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Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht
Autoren: Mary Higgins Clark
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Sie wollte Mark um Rat fragen. Rooney kam gegen zwei. »Möchten Sie ein bißchen nähen?«
    »Ja, warum nicht.«
    Gelassen schob Rooney einen Stuhl an den Herd und packte die Stoffteile aus, an denen sie gerade arbeiteten.
    »Nun, wir werden ihn bestimmt bald sehen«, bemerkte sie.
    »Ihn?«
    »Ich meine natürlich Erich. Sie wissen doch, daß Caroline versprach, an seinem Geburtstag immer hierzusein. Seit sie vor sechsundzwanzig Jahren gestorben ist, war Erich an seinem Geburtstag immer auf der Farm. In einem Zustand, wie Sie ihn vom letzten Jahr kennen. Er ist dauernd herumgelaufen, als ob er etwas sucht.«
    »Und Sie glauben, er wird auch dieses Jahr hiersein?«
    »Bis jetzt war er dann immer da.«
    »Rooney, Sie müssen mir einen großen Gefallen tun.
    Erinnern Sie bitte niemanden daran, auch nicht Clyde.
    Reden Sie auf keinen Fall davon, daß er an seinem Geburtstag immer hier ist.«
    Rooney schien sehr angetan von der neuen Rolle als Mitverschwörerin. Sie nickte eifrig und sagte: »Wir werden einfach hier auf ihn warten, nicht wahr, Jen?«
    Jenny konnte es nicht einmal Mark anvertrauen. Als er anrief und sie drängte, dem Sheriff zu erlauben, die Medien einzuschalten, lehnte sie ab. Schließlich erklärte sie sich zu einem Kompromiß bereit. »Warten wir noch eine Woche, Mark. Bitte.«
    In einer Woche war der neunte März. Und am achten März hatte Erich Geburtstag.
    Er würde am Achten hiersein, dessen war sie sicher.
    Wenn der Sheriff und Mark vermuteten, daß er kommen würde, könnten sie darauf bestehen, ein paar Kriminalbeamte auf der Farm zu verstecken. Aber Erich würde es merken.

    Wenn die Mädchen noch lebten, war dies die letzte Chance, sie zurückzubekommen. Erich war im Begriff, auch den letzten Bezug zur Realität zu verlieren, den er noch hatte.
    In der folgenden Woche lebte Jenny in einem tranceähnlichen Zustand, und alles, was sie dachte, war ein fortwährendes Gebet. Barmherziger Gott, verschone sie. Sie suchte die kleine Elfenbeinschatulle mit Nanas Rosenkranz hervor. Sie schloß die Hand um den Rosenkranz. Sie konnte sich nicht auf die vorgeschriebene Gebetsform konzentrieren. »Nana, bitte, sag du es für mich.«
    Der Zweite… der Dritte… der Vierte… der Fünfte… der Sechste… Laß es bitte nicht wieder schneien. Laß die Straßen frei bleiben. Der Siebte. Am Morgen des Siebten klingelte das Telefon. Ein Anruf aus New York, für Mrs.
    Krueger.
    Es war Mr. Hartley. »Jenny, es ist eine Ewigkeit her, seit wir uns zuletzt gesehen haben. Wie geht es Ihnen, wie geht es den Mädchen?«
    »Danke, es geht uns sehr gut.«
    »Jenny, es tut mir leid, aber wir haben ein sehr ärgerliches Problem. Der Wellington-Trust — Sie wissen doch, er hat damals ›Ernte in Minnesota‹ und ›Frühling auf der Farm‹ gekauft? Für einen Haufen Geld.«
    »Ja.«
    »Sie haben die Bilder reinigen lassen. Und, na ja, ich sage es nicht gern, aber Erich hat seine Signatur nachträglich hinzugefügt. Unter ihr ist eine andere Signatur — Caroline Bonardi. Wellington-Leute haben für morgen nachmittag eine außerplanmäßige Sitzung des Verwaltungsrats anberaumt. Anschließend ist eine Pressekonferenz. Morgen abend ist es im Fernsehen und übermorgen früh in allen Zeitungen.«
    »Halten Sie sie auf! Sie müssen sie aufhalten!«
    »Sie aufhalten? Jenny, wie denn? Kunstfälschungen sind eine ernste Sache. Wenn man eine sechsstellige Summe für einen neuen Maler zahlt. Und wenn dieser Maler ein paar von den angesehensten Kunstpreisen gewinnt… Einen solchen Fälscher kann man einfach nicht schützen. Es tut mir leid, Jenny. Ich hab’ es sowieso nicht mehr in der Hand.
    Sie stellen gerade Nachforschungen an, um herauszubekommen, wer diese Caroline Bonardi ist. Ich wollte Sie nur rechtzeitig informieren, ehe Sie es in den Nachrichten sehen. Um unserer alten Freundschaft willen.«
    »Ich sage es Erich. Vielen Dank, Mr. Hartley.« Noch lange, nachdem sie aufgelegt hatte, saß sie da und starrte auf den Hörer. Es gab keine Möglichkeit, die Story aufzuhalten. Reporter würden herkommen, um mit Erich zu reden. Man brauchte nicht lange nachzuforschen, um herauszufinden, daß Caroline Bonardi die Tochter des Malers Everett Bonardi war und Erich Kruegers Mutter.
    Und wenn man die Bilder genau untersuchte, würde man nachweisen können, daß sie alle über fünfundzwanzig Jahre alt waren.
    In der Hoffnung, daß Erich wahrscheinlich eher ins Haus kam, wenn es dunkel war, ging sie früh nach oben.
    Sie badete wie an
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