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Schockstarre

Schockstarre

Titel: Schockstarre
Autoren: F Schmöe
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war.
    »Du rettest mein Leben! Diese Fortbildung hat mich schon nach zwei Tagen ausgetrocknet wie der Scirocco. Ich meine, ich bin eben lieber unterwegs auf der Suche nach Storys, als mir Regeln für das Strukturieren von Interviews in die Feder diktieren zu lassen.«
    »Dann bist du bei mir richtig. Mein Epos wird dein Reporterherz höher schlagen lassen.«
    Als Katinka auflegte, konnte sie förmlich sehen, wie Britta ihren Computer auf Höchstleistung trimmte.
     
     
    Montag, 17. 1. 2005, 9:40 Uhr
     
    »Na endlich, das wurde ja auch Zeit.«
    Katinka und Tom blickten ungläubig den Gang entlang, wo Hardo komplett angezogen auf einem Stuhl saß.
    »Sind Sie irre? Was haben Sie vor!«, rief Katinka.
    »Mich von Ihnen abholen zu lassen.«
    »Wie bitte? Jetzt? Sie sind erst operiert worden.«
    »Das war am Freitag. Die Kliniken müssen schwarze Zahlen schreiben und schmeißen harte Kerle wie mich aus dem Bett.«
    Tom lachte. Katinka schüttelte den Kopf.
    »Das geht nicht. Ich …«
    »Katinka!« Er stand und küsste sie zur Begrüßung auf die Wange und reichte Tom die Hand. »Ich bin entlassen. Es geht mir gut. Ich werde nach Hause fahren und mich hinlegen und ausruhen.«
    »Und in einer Woche wieder im Büro sitzen und Verbrecher jagen.«
    Hardo seufzte. »Womöglich nicht in einer, und in zwei Wochen auch nicht. Aber bald.«
    Sie gingen zum Parkplatz. Die Sonne schien hell von einem unglaublich blauen Himmel.
    »Hm, das ist eine ganz andere Luft«, sagte Hardo und atmete tief ein und aus. »Vor allem, wenn man Lungen hat, die funktionieren.«
    Tom schloss ihm auf.
    »Machen Sie es sich bequem.«
    »Hat dieser Wagen immer noch Sommerreifen?«
    »Es ist alles gestreut, keine Panik. Sobald wir zu Hause sind, bringe ich die Kiste in die Werkstatt«, versprach Katinka.
    »Haben Sie Ihre Autoschlüssel parat?«, fragte Tom. »Dann fahre ich Ihre Kiste nach Hause.«
    »Kiste, ja«, brummte Hardo und fischte den Schlüssel aus der Jeans. »Ich meine, mein Wagen ist nicht mehr so neu, aber Kiste erinnert mich an Sarg.«
    Katinka biss sich auf die Lippen. Die Tränen saßen momentan ziemlich locker.
    Tom kroch auf die Rückbank. Hardo schnallte sich an. Ein Stöhnen kam aus seinem Mund. »Das tut doch noch weh«, murmelte er ärgerlich.
    Katinka fuhr so sanft und vorausschauend sie konnte den Festungsberg hinauf. Hardos Golf stand geduldig auf dem Parkplatz, wie üblich allein.
    »Kein Mensch kommt auf diesen Berg, sofern er nur einen Funken Verstand hat«, seufzte Tom und kletterte aus dem Beetle. »Ich fahre euch nach.«
    Sie rollten über die Bundesstraße nach Bamberg. Der strahlende Wintertag ließ Katinkas Gedanken aufleben. Im Rückspiegel sah sie Tom mit Sonnenbrille grinsend hinter dem Steuer thronen und witzige Gesten machen. Den Gesichtern stand bei diesem Wetter ein Lächeln viel besser. Auch wenn sie sich Sorgen machte.
    Es gibt keinen Grund für Sorgen, mahnte sie sich. Er schafft es. Er hat es bis hierher geschafft. Es geht aufwärts.
    »Was mich interessiert«, sagte Hardo, als die vierspurige Strecke endete und sie mit Tempo 70 hinter einem Möbelwagen herfuhren. »Warum hat Irmela Fenering Ihnen eigentlich den Ast an den Kopf gerammt?«
    »Sie ist tief drinnen einfach zerrüttet. Auch wenn sie sich nach außen cool gibt, als habe sie alles überwunden und sei unangreifbar.«
    »Das ist kein Grund.«
    »Nein. Gibt es jemals wirklich einen Grund, jemandem Gewalt anzutun?«, fragte Katinka.
    »Um eine andere Gewalttat abzuwenden, beispielsweise.«
    »Das ist ein Motiv, aber kein Grund«, philosophierte Katinka. »Irmela Fenering ist eine stolze Frau, und sie wollte Mendel. Sie tat unbewusst alles, um mir genau das mitzuteilen.«
    »Stolz und Vorurteil«, seufzte der Kommissar. »Jane Austen. Kommt im Oktober als Neuverfilmung in die Kinos.«
    »Vielleicht wollte sie auch böses Blut gegen Edith Hartmann und Maria Mendel verbreiten. Wer allerdings komplett aus der Geschichte herausgeplumpst ist«, sagte Katinka, »ist Ines Pawlowicz. Wir wissen weder, wer sie ist, noch wie sie zu Mendel steht. Keine Spur. Nichts.«
    »Ich vermute, sie ist einfach irgendeine Frau, die Geld brauchte, und Mendel diesen kleinen Gefallen tat. Warum zeigen Sie Irmela Fenering nicht an? Der Schlag auf den Kopf …«
    »Ich habe einfach die Nase gestrichen voll von Papierkram.«
    Sie schwiegen eine Weile. Katinka ließ den Blick über die verschneiten Hügel schweifen und spürte, wie Hardo sich zurücklehnte und eindöste.
    »Was ich
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