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Schmusemord

Schmusemord

Titel: Schmusemord
Autoren: Gisbert Haefs
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ein paar Stichwörter, damit ich weiß, ob ...«
    Matzbach runzelte die Stirn. »Stichwörter? Na gut. Ein Mensch namens du Plessis, in Frankreich, wichtiger Mann der Résistance. Sie und Schmollgruber haben ihn nicht ans Messer geliefert, aber ein bißchen bluten lassen. Häuser, nicht wahr, und alte Goldmünzen. Startkapital für den Neubeginn nach dem Krieg. Und hier haben Sie dann alles beobachtet, was vielleicht Dreck am Stecken haben könnte, und dann ebenfalls bluten lassen. Erpreßt.«
    Jüssen lachte. Er wirkte beinahe amüsiert. »Wenn Sie das noch einmal überprüfen, soweit Sie können, werden Sie feststellen, daß viele gute Taten getan wurden. Lanzerath hier hat viel Geld für Behinderte gespendet. Nicht ganz freiwillig.«
    Matzbach nickte. »Ich weiß. Abgesehen von der ersten Nummer, in Frankreich, waren Ihre sämtlichen Aktionen die reine Philanthropie. Was an den Fakten nichts ändert.«
    »Dann wissen Sie vermutlich auch, daß Lanzerath den Spieß endlich umdrehen wollte, nicht wahr?«
    »Wobei ihm ein österreichischer Journalist in die Ouere kam. Der von Lanzeraths Handlanger Würselen ins Jenseits befördert wurde. Und danach wußte Würselen zuviel. Reicht das in groben Zügen?«
    Jüssen lächelte. »Gute Arbeit. Es ist zwar beinahe alles falsch, aber trotzdem richtig. Bevor wir uns über das Weitere unterhalten, tun Sie mir bitte einen Gefallen?«
    »Und zwar?«
    Jüssen deutete auf Lanzerath und die Teddytrümmer. »Ich wollte mich mit ihm noch ein bißchen unterhalten. Geben Sie mir doch sicherheitshalber die Waffe. Die ist von einem seiner Leibwächter, nicht wahr?« Er blinzelte; dann setzte er hinzu: »Sie haben mehr Zeugen als ich; also keine Sorge. Wir reden morgen weiter.«
    »Wie kommen Sie nach Hause?«
    »Er wird mir einen seiner Wagen leihen. Hoffe ich.«
    Yü und Matzbach gingen hinaus und warteten bei der Baumgruppe am Beginn des Wendehammers. Fünf Minuten später hörten sie den Schuß.

10. Kapitel
    Das System ist eine Maschine,
die man als armes Schwein betritt
und als Leberwurst verläßt,
auch wenn das Lebensziel Salami war.
    B ALTASAR M ATZBACH
    Trübes Nachmittagslicht überspülte Vorgebirge und Kölner Bucht; es ähnelte einer durch isabellfarbene Nylonstrümpfe geseihten Flüssigkeit, die man nicht trinken sollte.
    Auf der Nordveranda in Brenig saßen Matzbach, Hermine, Tshato, Dany, Yü und Zaches: alle beteiligt an jenem Vorgang, den die Frauen als Drama und die Männer als Farce zu betrachten vorgaben.
    Baltasar hatte den Vormittag und Mittag in Köln verbracht, um mit Elias Jüssen zu verhandeln.
    »Wir machen eine ganz legale Transaktion daraus; kein Stäubchen Dreck wird einen Finger beschmutzen.« Er lehnte sich zurück, blies in den Kaffeebecher und trank vorsichtig.
    »Wie willst du aus diesem Haufen Mord und Murks eine saubere Transaktion machen?« sagte Hermine. »Von anderen Fragen ganz zu schweigen.«
    »Ganz einfach.« Matzbach betrachtete das ausdruckslose Gesicht von Yü, der den linken Arm in einer Binde trug.
    »Wir gehen davon aus, daß nichts Bedeutendes vorgefallen ist. Schäden werden ersetzt, ebenso das, was Jüssen ›allfällige Spesen‹ nennt.«
    Yü nickte, aber das sah außer Matzbach keiner, weil alle anderen auf Baltasar blickten.
    Tshato zupfte an seinem linken Ohrläppchen, dann strich er sich über die Nasenspitze. »Hm. Hmf.« Er grinste. »So ist das nach einem Kriegszug eben. Wie sieht die Regelung aus?«
    »Moment noch.« Dany blickte Hermine an, fast flehend. »Ich versuche, aus diesem blöden Chinesen etwas herauszukriegen. Etwas in Richtung Wiederherstellung der kosmischen Balance, oder wie immer man das nennen will. Null. Redet der Dicke drüber?«
    Hermines Gesicht war verschlossen und ziemlich kalt. »Kaum. Wir haben da noch ein paar Dinge zu sortieren, fürchte ich. Aber sprich du zuerst, Matzbach.«
    Baltasar betrachtete sie; er ließ die Mundwinkel ein wenig hängen und nickte. »Ich sehe, worauf es hinausläuft, und ich bedaure es, aber ...« Er seufzte.
    »Keine Rätsel, bitte.« Tshato beugte sich vor und klopfte so fest auf den Tisch, daß es aus den meisten Bechern spritzte. »Was hast du mit Jüssen vereinbart?«
    »Er beziehungsweise seine teuren Anwälte regeln die amtlichen Dinge. Lanzerath wollte ihm schaden, so fängt es offiziell an.«
    »Wie?« sagte Yü.
    Matzbach begann zu erklären; die längste Zeit brauchte er zur Beantwortung von Fragen, Zwischenfragen, Nachfragen und Antifragen.
    Die amtliche Version
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