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Schöne Ruinen

Schöne Ruinen

Titel: Schöne Ruinen
Autoren: Jess Walter
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Klavierlehrer und seiner Schwester zurückkehren – die ohnehin schon vor einer Woche bei einem Brand in der Munitionsfabrik, wo sie arbeitete, ums Leben gekommen ist, seine verwöhnte Schwester, deren Fotografie er mit in den Krieg genommen und deren Porträt er zweimal an die Wand des Maschinengewehrbunkers an der italienischen Küste gemalt hat. Einer der Partisanen lacht, als der deutsche Maler gurgelnd zappelt wie ein wandelnder Toter, doch der Anständigere der beiden geht dazwischen und gibt ihm den Rest –
    Joe und Umi ziehen nach West Cork und heiraten; kinderlos lassen sie sich vier Jahre später scheiden und geben sich gegenseitig die Schuld an ihrem traurigen Älterwerden. Nach einigen Jahren sehen sie sich bei einem Konzert wieder und sind verständnisvoller; sie trinken ein Glas Wein, lachen über ihre mangelnde Toleranz und fallen wieder miteinander ins Bett. Diese Versöhnung dauert nur einige Monate, dann gehen sie erneut ihre eigenen Wege, glücklich darüber, wenigstens in den Augen des anderen Vergebung gefunden zu haben. Ähnlich läuft es bei Dick und Liz: eine turbulente, zehnjährige Ehe und ein wirklich großartiger gemeinsamer Film ( Wer hat Angst vor Virginia Woolf , für den sie einen Oscar bekommt), dann die Scheidung und eine kurze Reprise (verheerender als bei Joe und Umi), bevor sie auseinanderdriften, Liz in weitere Ehen und Dick in weitere Cocktails, bis er mit achtundfünfzig in seinem Hotel nicht mehr aufwacht und noch am gleichen Tag an einer Hirnblutung stirbt, nach apokrypher Überlieferung neben sich auf dem Nachttisch ein Zitat aus Der Sturm : »Das Fest ist jetzt zu Ende.«
    – Orenzio besäuft sich in einem Winter und ertrinkt, und Valeria verbringt ihre letzten Jahre glücklich mit Tomasso dem Älteren, der Hüne Pelle erholt sich von seiner Schussverletzung, hat aber die Lust aufs Schlägergeschäft verloren, arbeitet in der Fleischerei seines Bruders und heiratet eine stumme Frau, und Gualfredo holt sich gerechterweise die Syphilis und wird blind, der Sohn von Alvis’ Freund Richards wird in Vietnam verwundet, kehrt heim, um sich als Sozial anwalt für Veteranen einzusetzen, und wird schließlich in den Senat von Iowa gewählt, und der junge Bruno Tursi schließt sein Studium mit Diplomen in Kunstgeschichte und -restaurierung ab, arbeitet für eine Firma in Rom, die Kunstgegenstände katalogisiert, und findet ein perfektes Medikament gegen seine leichte Depression, L.E. Steve heiratet wieder – die süße, hübsche Mutter einer Softballspielerin aus dem Team seiner Tochter – und so weiter und so fort, in tausend Richtungen, alles gleichzeitig, im großen Sturm der Gegenwart, des Jetzt –
    – all diese wunderbaren gescheiterten Lebensläufe –
    Und in Universal City, Kalifornien, droht Claire Silver mit Kündigung, falls Michael Deane Debra »Dee« Moore und ihren Sohn nicht in Ruhe lässt, und erklärt sich bereit, nur ein einziges Projekt zu realisieren, das sich aus der Reise nach Sandpoint ergeben hat: einen Film nach Lydia Parkers Theaterstück Frontmann , der ergreifenden Geschichte eines drogenabhängigen Musikers, der sich in die Wildnis verirrt und schließlich zu seiner leidenden Mutter und seiner Freundin zurückfindet. Das Budget beträgt nur vier Millionen Dollar, und nachdem alle Geldgeber und Studios in Hollywood abgewinkt haben, übernimmt Michael Deane ohne Claires Wissen die alleinige Finanzierung. Regisseur wird ein junger serbischer Comiczeichner und Autor, der das Drehbuch frei nach Lydias Stück schreibt oder zumindest dem Teil davon, den er gelesen hat. Der Autor macht den Musiker jünger und allgemein sympathischer. Statt Problemen mit seiner Mutter hat der Musiker in dieser Version einen Konflikt mit seinem Dad, damit der junge Regisseur die eigenen Gefühle für seinen Vater erforschen kann, der ihm kühl und ablehnend gegenübersteht. Im Film ist die Freundin auch keine Stückeschreiberin im Nordwesten, die sich um ihre Stiefmutter kümmert, sondern eine Kunstlehrerin, die mit armen schwarzen Kindern in Detroit arbeitet, damit sie einen besseren Soundtrack bekommen und die satte Steuervergünstigung für Filme in Michigan nutzen können. Im endgültigen Drehbuch bestiehlt der Protagonist Pat – dessen Name zu Slade wird – seine Mutter nicht und betrügt auch nicht seine Freundin, sondern schadet nur sich selbst mit seiner Sucht, die nun nicht mehr Kokain betrifft, sondern Alkohol. (Entscheidend ist, dass man ihn sympathisch findet
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