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Schulterwurf

Schulterwurf

Titel: Schulterwurf
Autoren: Andreas Schlueter , Irene Margil
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Ostland-Dialekt Azuma, wie er von den Azuma-Kriegern im 8.   Jahrhundert benutzt wurde. Dieser Dialekt ist wie eine Codierung. Ohne einen der wenigen Experten für diese alte Sprache der
     Krieger wird der Leser es nicht entziffern können. Der Dieb wird schnell erkennen, dass er zwar einen Schatz in seinen Händen
     hält, diesen aber nur mithilfe eines Übersetzers heben kann. Darum hat der Dieb zwei Möglichkeiten: Entweder er versucht,
     es ungelesen an den Höchstbietenden weiterzureichen, oder er macht sich vorher auf die Suche nach einem der wenigen Experten
     für diesen Dialekt. Dafür gibt es weltweit nur ein paar wenige Spezialisten. Ich denke, hier liegt unsere Chance.«

Einsatz für Linh
    Linh war fürchterlich aufgeregt, als sie vor dem Sportklub stand. Aber sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Sie
     atmete noch einmal tief durch, schaute zu Jabali, der etwas abseitsstand und ihr ermutigend beide Daumen entgegenstreckte,
     öffnete dann die Tür und trat pünktlich fünf vor drei ein.
    Ihr Atem stockte: Eine Wolke aus Schweiß, heißem Gummi und alten Socken schlug ihr entgegen. Sie hielt sich die Hand vor die
     Nase und ging mit zögerlichen Schritten tiefer in den Raum.
    Mitten in der Duftwolke saß eine Frau am Empfangstresen, die Linh sofort vertraut vorkam. Augenscheinlich war sie wie Linh
     Vietnamesin. Sie war in einen Monitor vertieft und schaute erst auf, als Linh sie begrüßte.
    »Guten Tag, ich habe gestern angerufen. Ich soll heute ein Probetraining machen.«
    »Ja, ich erinnere mich«, behauptete die Frau, verzogzog aber sogleich ihre Miene zu einem skeptischen Blick. »Ich hatte dir ja gesagt, erst ab vierzehn, oder?«
    Linh nickte und schaute auf ihre Füße, damit die Frau ihre roten Wangen nicht sofort sehen konnte, wenn sie schwindelte.
    »Na ja, ich wirke halt wesentlich jünger«, antwortete Linh. Und das war noch nicht einmal gelogen. »Sie wissen schon . . .«
    »Jaja!«, lachte die Vietnamesin hinter dem Tresen. »Geht mir auch immer so. Besonders für Europäer sehen wir Asiatinnen immer
     jünger aus.«
    Linh ließ ein kurzes Lächeln aufblitzen. Die Frau verstand sie.
    Doch ganz so leicht, wie Linh gehofft hatte, wurde es dann doch nicht. Die Frau beugte sich über den Tresen und fügte hinzu:
     »Aber ich bin keine Europäerin. Und für mich siehst du auch nicht gerade aus wie vierzehn!«
    »Was soll ich Ihrer Meinung nach dagegen tun?«, konterte Linh. »Mir einen Bart ankleben?«
    Die Frau lachte. »Du gefällst mir. Bitte setz dich doch einen Moment, ja? Ich bin gleich wieder für dich da. Hier geht es
     gerade mal wieder drunter und drüber.«
    Linh kletterte auf einen der Barhocker vor dem Tresen. Sie hasste diese unbequemen Dinger, weil sie mit ihren kurzen Beinen
     die Querstrebe für die Füße nicht erreichen konnte.
    Aus der Richtung, in die die Frau verschwunden war, drangen aggressive Männerstimmen. Dort gab es offensichtlich einen Streit.
     Linh spitzte die Ohren, doch gerade als sie glaubte, ein paar Worte verstehen zu können, tauchte ein Mann in einem schwarzen
     Kampfsportanzug auf. Die Haare kurz geschoren, mit einem Nacken wie ein Stier. Ein Quadratschädel!
    »Zum Probetraining?«, fragte er Linh.
    Linh hatte Glück. Er schien keinen Zweifel an ihrem Alter zu haben. »Ja«, antwortete sie. »Ich soll hier warten.«
    »Wer sagt das? So ein Quatsch. Wir haben gerade angefangen. Also los!«
    »Aber, ich sollte erst um drei . . .« Linh konnte nicht zu Ende sprechen.
    »Nix da. Wenn du mitmachen willst, dann aber dalli. Runter vom Stuhl, raus aus den Schuhen, weg mit den Socken und rauf auf
     die Matte«, befahl der Quadratschädel. Training in Jeans? Das hatte Linh ja noch nie gehört!
    Sie legte ihre Trainingstasche beiseite, in die sie ohnehin nur normales Sportzeug gepackt hatte, und trottete brav hinter
     ihm her in die Trainingshalle.
    ». . . Kinderkram«, hörte sie gerade noch einen Jungen sagen, der mit vier anderen am Rand der Matte stand. Alle trugen, wie
     Linh, noch keinen besonderen Anzug, noch nicht einmal einfache Trainingssachen, sondern standen barfuß mit hochgekrempelten
     Hosen da.
    Nur der eine Junge, für den offenbar alles Kinderkram war, trug bereits einen Kampfsportanzug mit einem weißen Gürtel. Beim
     Anblick des Trainers brach er sofort ab, kaute auf seinem Kaugummi und grinste. Linh erkannte sofort, weshalb. Sie war das
     einzige Mädchen, außerdem die Kleinste und vermutlich auch die Jüngste.
    »Gut, jetzt also
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