Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schule der Hexen

Schule der Hexen

Titel: Schule der Hexen
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
Leuchter wurden aus ihren Halterungen gerissen.
    Fieda gab alles. Die anderen spürten ihre Kraft und vervielfachten sie in einem verzweifelten Aufbäumen.
    Noch einmal trafen Finsternis und Weiße Magie voll aufeinander. Unheimliche Leuchterscheinungen umspielten die Hexen. Blitze zuckten in ihrer Mitte aus dem Nichts. In den Wänden entstanden Risse. Putz bröckelte von der Decke herab.
    Dann aber hob ein Heulen und Kreischen an wie von tausend ausfahrenden Dämonen. Einer der Entersegler brach durch eine massive Tür. Kurz noch peitschten die furchtbaren Tentakel nach den Hexen. Dann plötzlich erschlafften sie, glitten wie tastend über den Boden und zogen sich endlich zurück.
    Fieda, bis zur körperlichen und geistigen Erschöpfung verausgabt, hielt noch die Hände ihrer Genossinnen fest, bis der Druck gänzlich von ihren Sinnen wich und die Schwärze von einem letzten Schwall Hexenkraft davongetrieben wurde. Zwei Novizinnen erschienen und riefen, daß die Ungeheuer sich sammelten und flohen.
    Fieda löste den Hexenkreis auf und mußte sich von der unversehrt gebliebenen Schülerin stützen lassen, als diese sie auf die erstbeste Brüstung führte, die dem Garten zugewandt war.
    Ein heiserer Laut entrang sich ihren Lippen, als sie das Bild der Verwüstung sah.
    Übel zugerichtete Mädchen lagen hilflos in aufgewühlter Erde oder halb begraben unter abgerissenen Ästen und Zweigen der hohen, schlanken Bäume. Zwischen gefällten Stämmen krochen schluchzend Zauberschülerinnen umher, ohne Ziel und Sinn.
    Die mächtigen Mauern, die den riesigen Schloßpark weit hinter den zerpflügten Rasenflächen und den Wegen aus rotem Sand begrenzten, waren an zwei Stellen niedergerissen. Fieda sah gerade noch, wie drei Mädchen, die offenbar mit dem Schrecken davongekommen waren, durch eine solche Bresche stiegen.
    Von den Enterseglern war nichts mehr zu sehen. Der Himmel war klar. Kein Lüftchen ging. Eine bedrückende Stille, nur durchbrochen vom Weinen und den Schreien der Verwundeten, lastete über dem Schloß.
    »Ruft alle Novizinnen zusammen, die noch im Schloß sind«, hörte Fieda sich sagen. Es kam ihr vor, als spräche eine andere. »Geht mit ihnen hinaus und holt die Verwundeten herein – und die Toten.« Obwohl sie keine toten Schülerinnen sehen konnte, erschien es ihr unwahrscheinlich, daß alle, die beim Angriff der Ungeheuer draußen gewesen waren, mit dem Leben davongekommen sein sollten. »Malva, du verstehst dich von uns allen am besten auf den Zauber des Heilens. Erstatte mir Bericht, sobald du kannst. Du findest mich in der Halle der Ersten Weihe. «
    Malva nickte flüchtig. Auch sie war zutiefst erschüttert und noch mitgenommen vom Hexenkreis. Sie winkte einige Novizinnen zu sich und machte sich auf den Weg in den Schloßgarten.
    Kein Muskel zuckte in Fiedas hartem Gesicht, das ihr Alter von kaum vierzig Sommern Lügen strafte. Schaudernd zog sie den gelben Umhang über der Brust zusammen und wandte sich ab.
    Sie ging allein. Niemand wagte sie anzusprechen. Selbst jene, die sonst keinen Hehl aus ihrer Ablehnung ihr gegenüber machten, zeigten nun Mitgefühl.
    Es war ein offenes Geheimnis, daß sich Fieda mehr zur Zaubermutter Zahda und deren Vorstellungen von einer Ordnung der Welt hingezogen fühlte als zu Zaem, der sie zu dienen hatte.
    Doch die Hexen wußten, daß Fieda an ihren Schützlingen hing wie eine Mutter an ihren Töchtern. Erst in der Einsamkeit ihrer Stube fiel die Starre von Fiedas Gesicht ab. Sie lehnte sich weit in einem geflochtenen Sessel aus weichen Hölzern zurück und schloß die Augen.
    Dann beugte sie sich über das auf einem Tischchen vor ihr liegende Zauberbuch und begann zu blättern.
*
    Lankohr hielt es nicht mehr aus. Als seine Lungen zu platzen drohten und er grelle Punkte vor den geschlossenen Augen sah, löste er seine Finger aus den Ritzen zwischen den Mauersteinen und brachte sich mit einigen schnellen Schwimm stoßen nach oben. Entersegler hin, Entersegler her – im tiefen Brunnenwasser war ihm der Tod gewiß. Er wollte nur auftauchen, atmen und dann wieder hinunter, bevor eine Peitschenschwinge ihm den Schädel zu spalten vermochte.
    Doch als das Wasser über seinem Kopf schäumte und er gierig Luft in seine brennenden Lungen sog, war über ihm nur das runde, helle Brunnenrund. Kein Widerhaken schwingendes Ungeheuer stak zwischen den Steinen und schickte ihm seine Schwingen entgegen. Kein Geschrei war mehr zu hören – nichts.
    Sie sind alle tot! durchfuhr es den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher