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Schnabel, Andreas

Schnabel, Andreas

Titel: Schnabel, Andreas
Autoren: Tod inclusive
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äußerer Gewalteinwirkung. Vermutlich müssen wir auf die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung warten, bis wir uns mit der Todesursache festlegen können.« Er sah zu García Vidal auf. »Sollen wir ihn einpacken, oder braucht ihr ihn noch?«
    »Geben Sie uns ein paar Minuten. Vielleicht hat er uns doch noch etwas zu erzählen«, murmelte Berger und legte den Kopf auf die Seite, wie er es immer zu tun pflegte, wenn er angestrengt versuchte, mit einem Kriminalfall Kontakt aufzunehmen.
    »Befragen Sie gerade wieder ihren Urin?«, fragte García Vidal und grinste.
    »Sonst spricht ja niemand mehr mit ihm«, kam es gehässig von Hidalgo. Der strafende Blick des Comisarios erstickte jegliche weitere Bösartigkeit im Keim.
    »Irgendetwas stimmt hier nicht.« Berger ging, seinen Kopf immer wieder von der einen auf die andere Seite legend, um den Leichnam herum. »Der Mann ist gepflegt. Da ist kein Härchen in seiner Nase, keines in seinen Ohren, seine Fingernägel sind manikürt, und er trägt eine Breitling. Wie kommt der zu so einer Kleidung?« Er deutete auf die Beine des Toten und auf das karierte Häuflein Stoff, das neben ihm lag, seit der Doc es ihm ausgezogen hatte. »Das Holzfällerhemd und die Jeans gibt es gerade bei Lidl auf dem Grabbeltisch.«
    »Und was sagt uns das?«
    »Der Mann hat nicht viel Gepäck dabeigehabt. Er ist vermutlich nur für kurze Zeit nach Mallorca gekommen und musste seinen Aufenthalt zwangsweise verlängern. Daher ist ihm die Kleidung ausgegangen, und er hat auf die Schnelle Ersatz gebraucht. Außerdem hat er einen Mietwagen, sonst wäre er gar nicht zu Lidl nach Felanitx oder Campos gekommen. Da die Leiche hier angespült wurde, sollten wir ihn im unteren Drittel der Ostküste suchen.«
    »Und das alles sagt Ihnen Ihre Blase?«, fragte Hidalgo staunend.
    Der Doktor lachte. »Das ist der kleine, aber feine Unterschied, Comandante. Zu Ihnen spricht höchstens Ihr Hintern.«
    García Vidal machte Fotos von dem Gesicht des Toten.
    »Glauben Sie denn wirklich, dass das für eine Computersuche ausreicht?« Berger konnte sich noch immer nicht mit den Errungenschaften des digitalen Zeitalters anfreunden. »Das Gesicht des armen Teufels ist doch völlig aufgedunsen.«
    »Es geht dabei nicht ums Aussehen, sondern um die biometrischen Grundzüge des Gesichts. Wenn ich dem Computer sage, wie lange die Leiche ungefähr im Wasser gelegen hat, dann rechnet er automatisch hier und da etwas vom Gesichtsumfang ab.«
    »Und das errechnete Gesicht wird dann mit den Gesichtern all der Menschen verglichen, die mit dem Flugzeug auf Mallorca gelandet sind?«
    »Sí, Señor, und nicht nur mit den Gesichtern der Fluggäste. Auch alle Fährbesucher werden aufgenommen.«
    »Beim Verlassen der Fähre?«
    »Nein, während der Überfahrt. Im Foyerbereich der Schiffe hängen überall Kameras, deren Bilder wir auswerten können.«
    Berger schüttelte den Kopf. »Big Brother is watching you.«
    »Ich weiß, wie Sie darüber denken, Miguel. Im Grunde fühle ich mich bei dem Gedanken an die nahtlose Überwachung auch nicht sehr wohl, aber ich weiß wirklich nicht, wie wir unseren Staat anders schützen sollen.« Während er das sagte, simste García Vidal die Bilder an Carmen, die inzwischen ins Büro gefahren war und schon darauf wartete, sie ins System einpflegen zu können.
    »Dann gnade uns Gott«, entgegnete Berger, »wenn unsere Gegner, wer es immer sein mag, einmal über unsere Mittel verfügen.«
    »Was macht Sie so sicher, dass sie das nicht schon längst tun? Ich habe manchmal das Gefühl, dass wir es sind, die meilenweit hinterherhinken, wenn es um den neuesten Stand der Technik geht.«
    Berger lachte auf. »Ihnen fehlt einfach nur die kriminelle Energie. Hätten Sie die Absicht, nur nach Ihren eigenen Vorstellungen und Maßstäben zu leben, dann wären Sie der Trendsetter und nicht die Bösen.«
    *
    Wenig später trafen sie in García Vidals kleinem Büro an der Carrer de Felanitx in Santanyí ein. Eigentlich waren die Kollegen der Policía National, der spanischen Kripo, vor ein paar Jahren nur provisorisch in dem Polizeistützpunkt untergebracht worden, bis sie ein Extragebäude bekommen sollten. Die öffentliche Hand war jedoch so gut wie pleite und hatte das Projekt auf Eis gelegt. Daran zeigte sich einmal mehr, dass auf der Welt nichts beständiger ist als ein Provisorium.
    Carmen hatte die Fotos und Daten über den Leichenfund aus der Cala S’Almunia bereits in die Datenbank eingepflegt, und der
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