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Schnabel, Andreas

Schnabel, Andreas

Titel: Schnabel, Andreas
Autoren: Tod inclusive
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wollen zunächst das Zimmer des Herrn von Michelsen sehen.« Die beiden nickten und folgten ihr in den Lift.
    Der Freiherr zu Ahrenshoop hatte eines der schönsten Zimmer des Hotels. Im obersten Stockwerk an der Längsseite gelegen, konnte man vom Balkon aus sowohl das Meer als auch den Hafen sehen. Es war groß wie ein Familienappartement und anheimelnd eingerichtet, man musste auf keinen Komfort verzichten. Sogar Internet gab es hier. Das, was eigentlich als Schminktisch für die Gattin gedacht war, hatte der alleinstehende Steuerberater als Schreibtisch genutzt. Den Unterlagen nach, die noch darauf lagen, hatte er sich Arbeit von Deutschland mitgebracht. Berger stöberte darin.
    »Entweder war der Mallorcaaufenthalt gar nicht als Urlaub geplant, oder es handelt sich bei dem Mann um einen Workaholic.«
    »Beides, würde ich sagen.« Die Managerin blätterte in ihren Unterlagen. »Señor von Michelsen hat das Zimmer nur deswegen bekommen, weil wir eine Stornierung hatten und es kurzfristig freigeben konnten. Wir sind ansonsten ausgebucht. Und weil er es wohl sehr eilig mit der Buchung hatte und wir ihm den High-Speed-Internetanschluss zusagen konnten, akzeptierte er auch den Preis für ein Doppelzimmer. Er frühstückte sogar mit seinem Notebook zusammen.«
    »Hatten Sie Gelegenheit, sich mit ihm zu unterhalten?«
    Sie nickte. »Ja, Gott sei Dank ist unser Hotel nicht so groß, da kann ich noch jeden Gast persönlich begrüßen. Er machte einen sehr gesetzten Eindruck für einen so jungen Mann, und er erzählte mir, er wolle seine Schwester besuchen, die zurzeit auf einer Finca in der Nähe von Porto Petro lebt.«
    »Hm«, kam es nachdenklich vom Comisario. »Wenn man eines seiner Geschwister besuchen will, zieht man doch nicht in ein zwanzig Kilometer weit entferntes Hotel, obwohl eine ganze Finca zur Verfügung steht. Schon gar nicht, wenn der Besuch kurzfristig erfolgt.«
    »Es muss ja nicht unbedingt ein freudiger Anlass gewesen sein«, widersprach ihm die Hotelmanagerin. »Vor Kurzem ist ganz in der Nähe eine Frau auf einer Finca von ihrem Lebensgefährten misshandelt worden. Ihr großer Bruder quartierte sich bei uns ein und stattete seinem Schwager von hier aus einen kurzen Besuch ab.«
    García Vidal lachte auf. »War der Mann der Frau zufällig ein Plattenproduzent?«
    Sie nickte. »Ich glaube ja, wieso?«
    »Weil der uns nach dem Besuch des Schwagers weismachen wollte, er sei so heftig auf das Sprungbrett seines Pools gesprungen, dass er weit über den Rand des an dieser Stelle fünf Meter breiten Beckens flog und im Schotter landete. Dabei sah es aus, als hätte ihn ein Bus gestreift.«
    Nun musste Magalie Charatx ebenfalls lachen. »Da hat der Bruder wohl kräftig zugelangt.« Ihr Gesicht verfinsterte sich wieder. »Aber hier sieht es aus, als hätte der Bruder den Kürzeren gezogen. Señor von Michelsen ist doch sicherlich der Tote, den Sie aus der Cala S’Almunia rausgefischt haben?«
    Berger nickte. »Leider. Er sah allerdings ganz und gar nicht so aus, als sei er mit irgendetwas kollidiert.«
    »Es war also ein Unfall?«
    »Auf den ersten Blick scheint es so«, sagte García Vidal. »Und es wäre gut, wenn die Presse nichts von irgendwelchen Zweifeln an diesem Anschein schreiben würde. Wir haben hier auf Mallorca genug Mord und Totschlag, da brauchen wir das nicht auch noch in unserem friedlichen Cala Figuera.«
    »Wenn die Leiche in der Cala S’Almunia angeschwemmt wurde, muss von Michelsen an einem Küstenstreifen etwas weiter nördlich zu Tode gekommen sein.« Berger sah Magalie Charatx fragend an. »Wissen Sie zufällig, auf welcher Finca die Schwester des Toten wohnt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Aber ich denke doch, dass sie sich bald bei Ihnen melden wird. Sicher sorgt sie sich um ihren Bruder, wenn er sich nicht bei ihr meldet.«
    *
    In einem Rechtsanwaltbüro an der Avinguda de Gabriel Roca, Palmas mondäner Uferpromenade, hatten sich einige Herren und eine Dame in einem abgedunkelten Hinterzimmer um einen schweren Holztisch versammelt. Angel Broix, der Notar, sah sich prüfend in der Runde um. »Ich stelle hiermit fest, dass wir vollzählig sind.«
    Einer der Begleiter der Dame nickte finster. »Sí, Señor Broix, wir können beginnen.«
    Broix sprach schnell und für einen Laien kaum verständlich, dennoch kam keinerlei Protest von den Anwesenden. Er griff nach einem Dokument und las vor: »Hiermit erkläre ich, Antonia Stefanie Friederike Adelgunde von Siehl, im Beisein von Ahmet
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