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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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Unterstellungen. Ich war längst nicht mehr mit ihr zusammen. Und jetzt gehen Sie mir aus dem Weg!«
    Â»Hatte sie schon einen anderen?«, geiferte der Journalist. »War ja eine Hübsche.«
    Â»Hauen Sie ab!« Wütend schubste Turner den Reporter zur Seite.
    Â»Das ist Behinderung der Pressefreiheit«, protestierte Schaumkuss und drückte erneut auf den Auslöser.
    Turner lief zu seinem Auto. Mit zitternden Händen schloss er die Tür auf, startete mit zu viel Gas und fuhr los.
    Verdammt, dachte er, ich hätte gar nicht mit dem Kerl reden sollen. Jetzt würde sein Name doch noch in die Zeitung kommen, aber neue Mandanten würde das bestimmt nicht bringen.
    Turners Handy klingelte. Hoffentlich war das nicht dieser Reporter.
    Â»Ich muss Sie sprechen«, sagte Hauptkommissar Kant. »Kennen Sie das kleine Café neben dem Polizeipräsidium?«
    Â»Das Galgenstrick ?«
    Turner stimmte zu. Hoffentlich war der Name des Cafés kein schlechtes Omen.
    Â»Wie haben Sie Maja Schneider kennengelernt?«, kam Kant gleich zur Sache.
    Â»Im Keep-out «, gab Turner Auskunft. »Sie war kaum zu übersehen.«
    Â»Weil sie so hübsch war?«
    Â»Aufreizend hübsch. Viele Männer fuhren total auf sie ab«, erklärte der Anwalt. »Warum sie mich genommen hat, weiß ich nicht. Sie hat dann aber schnell kapiert, dass ich nicht der Typ bin, der sie aus dem Leben, das sie führte, herausholen konnte.«
    Â»Was war das für ein Leben?«
    Â»Von der Hand in den Mund. Sie konnte mit Geld nicht umgehen, war aber verrückt nach Klamotten und solchem Zeug. Ein Nomadenleben, das sie hinter sich lassen wollte. Sie wünschte sich Sicherheit. Die konnte und wollte ich ihr nicht geben. Ich suche keine Frau, die ich finanzieren muss.«
    Â»Weil Sie kein Geld haben?«, lächelte Kant.
    Â»Nein.« Turner rührte in seinem Kaffee. »Das ist es nicht. Sie hatte – wie soll ich es sagen? – keinen Tiefgang. Auch, wenn sich das jetzt gemein anhört.«
    Â»Aber erst mal haben Sie sich mit ihr eingelassen.«
    Â»Es war diese unbändige Lebenslust, die mich fasziniert hat«, sagte Turner leise. »Maja war immer fröhlich, immer gut drauf – jedenfalls am Anfang. Dann kamen die Wochen, in denen sie regelmäßig ausrastete.«
    Â»Wie meinen Sie das?«
    Turner überlegte. »Die Anlässe waren unwichtig – jedenfalls aus meiner Sicht. Wenn ich bei Verabredungen zu spät kam oder gar nicht, weil einer meiner wenigen Mandanten mich brauchte, gab es Theater, Schreierei und grundsätzliche Diskussionen, die immer mit der Drohung endeten, dass sie mich verlassen würde. Sie sagte es so oft, dass ich mich langsam mit dem Gedanken anfreundete, sie los zu sein.«
    Â»Das hat ja geklappt«, meinte Kant.
    Â»So meinte ich das doch nicht«, stellte Turner klar. »Ich sehnte mich nach Ruhe. Das ist ja wohl nicht zu viel verlangt, oder?«
    Kant ignorierte die Frage. »Einer Mitbewohnerin hat Maja von Zukunftsplänen berichtet. Sie hat sich plötzlich für Kunst interessiert.«
    Turner lachte bitter auf. »Ja, ja, die Schauspielschule, auf die jedes hübsche Mädel will. Oder die Karriere als Model.«
    Â»Nein, das meine ich nicht. Sie hat angefangen, Bücher über Malerei zu lesen. Und sie hatte angeblich einen Job in Aussicht, von dem sie sich offenbar viel versprochen hatte. Keinen Kellnerjob.«
    Â»Davon weiß ich nichts.« Turner überlegte. »Ich habe auch nie mitbekommen, dass sie irgendein Buch las.«
    Kapitel 4
    Rheinburgs Kunsthalle erinnerte an ein gestrandetes Schiff. Sie war in den Fünfzigerjahren gebaut worden, und das sah man dem Gebäude auch an. Es wirkte verwohnt und ein bisschen schäbig. Die schwankende Luftfeuchtigkeit machte es immer wieder nötig, empfindliche Werke umzuräumen und manchmal sogar auszulagern.
    Ihren Ruf hatte die Kunsthalle in den frühen Sechzigerjahren errungen, als der Rat der Stadt beschlossen hatte, die Expressionisten-Sammlung eines Fabrikanten und Kunstsammlers anzukaufen: Heckel, Kirchner, Dix, Macke, Schmidt-Rotluff und andere Künstler des 20.   Jahrhunderts. Es handelte sich um wichtige Bilder, die heute Millionen wert waren.
    Leon Fabry versäumte es selten, der Kunsthalle einen Besuch abzustatten, wenn er sich in der Stadt aufhielt. Das war an diesem Abend nicht anders. Wenn er die Gemälde betrachtete,
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