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Schrei der Nachtigall

Schrei der Nachtigall

Titel: Schrei der Nachtigall
Autoren: Andreas Franz
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wirklich nicht von Ihnen erwartet. Sie werden sich doch wohl mit der Frau unterhalten wollen, die ihren Mann, nein, nicht ins Jenseits befördert hat – sie hat im Affekt gehandelt. Glauben Sie mir. Ich bitte Sie nur um eins – drehen Sie sie nicht durch die Mangel, sie hat schon genug durchgemacht. Und noch etwas: Ich habe ihr zugesagt, dass sie nachher wieder nach Hause gehen darf. Sie hat ihren Mann nicht vorsätzlich umgebracht, es war mehr ein Unfall. Und ich glaube ihr. Ich habe auch das Beweisstück, mit dem Wrotzeck zumindest einen der Unfälle herbeigeführt hat. Eine große Stoßstange mit Lackspuren dran. Er hat sie gleich am Morgen nachdem Unfall von Johannes Köhler und Allegra Wrotzeck ausgetauscht, wurde dabei aber von einem seiner Arbeiter beobachtet. Alles Weitere wird Ihnen Frau Wrotzeck erzählen. Wenn Sie mich jetzt bitte nur noch die Aussage zu Protokoll nehmen lassen, dauert höchstens fünf Minuten.«
    »Wie können Sie ihr zusagen, dass sie wieder nach Hause darf? Das ist Kompetenzüberschreitung, das ist Ihnen doch wohl hoffentlich klar. Sie muss dem Haftrichter vorgeführt werden und …«
    »Das dürfen Sie alles tun, aber mit Ihrem unvergleichlichen Charme werden Sie ihn ganz sicher überzeugen, dass er auf einen Haftbefehl verzichtet. Ihre Tochter ist eben nach viermonatigem Koma aufgewacht, und sie braucht gerade jetzt ihre Mutter. Und Frau Wrotzeck braucht ihre Tochter. Und jetzt machen Sie wieder ein freundliches Gesicht, das steht Ihnen viel besser und macht Sie noch viel hübscher.«
    Elvira Klein musste unwillkürlich lächeln, sie wurde sogar ein wenig verlegen und errötete. »Aber erst muss ich sie noch einmal vernehmen«, sagte sie mit plötzlich sanfter Stimme.
    »Sie wird Ihnen jede Frage beantworten. Und Sie werden diese Frau mögen, darauf wette ich. Bis gleich.«
    Er ging zurück in sein Büro, wo Liane Wrotzeck geduldig wartete und alle noch ausstehenden Fragen, die Brandt ihr stellte, beantwortete. Wenig später rief er Elvira Klein zu sich und sagte: »Ich lasse Sie dann mal allein. Und sollten Sie Allegra heute noch sehen, richten Sie ihr einen ganz besonderen Gruß von mir aus.« Und an Elvira Klein gewandt: »Brauchen Sie mich noch?«
    »Nein.«
    »Ach ja, wenn Sie Frau Wrotzeck nachher von einem Streifenwagen nach Hause bringen lassen würden. Wiedersehen.«
    Er zog seine Jacke über und verließ das Büro. »Ja«, stieß er auf dem Gang kaum hörbar aus und machte die Beckerfaust, als hätte er soeben einen großen Sieg errungen, denn er hatte die Klein zum ersten Mal gesehen, wie sie rot wurde. »Das Mädchen kann eben mit Komplimenten nicht umgehen. Vielleicht sollte ich ihr mal Blumen schicken.«
    Zu Hause waren seine drei Weibsbilder, wie er sie liebevoll für sich nannte, vor dem Fernseher versammelt und sahen sich eine DVD an. Andrea blickte auf, kam auf ihn zu, umarmte ihn und sagte: »Was hast du gemacht?«
    »Nur mal wieder einen Fall geklärt. Deine Freundin Elvira vernimmt gerade eine Frau, die ihren Mann verletzt, aber nicht getötet hat. Wenn du verstehst, was ich meine. Ganz ehrlich, dieser Typ hat’s auch nicht anders verdient.«
    »Was meinst du damit?«
    »Er hat drei Menschen auf dem Gewissen – er hat drei Morde begangen – und zig andere dadurch unglücklich gemacht. Es gibt eben Leute, um die es nicht schade ist.«
    »Und das aus deinem Mund«, sagte Andrea mit gespielt vorwurfsvoller Miene.
    Er nahm Andrea bei der Hand und ging mit ihr ins Schlafzimmer. »Wie geht es Sarah?«
    »Sie hat sich erholt. War wohl nur der erste Schock gestern. Willst du wirklich noch zu den Eltern von diesem Tobias von Sellner, so heißt er nämlich …«
    »Allerdings. Die sollen ruhig wissen, was ihr Sohnemann treibt, und ich werde ihnen auch klarmachen, dass es beim nächsten Mal rechtliche Konsequenzen sowohl für diesen kleinen Mistkerl als auch für die Eltern haben wird. Ich krieg das schon hin. Was machen wir heute noch?«
    Andrea zuckte mit den Schultern. »Wollen wir mal so richtig fein essen gehen? Ich dachte so an … Pizza, Salat, eine Flasche Wein … Wir brauchen eigentlich gar nicht so weit zu gehen, nur ein paar Schritte ins Wohnzimmer, alles andere kommt von ganz allein«, sagte sie grinsend. »Ein gemütlicher Abend zu Hause, das ist doch das, was du dir jetzt am meisten wünschst.«
    »Nichts lieber als das. Einfach nur die Beine hochlegen und mit meinen Weibern zusammen sein. Und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.«
    Er nahm
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