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Schnabel, Andreas

Schnabel, Andreas

Titel: Schnabel, Andreas
Autoren: Tod inclusive
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gegenüber bekundet.«
    Der Notar war sichtlich erschüttert. »Und die Frau wird nicht gefragt?«
    »Wozu?« Die Anwesenden erhoben sich. »Ihre Meinung ist ab sofort nicht mehr von Belang.«

ZWEI
    Der Comisario stand auf dem Balkon des Hotels und klappte ratlos sein Handy zusammen.
    »Was ist denn nun schon wieder?«, erkundigte sich Berger.
    »Hier auf der Insel gibt und gab es nie eine Freifrau von Michelsen.«
    »Weder auf den Flugplätzen noch auf den Fähren oder in den Häfen?«
    »Weder noch.«
    »Entweder ist seine Schwester verheiratet, oder von Michelsen hat der Managerin Lügen erzählt.« Er überlegte kurz. »Sind denn aus Deutschland irgendwelche Vorstrafen bekannt?«
    »Der scheint nicht einmal falsch geparkt zu haben.«
    Der Kollege Bastos trat zu ihnen. »Hier Chef, das sind die SMS und E-Mails, die auf dem Server des Telefonanbieters gespeichert waren, die der Tote hier in Spanien bekommen oder verschickt hat. Ich habe sie an der Rezeption für uns ausdrucken lassen.«
    Dass Berger sich der Zettel annahm, goutierte der Comisario mit einem Nicken. »Ich danke Ihnen. Was das Schriftliche betrifft, ist mein Deutsch einfach nicht gut genug.«
    Berger überflog die Zeilen. »Er scheint in Hamburg eine Freundin gehabt zu haben. Hier steht etwas von einer Toni, die er auf Mallorca finden wollte.«
    » Eine Toni? Eine Frau?«
    »Sí. Das ist, nehme ich an, der Spitzname für eine Antonia. Seine Schwester heißt so.«
    »Ein Steuerberater, der von seinem Hotelzimmer aus arbeitet, müsste doch ein Notebook dabeihaben. Anders geht das heute doch gar nicht mehr.« García Vidal sah sich zu Bastos um. »Habt ihr in seinem Auto ein Handy oder einen Computer gefunden?«
    Berger schaute erstaunt auf. »Im Wagen?«
    »Sorry, das hatte ich vergessen zu erwähnen. Der Mietwagen stand sauber geparkt auf der Straße vor dem Hotel. Die Spurensicherung ist gerade dabei, alles auf links zu drehen.«
    »Wusste ich’s doch«, meinte Berger grimmig. »Der Freiherr wurde von jemandem zu dem Ort gefahren, an dem er gestorben ist, und dann ins Wasser geworfen. Sonst stünde sein Auto nicht hier vor dem Hotel, sondern dort, wo er ins Wasser fiel. Wer aus Versehen ertrinkt, der hinterlässt außerdem ein Handy oder in seinem Fall ein Notebook.«
    »Mailen kann man aber auch von einem Internetcafé aus«, erwiderte Bastos.
    »Aber das hier in Santanyí hat schon seit Jahren zu. Nichtsdestotrotz, der Mann ist für mich ermordet worden. Die toxische Untersuchung wird irgendetwas zutage bringen, was meine Vermutung bestätigt.«
    »Kollege«, forderte der Comisario Andrea Bastos auf, »gehen Sie doch mal bitte runter an die Rezeption. Ich brauche die Zeiten, wann von Michelsen den Internetzugang des Hotels benutzt hat, und vom Anbieter ein komplettes Journal des Onlineverlaufs. Wir müssen wissen, wo er überall gesurft hat.«
    Bastos nickte und machte sich auf den Weg.
    »Und Sie, Señor«, Berger schnippte nervös mit den Fingern, »sollten Angela bitten, Kontakt mit den deutschen Behörden aufzunehmen. Die sollen rausfinden, ob diese Antonia oder Toni wirklich seine Schwester ist, und bei der Gelegenheit will ich auch alle Infos über unseren Toten haben.«
    »Okay, und was machen wir in dieser Zeit?«
    »Wir durchstöbern mit Carmens Hilfe sämtliche Einträge im Computer der Einwanderungsbehörde. Vielleicht finden wir dort etwas über eine geborene Antonia von Michelsen.«
    »Cristobal, haben Sie eine Ahnung, wie viele Antonias tagtäglich Spaniens internationale Flughäfen frequentieren?«
    »Sí, Señor«, kam es zurück, »die Festplatten sind groß, aber Carmen ist fleißig.«
    *
    Yussuf Hussein Ibn Draghi al Madgier war aufgeregt. Immer wieder nahm er ein inzwischen völlig abgegriffenes Foto einer blonden Frau in die Hand und betrachtete es. Er hätte nie gedacht, dass er einem Foto gegenüber etwas wie Zuneigung empfinden konnte, aber bereits beim ersten Blick auf diesen gelockten Engel war es um ihn geschehen gewesen. »Mein Gott«, flüsterte er. »Hätte ich nur früher gewusst, wie schön Frauen sein können.«
    Zwei Tage war Yussuf zum Lager seines Onkels Sheik Omar al Madgier unterwegs gewesen, um seiner Braut zum ersten Mal zu begegnen, und das Foto half ihm über seine grundsätzlichen Zweifel an einer Eheschließung hinweg. Ihr Äußeres entsprach in jeder Hinsicht seinen ästhetischen Ansprüchen. Dabei interessierte es ihn überhaupt nicht, dass die Frau ein wenig älter war als er selbst. Ihre umwerfende
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