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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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nach Ihrem Befinden erkundigen.«
    Â»Wie nett! Woher haben Sie meine Nummer?«
    Â»Aus dem Telefonbuch. Wie steht es um Ihren Fuß?«
    Â»Schon wieder wie neu«, spielte sie die Sache herunter.
    Â»Das glaube ich Ihnen nicht. Sie sollten doch einen Arzt aufsuchen.«
    Ich bin nicht krankenversichert, dachte sie und sagte: »Ich hasse es, in Wartezimmern herumzusitzen. In ein paar Tagen ist alles wieder gut.«
    Fabry fragte, ob er etwas für sie tun könne. »Vielleicht etwas einkaufen. Lebensmittel, Getränke – was immer Sie benötigen. Sie müssen wissen, dass ich meine Verantwortung für Sie ernst nehme.«
    Â»Weil ich Ihnen vor die Füße gefallen bin? Ist das nicht etwas übertrieben?«
    Â»Ganz und gar nicht. Ich gebe Ihnen meine Telefonnummer. Für den Notfall.«
    Fabry nannte die Nummer. Anna notierte sie nicht.
    *
    Leon Fabry war peinlich berührt. Hoffentlich meinte die junge Frau nicht, dass er sie belästigen wollte. Falls sie diesen Eindruck hatte, und davon musste er ausgehen, sollte er gegensteuern – vielleicht mit einem Entschuldigungsschreiben und ein paar Blumen.
    Fabry ging zu seinem Sekretär, nahm einen Bogen Büttenpapier heraus und suchte seinen Füllfederhalter.
    Wie sollte er den Brief an Anna Stern beginnen? Zurückhaltend, humorvoll oder forsch? Förmlich oder ein wenig zweideutig?
    Nein, für Anzügliches gab es keinen Anlass, das würde sie nur noch mehr verärgern. Er entschied sich, zurückhaltend und ein wenig schalkhaft zu schreiben.
    Liebes Fräulein Stern … , begann er.
    Fabry fand seine altertümliche Art kapriziös und gefiel sich in der Rolle des dezenten Gentlemans. Dass Menschen diese Art manchmal nicht verstanden und ihn im besten Fall für skurril hielten, irritierte ihn keineswegs.
    Fabry schrieb den Brief zu Ende, notierte die Anschrift, klebte das Kuvert zu und verließ das Haus, um es einzuwerfen. Im Vorgarten fiel sein Blick auf die Schwertlilien, die kurz vor der Blüte standen. Es war die Iris germanica mit den lanzettförmigen Blättern und dem entschiedenen Blau des Sommerhimmels. Einige Stängel waren umgeknickt, Blätter lagen auf dem Beet verstreut.
    Plötzliche Trauer ergriff Fabry und die Trauer verwandelte sich in jähe Wut, als er den Verursacher für die zerstörten Blüten entdeckte: Große Nacktschnecken hatten die Lilien angefressen, bevor sie zur Blüte gelangen konnten.
    Da war noch eines dieser glänzenden rotbraunen Monster! Fabry nahm einen Stein aus der Umrandung des Beetes und erschlug es. Interessiert verfolgte er, wie das glitschige Tier zerquoll.
    Nachdem er den Brief eingeworfen hatte, entschied er sich, Luise Kranach zu besuchen.
    Tausendmal hatte er sich schon vorgenommen, sich nicht mehr um sie zu kümmern, weil ihre Treffen fast immer mit heftigen Streitereien endeten. Luise war einfach eine zänkische alte Schachtel. Aber sie kannten sich schon zu lange.
    Er klingelte und hörte wenig später den schlurfenden Gang. Die Kette schob sich aus der Türsicherung.
    Â»Na, Lulu«, sagte sie. Ihrem Gesicht war nicht anzusehen, ob sie sich über den Besucher freute. »Dann komm mal rein.«
    Fabry folgte ihr. Er hatte ihr schon oft gesagt, dass sie ihn nicht Lulu nennen sollte, doch sie scherte sich einen Teufel darum.
    Â»Kaffee und Kekse, Lulu?«, fragte die alte Dame.
    Â»Du weißt, dass ich deinen Muckefuck hasse und deine harten Kekse ebenfalls«, antwortete Fabry.
    Â»Ach, Junge!«
    Hoffentlich fängt sie jetzt nicht wieder mit den alten Geschichten an, dachte Fabry.
    Â»Bist ein echter Sonderling geworden, Lulu!«
    Â»Wie du meinst«, sagte Fabry ungerührt. »Ich habe dir neue Stoffe mitgebracht. Für meine Fliegen.«
    Er legte eine Tüte auf den Tisch, der schon mit Bändern, Garnen, Stofffetzen bedeckt war. »Wie lange brauchst du?«
    Â»Wie viele willst du denn?«
    Â»Das sind fünf verschiedene Stoffe.«
    Â»Kannst sie morgen abholen, Lulu. Ich mache mich heute noch dran.«
    Â»Danke. Dann will ich mal wieder! Hab noch eine Menge zu tun.«
    Â»Was hast du denn schon zu tun?«, spottete die Alte.
    Er ignorierte die Frage und verließ das Haus. Er war froh, so glimpflich davongekommen zu sein: kein großes Lamentieren heute. Kein Geschwätz über Mamans Auftritte auf den Bühnen dieser Welt, die nur durch die Genialität und
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