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Schule der Hexen

Schule der Hexen

Titel: Schule der Hexen
Autoren: Horst Hoffmann
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Aasen.
    Und Angi?
    Wieso tauchte sie nicht auch auf? Aus dem Brunnen konnte sie nicht geklettert sein, bei aller bescheidenen Hexenkunst nicht.
    Lankohr hielt sich mit langsamen Arm- und Beinbewegungen über Wasser und hörte das Weinen eines Mädchens. Es kam näher, um sich dann langsam wieder zu entfernen. Er wollte um Hilfe schreien, besann sich dann aber doch anders. Fieda würde ihn in eine Ratte verzaubern oder in ein noch abscheulicheres Getier, wenn sie erfuhr, daß er die Novizin in den Brunnen geworfen hatte.
    Doch eine Ertrunkene hätte an der Wasseroberfläche treiben müssen. Außerdem gehörte zu dem, das jede Schülerin auf Schloß Behianor als erstes einmal lernen mußte, das Schwimmen.
    Jemand beugte sich oben über die eingerissene Brunnenumrandung und spähte hinab. Schnell drückte sich Lankohr ganz dicht an die Wand, so daß nur seine Augen und die Flaumhaare noch über Wasser waren.
    Der Aase holte tief Luft. Dann tauchte er wieder, arbeitete sich mühsam tiefer und suchte nach Angi. Doch auch diesmal fand er keine Spur von ihr. Beim nächsten Versuch entdeckte er eine Öffnung in der Brunnen wand, gut zehn Fuß unter dem Wasserspiegel, hinter der ein Stollen lag, groß genug, um einen Menschen hineinschwimmen zu lassen.
    Aber auch wieder heraus? Und wo?
    Es blieb ihm nicht erspart. Wollte er jemals wieder vor Fieda hintreten können, so mußte er es herausfinden. Ein letztesmal tauchte er auf und holte Luft. Dabei dachte er daran, wieviel länger es ein Mensch mit seinen größeren Lungen unter Wasser aushalten konnte als er.
    Oh, Angi! dachte er. Ihr kleinen Biester! Wenn das wieder ein Spiel ist, dann macht euch auf etwas gefaßt! Ich werde euch…!
    Gar nichts würde er tun. Das war ja gerade der Jammer. Die Novizinnen hatten nichts als Dummheiten im Kopf und wußten genau, daß er zwar grantig sein konnte, im Grunde seines Herzens aber viel zu gutmütig war. Und selbst eine Plage wie Angi würde angesichts des schrecklichen Unglücks kaum noch Lust zu Spaßen verspüren.
    Lankohr tauchte zur Stollenöffnung hinunter.
*
    Fieda las immer noch im Zauberbuch, als Malva, Lahda, Sana und Bona erschienen. Nun jedoch saß sie in der Halle der Ersten Weihe, einem großen, sechseckigen Raum mit zwei Fenstern aus buntem Glasstein, dessen Boden in zwölf Abschnitte unterteilt war. Diese gingen strahlenförmig vom Mittelpunkt der Halle aus, der durch einen Kreis mit dem Zeichen des Schwertmonds markiert war, und bildeten zwölf spitze Dreiecke. Jedes stand für einen Mond. Rot war die Farbe des Schwertmonds der Zaubermutter Zaem, deren Dienerinnen die Hexen von Behianor waren. Schwarz war der Abschnitt des Aasenmonds, der vor zwei Tagen begonnen hatte.
    Am Ende eines jeden solchen Dreiecks stand jeweils ein Stuhl. Jener der Hexenmeisterin befand sich auf rotem Grund direkt vor den hohen Bogenfenstern, durch die das Licht in leuchtenden Farben auf Fiedas Rücken fiel und sie in eine Aura aus Helligkeit tauchte.
    Doch ihre Gedanken waren finster, als sie den Hexen lauschte.
    Mana und Garka, jene beiden, die nur knapp dem Tod durch die Entersegler entkommen waren, lagen ebenso in einem tiefen Heilschlaf wie die elf zum Teil schwer verletzten Schülerinnen, die sich nicht rechtzeitig hatten in Sicherheit bringen können. Wie ein Wunder mutete es an, daß es wahrhaftig keine einzige Tote gegeben hatte. Doch was geschehen war, war schlimm genug. Keine der Novizinnen war jünger als zwölf und älter als sechzehn Sommer, halbe Kinder noch. Fast alle trugen sie den schwarzen Umhang und bereiteten sich auf die Prüfungen des zweiten Ranges vor.
    »Es befinden sich jedoch nur 33 Novizinnen im Schloß«, beendete Malva ihren Bericht.
    Es dauerte eine Weile, bis Fieda aufsah. Sie wies den Hexen ihre Stühle zu und schlug das große Buch auf ihren Knien zu.
    »Kann es sein, daß die sieben anderen von Enterseglern fortgetragen wurden?« fragte sie.
    Sana schüttelte den Kopf. Sie war mit 25 Lenzen die jüngste der Fieda zur Seite stehenden Hexen.
    »Einige Novizinnen, die mit dem Schrecken davonkamen, sahen wahrhaftig, wie die Ungeheuer versuchten, andere Mädchen zu entführen. Sie konnten sie aber nicht lange tragen und ließen sie fallen. Ich denke, es gibt einen anderen, viel einleuchtenderen Grund für ihr Verschwinden.«
    Fieda ahnte ihn. Erst jetzt fiel ihr wieder ein, daß sie drei Mädchen durch die Bresche in der Mauer hatte schlüpfen sehen.
    »Sie sind ausgebrochen«, sagte sie. »Wo ist
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