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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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in die roten Zahlen gerutscht. Scheidungen, Verkehrsdelikte und Pflichtverteidigungen brachten keinen Reichtum.
    Turner seufzte und genehmigte sich einen zweiten Grappa. Wahrscheinlich war Maja mit ihren zweiundzwanzig Jahren einfach zu jung für ihn. Und sie hatte sich ja wohl schnell getröstet. Hoffentlich hast du den attraktiven, charmanten Millionär gefunden, von dem du geträumt hast, dachte er und hob das Schnapsglas. Er soll dich auf Händen tragen, dir immer treu sein, dir seine Kreditkarten geben und die uneingeschränkte Kontovollmacht. Plötzlich musste er grinsen. Attraktive Millionäre trieben es bestimmt nicht auf einer feuchten, kühlen Wiese. Dann hatte Maja wohl eine Zwischenstation eingelegt auf dem Weg zur Gattin.
    Turner schaute auf die Uhr. Es war kurz nach elf. Zeit, ins Bett zu gehen. Morgen hatte er einen Termin bei Gericht. Einen der wenigen in diesen Wochen. Eine Frau mittleren Alters klagte gegen einen jungen Mann auf Herausgabe eines Autos. Der junge Mann behauptete, die Klägerin habe ihm die Karre geschenkt. Turner vertrat den Beklagten. Seine Strategie stand fest: Der Mann hatte Dienstleistungen erbracht, die von der Klägerin mit der Übergabe des Autos beglichen worden waren.
    Die Medien hatten schon über den Fall berichtet und morgen würden sich Journalisten auf den Pressebänken tummeln. Turner musste dafür sorgen, dass er in den Zeitungen erwähnt wurde. Das brachte vielleicht neue Mandanten.
    Bevor er einschlief, sah er Maja vor sich, wie sie sich im Keep-out über die Tische beugte und die Bestellungen annahm. Nicht wenige Gäste verloren sich dabei im Anblick ihres Ausschnitts.
    *
    Der Anblick von Leichen ließ Kriminalhauptkommissar Karlo Kant gewöhnlich kalt. Er war schon fünfzehn Jahre Ermittler in der Mordkommission. Spurlos waren die nicht an ihm vorbeigegangen. Ihm war sehr wohl bewusst, dass er zu häufige und heftige Flirts mit der Flasche pflegte. Doch nur so ließ sich alles ertragen.
    Die Leitstelle hatte ihn aus einem unruhigen Schlaf geweckt und den Fund einer toten Frau an der Landstraße zwischen Berghof und Rheinburg gemeldet. Kant kannte die Stelle – dorthin verzogen sich Männlein und Weiblein in lauen Sommernächten, um im Grünen zu knutschen.
    Die schnelle Dusche hatte ihn nicht richtig munter gemacht und für ein Frühstück nahm er sich nicht die Zeit. Mit geübtem Griff träufelte er sich Tropfen in die Augen, damit man ihm die späte Nacht nicht ansah.
    Rheinburg und Berghof lagen nur zehn Kilometer voneinander entfernt. Das Dorf hatte in den letzten Jahren Neubaugebiete mit erschwinglichen Quadratmeterpreisen ausgewiesen. Die Stadt Rheinburg dagegen war zugebaut und konnte sich nicht weiter ausdehnen, weil auf einer Seite der Fluss war, auf der anderen eine Hügelkette und rund um die Stadt jede Menge Autobahnen. Es war chic geworden, in Rheinburg zu arbeiten und in Berghof zu wohnen.
    Kant stellte den Wagen ab und stieg aus. Zwei uniformierte Polizisten versuchten, die Fernsehteams und die Fotografen abzudrängen.
    Â»Wo ist sie?«, wollte Kant wissen.
    Â»Kommen Sie, Herr Hauptkommissar!« Der Beamte hob das Absperrungsband und ging voran.
    Die beiden stapften durch die kniehohe Wiese, an einigen Bänken vorbei.
    Â»Gleich da hinten!«
    Kant ließ sich von einem Kollegen der Spurensicherung ein Paar Überzüge für seine Schuhe geben und Latexhandschuhe.
    Â»Man kann die Frau von der Straße aus nicht sehen«, erklärte der Polizist. »Aber wir sind gleich da. Hinter den Büschen.«
    Im Zwielicht von Scheinwerfern und der Morgendämmerung entfaltete sich eine gespenstische Szene.
    Die Frau schien zwischen zwei Bäumen zu schweben. Ihre Handgelenke waren mit Stricken an den Stämmen zweier Bäume befestigt.
    Die Sonne trat hinter einer Wolke hervor.
    Eine schöne junge Frau. Die Augen waren geschlossen. Tau hatte sich auf ihren Wimpern gesammelt, lief die Wangen herab und tropfte auf ihr Dekolleté. Unter der Leiche war eine kleine Blutlache zu sehen.
    Â»Wer hat sie gefunden?«, fragte Kant.
    Â»Der dahinten.« Der Kollege deutete auf einen Mann, der an einem der Tische saß.
    Â»Habt ihr ihn schon befragt?«
    Â»Sicher. Er hat auf dem Parkplatz gehalten und sich in die Büsche geschlagen, um zu pinkeln. Gesehen hat er nichts, außer der Leiche natürlich. Wollen Sie ihn selbst noch sprechen?«
    Kant
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