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Schule der Hexen

Schule der Hexen

Titel: Schule der Hexen
Autoren: Horst Hoffmann
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gerissenen Beutetier schnarchend vorfanden.
    »Er geht zwar nachts auf Jagd«, sagte Burra voller Hohn. »Doch nur auf Tiere – nicht auf wehrlose Mädchen und auf Hexen.«
    Weiterer Worte bedurfte es nicht. Jeder Gedanke an Flucht war angesichts der Übermacht der Amazonen und der Zauberkräfte der Hexen sinnlos.
    So mußten sich Mythor, Scida und Gerrek abführen lassen. Gerrek hätte wie Scida den ungleichen Kampf aufgenommen, hätte Mythor sie nicht von diesem selbstmörderischen Unterfangen abgehalten, wodurch überdies nur ihre »Schuld« noch nachdrücklicher bewiesen worden wäre.
    Scida wurde von Burra in Aussicht gestellt, daß sie in einem ehrenvollen Zweikampf mit ihr sterben dürfe. Was sie Mythor zudachte, nachdem die Hexen ihren Spruch gefällt hatten, war unschwer zu erraten.
    Die Gefährten wurden in einem finsteren Verlies tief unter dem Hexenschloß eingekerkert. Hinter ihnen wurde ein schwerer Riegel vor die Eisentür gelegt.
*
    Lange Zeit herrschte entsetztes, bedrücktes Schweigen. Mythors Augen gewöhnten sich halbwegs an die Dunkelheit, und er sah, wie Scida und Gerrek ihm finstere Blicke zuwarfen.
    Scida hätte lieber gekämpft und vielleicht einen ehrenvollen Tod gefunden. Nun sah sie einer ungewissen Zukunft in Schmach und Schande entgegen – falls es überhaupt noch eine Zukunft für sie gab.
    »Irgendwann werden vielleicht Angi, Fieda und Malva aus ihrer Starre erwachen«, versuchte Mythor ihr und Gerrek Hoffnung zu machen.
    »Yacub wird es zu verhindern wissen«, knurrte Scida. »Er hätte Fieda ermordet, wären wir nicht im allerletzten Augenblick hinzugekommen.«
    Ihre Lage war hoffnungslos. Gerrek ging zeternd auf und ab, und je mehr er sich in seinen Weltschmerz hineinsteigerte, desto handfester wurden die Beschimpfungen, die er für Mythor, den »falschen Freund«, fand.
    So verging die Zeit, ohne daß sich eine der Hexen zeigte. Am schlimmsten wurde die Ungewißheit über das, was sich oben im Schloß tat. Lebten die drei von Yacub Angefallenen denn wirklich? Oder war ihnen ein schrecklicheres Los bestimmt als der Tod – ein ewiges Dahindämmern? Und war Burra wirklich so verblendet, daß sie selbst jetzt keinen Verdacht schöpfte?
    Was ging im Schloß vor? Hatte Fieda einen Entschluß fassen, die Wahrheit herausfinden können, bevor Yacub sie heimsuchte? War er deshalb bei ihr gewesen?
    »Ich kann euch sagen, was man mit uns tun wird«, behauptete Gerrek. »Sie werden uns alle drei verhungern und verdursten lassen!«
    »Ach, halt endlich den Mund«, knurrte Mythor, fieberhaft nach einem Ausweg aus ihrer Lage suchend.
    Es gab keinen.
    Zumindest schien es lange so. Doch dann hörten sie ein schleifendes Geräusch. Schon war Mythor auf den Beinen und drückte sich neben der Tür an die Wand, Alton in der Rechten. Doch die Laute kamen nicht vom Gang, sondern vom Boden des Verlieses.
    Eine runde Platte, die bisher von keinem der Gefährten bemerkt worden war, drehte sich ächzend. Gerrek blickte Scida und Mythor erstaunt an. Dann wurde seine Neugier größer als die Angst.
    Er packte mit an drehte die Platte und hob sie schließlich vom Boden ab. Und groß war das Erstaunen der Gefangenen, als sich ein kleiner, ihnen allen wohlbekannter Kopf aus der dunklen Schachtöffnung darunter in die Höhe schob.
    »Lankohr!« entfuhr es Mythor.
    »Ja, ich«, flüsterte der Aase. Schnell half Scida ihm aus dem Schacht. Lankohr sah mitgenommen aus. Seine Kleidung war verschmutzt und in Fetzen. Er rieb sich Arme und Beine, als hätte er starke Schmerzen.
    »Wir haben keine Zeit zu verlieren«, sagte er leise. »Ich bin gekommen, um euch zu holen. Der Schacht führt zu einem Stollen hinab, der groß genug für euch sein sollte – selbst für den Beuteldrachen. Macht schnell, ich erzähle euch alles andere unterwegs.«
    Es blieb ihnen gar keine Wahl, als dem Aasen blind zu vertrauen. Einer nach dem anderen stiegen sie in den Schacht, Mythor als letzter. So leise wie möglich zog er die Platte wieder über die Öffnung.
    Der Stollen, offensichtlich ein uralter Geheimgang aus dem Schloß heraus, war breit und hoch genug für Mythor und Scida. Gerrek jedoch mußte kriechen. Und als ob das nicht schon gereicht hätte, erwartete ihn eine noch bösere Überraschung.
    Sie mußten das letzte Stück in die Freiheit durch kniehoch stehendes Wasser hindurch, und von der Decke tropfte es. Der Mandaler klagte und jammerte. Nur die Angst, von den Hexen in noch etwas Schlimmeres als einen Beuteldrachen ohne
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