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Schulterwurf

Schulterwurf

Titel: Schulterwurf
Autoren: Andreas Schlueter , Irene Margil
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lange zu überlegen. Schnell huschte sie dahinter und stieß dabei
     an einen Plastikeimer, in dem einSchrubber stand. Linh konnte ihn gerade noch festhalten, schob den Eimer mit einem Fuß beiseite, zwängte sich zwischen allerlei
     Gerümpel und hoffte, rechtzeitig aus Xavers Blickwinkel verschwunden zu sein.
    Zwischen zwei mit Handtüchern vollgestopften Wäschekörben setzte sie sich auf eine Kiste, auf der groß »Fundsachen« geschrieben
     stand. An der Wand hing ein Sack, aus dem ein Netz herausbaumelte. Es sah genauso aus wie das, mit dem Yuuto gefangen worden
     war.
    Endlich konnte sie in Ruhe nach der SMS sehen, die sie bekommen hatte. Auf dem hell leuchtenden Display las sie:
achtung! xaver! in deckung!
    Jabali hatte Xaver also auch schon entdeckt und wollte sie warnen. Irgendwie beruhigte Linh das Gefühl, dass Jabali draußen
     Wache schob. Linh zupfte den Vorhang einen Zentimeter beiseite und linste ins Foyer, durch das gerade Xaver stampfte. Er schimpfte
     vor sich hin und ging direkt auf die Tür in den hinteren Bereich zu. Schnell zog Linh ihren Kopf zurück und hielt vorsorglich
     die Luft an.
    Doch Xaver hatte sie nicht entdeckt und verschwand im Hinterzimmer. Was hatte der mit diesem Klub zu tun? 
    Flink schrieb sie Jabali eine SMS zurück
: buch vielleicht hier. xaver auch. wieso? yuuto + die anderen rufen.
    Wutsch! Die Frau vom Empfang riss den Vorhang auf.
    »Was machst du denn hier?« Sie stützte die Hände in die Hüften.
    »Oh«, stammelte Linh. »Ich . . . äh . . . dachte . . . Fundsachen.«
    »Wie bitte?«
    »Mein . . . äh, ich wollte sagen, ich suche mein . . . äh . . .« Verflixt, ihr fiel so schnell nichts ein. ». . . meine Fahrradhandschuhe.
     Die müssen mir heruntergefallen sein. Ich dachte, die hätte vielleicht jemand abgegeben . . .«
    »Dann frag mich«, wies die Frau Linh scharf an. »Allein hast du hier nichts zu suchen. Klar?«
    »Klar!«, versicherte Linh und atmete innerlich tief durch.
    »Außerdem habe ich keine Handschuhe gesehen, als du kamst«, ergänzte die Frau und zog ihre Augenbrauen skeptisch zusammen.
    »Wirklich nicht?«, stammelte Linh. Sie spürte, wie ihre Wangen schon wieder erröteten. »Seltsam, ich dachte . . .«
    »Schon gut«, beschwichtigte die Frau. »Nun komm erst mal da raus. Möchtest du einen Saft?«
    »Gern!«
    Die Frau wieselte hinter ihren Tresen. Eine gute Gelegenheit für Linh, die bereits geschriebene und an Jabali adressierte
     SMS unbemerkt abzusenden. Dann stellte sie sich an den Tresen, nahm das Glas Saft, das ihr die Frau reichte, und überlegte,
     was sie jetzt tun sollte. Jeden Moment konnte Xaver wieder aus dem Hinterraum herauskommen. Wenn er etwas mit der Sache zu
     tun hatte – und davon war Linh überzeugt   –, dann würde ihm sofort klar sein, weshalb Linh hier war, und er würde sie auffliegen lassen.
    Also musste sie erst einmal so schnell wie möglich von hier fort.
    »Und?«, fragte die Frau. »Hat dir das Training gefallen?«
    »Ja«, antwortete Linh, stürzte den Saft hinunter und entschuldigte sich eilig: »Ich muss jetzt leider nach Hause. Hausaufgaben
     machen.«
    »Warte!«, rief die Frau. »Hast du ein Eintrittsformular mitgen. . .?«
    Doch Linh stürzte schon aus der Tür.
    Wieder an der frischen Luft, atmete sie wie befreittief durch. Die Hallenluft beim Judotraining war auch nicht toll, aber die Klub-Luft hier kam der eines Pumakäfigs oder Affenhauses
     schon sehr nahe.
    Im nächsten Moment klopfte ihr Jabali von hinten auf die Schulter.
    »Und?«, fragte er. »Wie geht’s jetzt weiter? Die anderen habe ich verständigt.«
    »Wir warten«, schlug Linh vor. »Hast du die Gruppe Japaner gesehen, die vorhin herauskam?«
    Jabali nickte. Über eine Stunde hatte er die Tür nicht aus dem Auge gelassen: Ihm war nichts entgangen.
    »Sie waren wohl diejenigen, die das Buch besorgt haben«, vermutete Linh.
    »Du meinst, das waren die Gauner, die Yuuto überfallen und gefesselt haben?«, staunte Jabali.
    »Vermutlich ja«, antwortete Linh. »Nur übersetzen konnten sie es nicht. Deshalb bekamen sie Streit.«
    »Mit wem?«, wollte Jabali wissen.
    Aber genau das hatte Linh noch nicht herausbekommen. Sie wusste nur, im Sportklub befand sich jetzt ein sehr alter japanischer
     Mann, der das Buch offenbar übersetzen sollte.
    »Und wenn er den Dialekt beherrscht, dann wird er das Buch wohl mit nach Hause nehmen«, kombinierte Linh. »Ein ganzes Buch
     zu übersetzen, das dauert ja seine Zeit.«
    »Also heften wir uns an
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