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Schnabel, Andreas

Schnabel, Andreas

Titel: Schnabel, Andreas
Autoren: Tod inclusive
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einem Ohr gehört, dass Sie es sich vor der großen Feier in Ihrem Hause einmal richtig gut gehen lassen wollen.«
    Gräfin Rosa nickte. »Das wollen wir. Hätten Sie denn eine Empfehlung für uns?«
    »Was Wellness betrifft, soll die Finca ›Zarzarrosa‹ der letzte Schrei sein. Da gibt es alles, was gut und teuer ist. Für unsereins ist es schier unmöglich, da einen Termin zu bekommen, aber für Sie, Duquesa, wird man sicher gern eine Ausnahme machen.«
    Angela Bischoff zog die Stirn kraus. »Ist das dieser Schönheitstempel bei Porto Petro?«
    »Sí, Señora.«
    Tante Auguste stützte das Kinn auf den Griff ihres Gehstocks. »Wird man da auch jünger?«
    Maria Antonia lachte auf. »Señora Duquesa, in Ihrem Alter kann man gar nicht jünger sein, als Sie es sind.«
    Rosa lachte. »Da hat sie recht, Tantchen. Ich für meinen Teil wäre stolz, wenn ich in deinem Alter noch so jung im Kopf wäre wie du.«
    »Ist das dein Ernst, mein Kind?«
    »Mein voller Ernst. Ich weiß nicht, ob wir das auch irgendwann einmal schaffen. Als junger Mensch hat man heute gar keine Zeit mehr, sich irgendwelche Sachen mal gründlich durch den Kopf gehen und Erlebtes auf sich einwirken zu lassen.«
    Angela Bischoff nahm diesen Gedanken versonnen auf. »Dadurch bringen wir unsere Kinder um ihre Kindheit, unsere Jugend um ihre Jugend, die Erwachsenen um ein schönes Leben …«
    »Und wir Alten«, setzte die Großherzogin den Gedanken fort, »werden letztendlich um einen würdigen Tod betrogen.«
    »Wo ist das Problem, Tantchen?« Gräfin Rosa lachte vergnügt auf. »Du behauptest doch immer, das Alter sei das letzte große Abenteuer, das das heutige Leben noch zu bieten hat. Gleichzeitig nennst du das Alter Sterben auf Raten. Dann war dein Tod doch bisher ein Riesenspaß, oder?«
    Die drei Damen lachten herzlich.
    »Du hast recht, mein Kind, man muss es sich aber leisten können, in Würde zu sterben.« Tante Auguste nahm einen Schluck von ihrem Cortado. »Und weil ich es mir leisten kann, lassen wir es auf dieser Beauty-Finca mal so richtig krachen.« Sie sah sich zu Maria Antonia um. »Können wir da denn auch unsere Männer mitnehmen?«
    »Wozu wollen Sie Ihre eigenen Männer mitnehmen?« Maria Antonia grinste sie verschmitzt an. »Ich habe gehört, dass es da Massagen geben soll, bei denen die nur stören würden.«
    »Ein Bordell für Mädels?«, fragte Angela Bischoff erstaunt.
    » Dios mio , nein!« Maria Antonia schüttelte so energisch den Kopf, dass sich ihr Haarknoten öffnete. »Aber wenn Frauen sich rundum wohlfühlen wollen, stören Männer grundsätzlich.«
    »Denn wenn wir uns nicht wohlfühlen, liegt es daran, dass sie nerven«, fügte die Großherzogin hinzu. »Dennoch fände ich es schade ohne sie. Außerdem würden die doch nie in eine Schönheitsfarm für Männer gehen, wenn es das überhaupt gibt.«
    »Ich«, sagte Rosa, »hätte meinen Residente gern bei mir. Schließlich sind wir frisch verliebt, und ein Schlammbad mit ihm kann ich mir äußerst spannend vorstellen.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Angela Bischoff grinsend. »Eine Art Tango in Fango.«
    Die Großherzogin stieß mit ihrer Stockspitze auf den Boden. »Dann ist es beschlossen. Wir fahren mit unseren Männern – wenn die uns da mit diesem Handicap überhaupt nehmen.«
    Angela schaute sie zweifelnd an. »Sollten wir sie nicht lieber vorher fragen?«
    Die alte Dame winkte ab. »Wenn sie Zeit dafür haben, wird nicht lange gefragt, sondern angeordnet. Polizisten können das ab.«
    *
    Die Villa Sirena, ein rechteckiges, architektonisch wenig ansprechendes Gebäude mit fünf Etagen, thronte direkt über der Hafeneinfahrt von Cala Figuera. Von den Hotelzimmern aus hatte man einen traumhaften Blick auf entweder einen der charmantesten Häfen Mallorcas oder, zur anderen Seite hin, auf das tiefblaue Mittelmeer. Und welchen Touristen interessiert schon der Anblick eines Hotels, wenn man aus seinem Inneren einen erstklassigen Ausblick hat? Die Managerin der Villa Sirena erwartete García Vidal an der Rezeption.
    »Señor Comisario, mein Name ist Magalie Charatx, ich danke Ihnen, dass Sie so schnell kommen konnten.«
    »Dafür sind wir da«, entgegnete er charmant. »Darf ich Ihnen Señor Berger vorstellen, oder kennen Sie sich bereits?«
    Sie lachte ihn an. »Es gibt wohl niemanden im Kreis Santanyí, der den Residente nicht kennt.« Sie nahm ihren Schlüsselbund und die ausgedruckten Belege des vermissten Gastes und kam zu ihnen ins Foyer. »Ich vermute, Sie
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