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Schmusemord

Schmusemord

Titel: Schmusemord
Autoren: Gisbert Haefs
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zurück; Hermine hatte das Handtuch an sich genommen und sagte eben:
    »Einmal wollte ich die Legende doch sehen. Steht dir gut, Junge.«
    »Habt ihr irgendwas Dringendes vor?« Das war Lucys Stimme; sie kam von links, aus dem Schlafzimmer, dessen Tür angelehnt war.
    »Um Vergebung für Friedensstörung«, sagte Matzbach. »Aber es könnte sein, daß wir Hilfe brauchen.«
    »Spielst du wieder Schiffeversenken? Macht der Chinese mit?« Tshato rupfte einen Bademantel vom Haken an der Schlafzimmertür. »Und was soll ich tun?«
    Lucys Stimme, halb empört: »Also ... Erstens, bitte warten, bis ich alles mitkriege. Und zweitens – wenn das wieder so eine blutrünstige Sache ist, dann bleibst du zuhause.« Nach kurzer Pause setzte sie hinzu: »Bitte.« Sie hüstelte. »Gefälligst.«
    Tshato nickte zur Tür hin. »Vielleicht.«
    »Nicht anfangen; ich komm sofort.«
    Tshato deutete auf eine alte Cordcouch und drei passende Sessel, die um einen kleinen nierenförmigen Tisch standen. »Setzt euch. Was zu trinken, zu essen?«
    »Später; oder?« Matzbach sah Hermine an.
    »Ich krieg bestimmt gleich Hunger, aber wir sollten zuerst die wichtigen Dinge sortieren.«
    Lucy erschien, halbgewandet. Nach den mehreren Wangenküssen hockte sie sich auf die Lehne des von Tshato besetzten Sessels. »So. Was habt ihr angestellt?«
    Eine halbe Stunde später legte Matzbach zum letzten Mal den Hörer auf. »Alle Mann an Bord«, sagte er. »Und der Tisch in der Kneipe ist reserviert; wir sollten sofort aufbrechen. Ich lad euch ein.«
    »Das ist ja wohl das Mindeste.« Lucy zog einen dekorativen Flunsch und warf die blonde Mähne zurück. »Boshafte Verkehrsstörung, Rekrutierung von Hilfskräften für ein Himmelfahrtskommando ... auch wenn du das Gegenteil behauptest. Noch was? Jedenfalls Gründe genug, uns zum Essen einzuladen.«
    »Himmelfahrtskommando ist übertrieben; aber laß uns das im Lokal erörtern.«
    »Was brauchen wir noch?« sagte Tshato.
    »Hast du eine Waffe?«
    »Legal oder illegal?«
    »Scheißegal.«
    »Dann ja.«
    »Steck sie ein. Und kommt mit. Tut mir leid, daß es nicht allzu opulent wird, heut abend, aber wir müssen uns nachher noch bewegen und haben nicht alle Zeit der Welt. Demnächst mehr.«
    Lucy sang halblaut: »Tarzan ist wiedada.« Dann grinste sie und setzte hinzu: »Da didel dum, der Baltasar geht um.«
    Yü erwartete sie auf dem kleinen Parkplatz, den sie vereinbart hatten. Er lachte, als er Hermine, Matzbach, Lucy und Tshato aus dem Benz quellen sah.
    »Noch jemand drin?« sagte er. »Sieht aus wie ein Rekordversuch.«
    »Ignorier mich bitte«, sagte Lucy. Sie streckte die Hand aus. »Die Schlüssel! Ich bin hier nur als Notfahrerin. Mit euren Gesetzesbrüchen will ich nichts zu tun haben.«
    »Wo steckt Dany?« sagte Matzbach.
    Yü wies über die Schulter hinter sich, ins Dunkel der Kölner Nacht. »Sie beobachtet das Haus.« Er schien etwas sagen zu wollen, schwieg dann aber.
    »Was ficht dich an?«
    Der Chinese kaute auf etwas. »Du mußt dein Herz in die Hände nehmen, Dicker«, sagte er dann.
    »Herz? Hab ich nicht. Worum geht es?«
    »Sie haben Zaches.«
    »Scheiße. Wie ist das passiert?«
    »Weiß ich nicht. Er wird wohl mit Trudi in die Kneipe getigert sein, wie fast immer in den letzten Tagen. Und ich nehme an, da hat man ihn freundlich gebeten, mitzukommen.«
    »Wie viele sind es?«
    »Lanzerath hat seine Freundin weggeschickt, oder sie hatte was anderes vor. Da gibt’s ne Köchin oder derlei, die ist aber auch nicht da. Also: Lanzerath, sein gewöhnlicher Fahrer, Zaches, mindestens zwei Mann. Und Jüssen.«
    »Seit wann ist Jüssen hier? Freiwillig?«
    »Halbe Stunde oder so. Und freiwillig? Weiß ich nicht; Lanzeraths Fahrer hat ihn gebracht.«
    Baltasar nickte. »Na schön. Also – wer will mitspielen? Den Einsatz kennt ihr?«
    Yü verzog das Gesicht. »Nur nicht den denkbaren Gewinn. Der Verlust dagegen, Herr, liegt auf der Hand.«
    »Na gut. Versuchen wir’s. Ihr wißt alle, was zu tun ist?«
    Gemurmel und Nicken.
    Lucy blieb beim Wagen; sie flüsterte Tshato zum Abschied etwas ins Ohr.
    Lanzeraths Villa, nicht gerade befestigt aber doch fast wehrhaft, allein am Ende der Straße für wohlhabende Anlieger, schien von außen unbewacht; hinter dem Anwesen streunte ein Weg in die Felder. Irgendwo jenseits des Ackerlandes mußte Bergheim beginnen. Matzbach erinnerte sich an einen Kölner Taxifahrer, der ihn vor Monaten gefragt hatte: »Wissen Sie, was Bergheimer ist? Nee? Vorstufe von
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