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Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht
Autoren: Mary Higgins Clark
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wurde weicher, und der Schnee schmolz in die Vertiefungen ab, nährte die junge Saat, die zum Licht hin keimte.
    Beth und Tina fingen wieder an zu reiten, Beth vorsichtig und gemessen, Tina temperamentvoll und immer drauf und dran, ihr Pony mit Zurufen oder einem kräftigen Druck ihrer Absätze zum Galopp zu treiben.
    Jenny ritt neben Beth auf Feuermaid, während Joe sich dicht bei Tina hielt.
    Jenny konnte nicht genug mit den beiden Zusammensein. Mit nicht endender Wonne küßte sie ihre weichen Wangen, hielt die pummeligen kleinen Hände, hörte die Gebete, beantwortete die endlosen Fragen. Nur bei den Erinnerungen an das, was hinter ihnen lag, krampfte sich alles in ihr zusammen. »Daddy hat mir solche Angst gemacht. Er hat seine Hände immer so auf mein Gesicht gelegt. Er hat so ein komisches Gesicht gemacht.«
    »Er hat es nicht so gemeint. Er wollte euch nicht weh tun. Er konnte nicht anders.«
    So lange hatte sie den sehnlichen Wunsch gehabt, nach New York zurückzugehen, diesen Ort zu verlassen. Dr.
    Philstrom hatte davon abgeraten. »Die Ponys sind die beste Therapie für die Kinder.«
    »Ich kann keine Nacht mehr in diesem Haus verbringen.«
    Mark hatte die Lösung gefunden: das Lehrerhaus am westlichen Ende der Farm, das er vor Jahren für sich umgebaut hatte. »Als Dad nach Florida ging, bin ich ins Farmhaus gezogen und habe das Lehrerhaus vermietet, aber jetzt steht es schon ein halbes Jahr leer.«
    Es war entzückend, zwei Schlafzimmer, eine geräumige Küche, ein urgemütliches Wohnzimmer, und es war so klein, daß Jenny augenblicklich an Tinas Bett sein konnte, wenn die Kleine nachts in ihren angsterfüllten Träumen schrie. »Ich bin ja da, Tinker Bell. Schlaf wieder ein.«
    Sie erzählte Luke von ihrem Plan, die Krueger-Farm der Historischen Gesellschaft zu schenken.
    »Überlegen Sie sich’s gut, Jenny«, antwortete er. »Sie ist ein Vermögen wert, und nach all dem, was Sie durchgemacht haben, haben Sie wahrlich ein Recht darauf.«
    »Mir bleibt auch ohne sie mehr als genug. Und ich könnte nie wieder dort wohnen.« Sie schloß die Augen, um die Bilder zu vertreiben, das Korbbettchen auf dem Speicher, die Schiebetür hinter dem Kopfende, die Keramikeule, Carolines Porträt.
    Rooney kam oft zu Besuch, fuhr voller Stolz mit dem Wagen vor, den Clyde ihr gekauft hatte — eine in sich ruhende Rooney, die nicht mehr zu Hause warten mußte, falls Arden beschließen sollte, zurückzukommen. »Jenny, wenn man muß, kann man sich mit allem abfinden. Nicht Bescheid zu wissen, das ist die schlimmste Qual.«
    Im Lauf der Zeit kamen viele Leute aus Granite Place vorbei. »Es ist höchste Zeit, daß wir Sie bei uns willkommen heißen.« Die meisten fügten hinzu: »Wir müssen Sie um Verzeihung bitten, Jenny.« Sie brachten ihr Ableger und Samen.
    Der Kontakt mit der weichen, feuchten Erde, als sie ihren Garten bepflanzte, und das Geräusch des herrlich ramponierten Kombis in der Einfahrt. Die Mädchen liefen Onkel Mark lachend entgegen. Das freudige Bewußtsein, daß sie, genau wie die Erde, bereit war für eine neue Jahreszeit, einen neuen Anfang.
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