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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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nicht? Ich lass Ihnen ein Foto da. Es wäre nett, wenn Sie Ihre Mitarbeiter fragen könnten, ob ihnen die Tote unter den Museumsbesuchern aufgefallen ist.«
    Draußen stellte Kant sein Handy wieder an. Drei Anrufe und eine Nachricht auf der Mailbox. Das Auto von Maja Schneider war gefunden worden: im Fluss. Man hatte es geborgen und in die Polizeigarage gebracht. Dort nahmen Kriminaltechniker den Wagen nun Stück für Stück auseinander.
    Kant fuhr hin.
    Â»Könnt ihr schon etwas sagen?«, fragte er.
    Â»Sieht nicht gut aus. Das Wasser hat vieles zerstört.«
    Â»Habt ihr eine Handtasche gefunden?«
    Â»Noch nicht. Aber wir öffnen den Kofferraum erst jetzt.«
    Mit einem Hebel wurde das Schloss geknackt. Eine aufgeweichte Illustrierte, dazwischen das Warndreieck und ein paar Sportschuhe. Der Erste-Hilfe-Kasten hing in einem Gummiband an der Kofferraumwand.
    Â»Tatsächlich. Hier ist eine Handtasche«, stellte der Kollege fest und zog das Teil unter der Illustrierten hervor.
    Vorsichtig zog er den Reißverschluss auf. »Da ist allerhand drin«, sagte er.
    Er kippte den Inhalt in einen Plastikbeutel und reichte die Tüte Kant.
    Ausweispapiere und Papiergeld waren matschig, Gesichtspuder und Lippenstift nicht mehr zu gebrauchen, doch einige Papiere steckten in einer schützenden Klarsichthülle.
    Kant streifte dünne Gummihandschuhe über und löste einzelne Blätter voneinander. Auf den ersten Blick fand sich nichts Aufregendes: ausgerissene Kochrezepte, ein Reklamezettel von einer Bar und ein Flugblatt, mit dem eine Freilichtbühne für ihre Aufführungen warb.
    Freilichtbühne? Kant war plötzlich wie elektrisiert. Er sah näher hin. Neben den Kontaktdaten des Bühnenvereins waren auf dem Zettel handschriftlich sechs Ziffern zu lesen – vielleicht eine Telefonnummer? Der Kommissar notierte die Zahlen und legte die Zettel in einen Karton. Dann ließ er die Kriminaltechniker weiter ihre Arbeit machen.
    In seinem Büro fand er auf dem Schreibtisch den Auszug aus dem Personenregister. Maja Schneider war zum Zeitpunkt ihres Todes noch bei Matt Turner gemeldet gewesen, auch ihr Wagen war auf diese Adresse zugelassen. Ihre Eltern waren vor Jahren gestorben, sie war mit ihrer älteren Schwester bei der Großmutter aufgewachsen.
    Kant las weiter und erfuhr nichts Neues: Die Schwester hatte vor einem Jahr eine Herzkrankheit dahingerafft. Er holte die Fotos hervor, die er aus Majas Wohnung mitgenommen hatte. Er entdeckte Maja und neben ihr eine junge Frau, die die Schwester sein konnte.
    Â»Wir müssen den Medien etwas Futter geben«, erklärte sein Vorgesetzter kurz darauf. »Sonst schießen die Spekulationen ins Kraut. Gibt es irgendwas, was wir der Meute zum Fraß vorwerfen können?«
    Kant erstattete Bericht, bat aber darum, den Medien gegenüber weiter Zurückhaltung zu wahren.
    Â»Ich setze meine Hoffnungen in Sie, Kant. Sie kriegen noch eine Praktikantin für Ihre Soko. Eine sehr begabte, pfiffige junge Dame. Zeigen Sie ihr, was erfolgreiche Polizeiarbeit ist.«
    Kant seufzte innerlich und fragte sich, mit welchem Herrn in den oberen Etagen die ›Dame‹ wohl verwandt oder bekannt war.
    Die Praktikantin ließ nicht lange auf sich warten: Heidi Busch, sechsundzwanzig Jahre alt. Sie war nicht besonders hübsch, trug das Haar sehr kurz, ihre Kleidung war eher praktisch als vorteilhaft. Jedenfalls würde sie wegen ihres Aussehens niemanden von der Arbeit ablenken.
    Â»Ich studiere Jura«, klärte sie Kant ungefragt auf. »Aber mein Ding ist eigentlich Kriminalistik. Dass ich jetzt in der Soko mitarbeiten darf, ist echt der Hammer. Gibt es einen Profiler im Team oder wollen Sie später noch einen hinzuziehen?«
    Kant schüttelte den Kopf. »Es gibt nicht so viele Fallanalytiker im Umkreis. Die Kollegen vom Landeskriminalamt sind mit anderen Dingen beschäftigt. Vielleicht kriegen wir den Kerl ja auch, ohne dass jemand in seine Seele kriechen muss.«
    Heidi Busch lachte. »Das kann ich gern übernehmen. Ich habe ein paar Semester Psychologie studiert.«
    Â»Dann sind Sie ja eine echte Geheimwaffe«, meinte Kant ironisch.
    Â»Natürlich«, entgegnete sie ernst. »Sie werden schon sehen, Chef.«
    Â»Lesen Sie erst mal die Akten und arbeiten Sie sich langsam ein.« Er reichte ihr die Mappe mit den Unterlagen. »Hat man Ihnen ein Büro zugeteilt?«
    Man hatte. Heidi
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