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Schockstarre

Schockstarre

Titel: Schockstarre
Autoren: F Schmöe
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schon!«
    »Müde. Kaputt. Durcheinander.«
    »Haben Sie Schmerzen?«
    Er wies mit den Augen auf die Infusionsflasche.
    »Die geben mir was. Nur das Blubbergerät nervt.«
    »Was ist das?«
    »Eine Drainage. Die saugt die restliche Luft aus meiner Lunge.«
    Katinka biss sich auf die Lippen.
    »Ich habe bei Schilling übernachtet.«
    »Treulose Tomate!«
    »Auf dem Sofa. Schilling und Carolin Metze sind ein Paar. Wussten Sie das?«
    Das schiefe Grinsen in seinem abgekämpften Gesicht sah gespenstisch aus.
    »War nicht zu übersehen.«
    Er schloss die Lider und döste eine Weile vor sich hin. Katinka wartete.
    »Kann ich etwas für Sie tun?«, fragte sie schließlich.
    »Kommen Sie heute Abend wieder. Mit zwei Flaschen Bier im Rucksack. Kaltem.«
    »Bier?«
    »Das ist allemal besser als der labberige Kaffee und die diversen Glucoselösungen.«
    »Gut.« Katinka lächelte. »Sie kriegen Ihr Bier.«
    »Danke, Marlowe. Für alles.«
    »Ich bin nicht Marlowe«, sagte Katinka den Tränen nah. »Ich bin weder so knallhart wie er noch so fatalistisch, noch so sarkastisch …«
    »Schon klar. Aber mit dem Schießeisen können Sie umgehen. Und Mut haben Sie auch.«
    »Nein, ich …«
    Er bemühte sich, drohend dreinzublicken.
    »Ich will mich bei Ihnen bedanken, merken Sie das nicht?«
    »Ich … gern geschehen.«
    Er nickte und schlief ein.
    Katinka rief Tom an und bat ihn, bei Hardo im Klinikum auf sie zu warten, sobald er gegen Nachmittag in Coburg einträfe. Anschließend fuhr sie mit dem Taxi in die Stadt und kaufte sich in einem Sportgeschäft einen dicken Parka. Eine gute Stunde später stand sie in Schillings Büro. Es ging drunter und drüber. Leute rannten rein und raus. Telefone klingelten auf dem gesamten Korridor. Schillings Kaffeemaschine mahlte Kaffeebohnen.
    »Hartmann ist bald hier«, kündigte Schilling an. »Wollen Sie warten? Vielleicht möchten Sie auch mit ihm sprechen.«
    Katinka nickte, bediente sich an Schillings Kaffeeautomat und las die Papiere, die er ihr reichte. Carolin Metze holte sie eine Stunde später ab.
    »Hartmann hat Ihnen was zu sagen. Wie geht’s dem Kollegen?«
    »Er ist sehr schwach. Aber ich glaube, er schafft es.«
    Katinka betrat das Büro der Hauptkommissarin. Es erinnerte sie an Hardos, mit Stapeln von Papieren, Aktendeckeln und Haftnotizzetteln.
    Hartmann hockte wie ein ausgebeulter Sack auf dem Stuhl, und Katinka fiel ein, dass seine Frau gestorben war. Ich habe das vergessen, dachte sie entsetzt über sich selber, während sie sich dem unförmigen, erschöpften Brocken von einem Mann gegenübersetzte. Ich habe so sehr meine eigenen Sorgen kultiviert, dass ich Edith Hartmann vergessen habe.
    »Mein Beileid«, sagte sie rasch, erstaunt, dass trotz des dicken Klumpens in ihrer Kehle ihre Stimme gehorchte. »Es tut mir sehr leid, das mit Ihrer Frau.«
    Er machte eine unwillige Kopfbewegung und sah weg.
    »Den Schlag auf den Kopf haben Sie nicht von mir.«
    Katinka hob die Augenbrauen.
    »Und weiter?«
    »Die Fenering kam zurück. Ich wollte ja eigentlich mit Ihnen reden, aber dann stand sie plötzlich hinter Ihnen und knallte Ihnen einen Ast an den Kopf.«
    Katinka schnappte nach Luft. Irmela Fenering! Ihre plötzliche Wut, der Fehdehandschuh.
    »Warum haben Sie mir nicht geholfen?«
    Hartmann zuckte die Schultern.
    »Sie sind doch ganz gut alleine zurechtgekommen, oder?«
    Katinka glaubte nicht, was sie hörte.
    »Sie sind mir gefolgt, oder? Und dann haben Sie Ihrer Frau durchgegeben, wo ich zu finden bin.«
    »Sie hat mich gefragt, ob ich eine Ahnung hätte, wo Sie sich aufhalten. Das war unser letztes Gespräch.«
    »Warum wollten Sie mit mir reden?«
    »Edith und ich«, er schluckte, »konnten uns Thurids Schockzustand nicht richtig erklären. Weil … alle wussten, dass Thurid Mendel nicht nur viel verdankte, sondern auch unter ihm zu leiden hatte.«
    Katinka nickte langsam. Alle schienen es zu wissen. Aber keiner hatte es für nötig befunden, darüber zu reden. Und keiner hatte Thurid geholfen.
    »Nochmal: mein Beileid.«
    Hartmann starrte ihr trübsinnig nach, als sie das Zimmer verließ.
    »Wollen Sie Anzeige erstatten?«, fragte Schilling später.
    »Es war nicht Hartmann. Der ist ohnehin schon dem Boden gleichgemacht. Es war Irmela Fenering.«
    Schillings Gesicht wurde rund.
    »Frau Fenering?«
    »Hartmann hat es beobachtet.«
    Schilling machte sich eine Notiz.
    »Das ist Körperverletzung, Frau Palfy. Sie sollten …«
    »Fragen Sie sie, warum sie es getan hat.«
    »Das
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