns die Schuhe putzen, bevor wir zu ihm gehen, wir werden ihn artig begrüßen, mit Diener und so, und bei Tisch werden wir uns ganz bescheiden mit den kleinsten Stücken begnügen, ich jedenfalls.« Er lachte krähend. »Alles so, wie es sich für anständige Gäste gehört!« Er stieß Grao’sil’aana den Ellenbogen in die schuppige Flanke und zwinkerte ihm zu. »Ist doch so, Grao, oder?«
    »Ich verlasse mich auf dich, Daa’tan«, sagte der Daa’mure. Er drehte sich um und wandte sich an Victorius. »Diese Wüste dort unten ist also Afrika – oder Afra, wie ihr Primär… ihr Menschen es nennt?«
    »Nein.« Victorius blickte auf den Wasserstandsanzeiger – der Kessel war noch halb voll. Niemals würde er diesen widerwärtigen Burschen in seine Heimat bringen, so viel stand fest. »Das ist die Wüste von Arba ( Arabien ).«
    Jetzt fuhren alle drei herum. »Nicht Afra?«, entfuhr es Aruula.
    Sie schnitt eine enttäuschte Miene.
    »Noch nicht«, bestätigte Victorius und betonte das Noch .
    »Die Luftströme waren sehr stark in den letzten beiden Tagen, wir sind weit abgetrieben worden.« Bedauernd lächelte er der barbusigen Barbarin zu. Sie tat ihm aufrichtig Leid; wegen ihres Bastards. Doch was ging es ihn an? Weder den widerwärtigen Burschen, noch das Crooc auf zwei Beinen wollte er jemals in seiner Heimat sehen.
    »Crooc« nannte Victorius insgeheim dieses silberschuppige Monstrum, das niemals von Daa’tans Seite wich. Weniger, weil es den Krokodilen in seiner Heimat ähnelte, als vielmehr, weil er den echsenartigen Grao’sil’aana mindestens so abstoßend fand wie diese Tiere. Die Croocs am Victoriasee hatten längere, flachere Schnauzen als der Daa’mure. In der Regel liefen sie auch nicht sprechend und aufrecht herum.
    »Abgetrieben?« Grao’sil’aana kam zu Victorius an die Armaturen neben der gusseisernen Luke vor dem Brennkessel.
    Sämtliche Haare standen Victorius unter seiner rosa Perücke zu Berge; und die in seinem Nacken und auf seinem Rücken dazu.
    »Und jetzt?« Der Echsenartige lehnte sich neben der Schalttafel gegen die Wand. Der schwarze Prinz glaubte die Hitze des echsenartigen Schuppenkörpers zu spüren.
    »Die Winde sind abgeschwächt und haben sich gedreht«, sagte Victorius gleichgültig. »Wir werden Afra schon noch erreichen. Pas de problème.«
    Die einfachste Lösung schied aus: Daa’tan aus der Luke ins Meer zu werfen. Seine Mutter würde das zu verhindern wissen.
    Und das Crooc sowieso. Also musste Victorius nach anderen Möglichkeiten
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