Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmusemord

Schmusemord

Titel: Schmusemord
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
wieder. Da war so eine komische Fremde im Auto. Ist aber verschwunden, zum Glück.« Er zog die Hand an seine Lippen.
    »Wir werden darüber zu reden haben, fürchte ich – später.« Hermine machte keine Anstalten, ihre Hand wieder an sich zu nehmen.
    Matzbach betrachtete das gefingerte Lehen. »Viermal fünf Finger haben wir à deux«, sagte er. »Und viermal fünf Zehen. Man könnte eine Runde wandern. Oder in vierzig Stunden über dies und das reden. Bis dahin müßten etliche Schlußstriche zu ziehen sein. Andererseits könnte man das auch ganz prima unterlassen. Ich weiß was! Ich geb dir jetzt die Hand zurück, dann steh ich auf und schmeiß mir ein bißchen kaltes Wasser auf die unrasierten Wangen, und danach gehen wir runter, opulent frühstücken. Vielleicht ist mir nach dem Frühstück eher zum Denken zumute. Oder gar zum Telefonieren.«
    »Gegen wen?«
    »Feststellen, ob in der Kölner Bucht alles seine übliche Seichte bewahrt.«
    Aber es gab nichts festzustellen, wie er nach dem Frühstück vom Zimmer aus feststellte. Tshato wußte nichts Neues; Komarek schwieg verbissen; Yü und Dany waren wie üblich sonntags nicht im Antiquariat, meldeten sich aber weder in ihrer Wohnung noch unter einer der anderen durchgegebenen Nummern. Zaches und Trudi mochten treiben, wonach ihnen der Sinn stand, und was immer stand, stand nicht in Telefonnähe. Morungen reagierte ebenfalls nicht; schließlich gab Baltasar knurrend auf.
    Zeitungsmeldungen über Umtriebe in der Nähe von Lormes würde es erst am folgenden Morgen geben; in den Rundfunknachrichten wurde lediglich erwähnt, daß dort etwas stattgefunden habe, aber man nannte weder die Menge der Leichen noch die Identität Überlebender.
    Matzbach grübelte ein paar Momente. Hermine half ihm dabei; gemeinsam beschlossen sie, die Heimfahrt zu riskieren und sich einfach darauf zu verlassen, daß niemand nach Matzbächen mit BMWs suchen und diese auch nicht an der Grenze bremsen würde.
    Mehrmals versuchte Baltasar von unterwegs, irgendwen in oder bei Köln anzurufen. »Blöder Sonntag« wurde zu einem nicht besonders originellen Refrain. Beim x-ten Versuch, irgendwo bei Trier unternommen, wählte er doch einmal das Antiquariat an. Dany nahm ab.
    »Was macht ihr sonntags im Laden?« sagte Baltasar.
    »Aufräumen.«
    »Dann lebt ihr also noch.«
    »Wieso denn nicht? Wenn man das leben nennen kann. Wo steckt ihr?« Dany klang früh und frisch und einigermaßen munter.
    »Unterwegs. Es hat sich ein Gerangel ereignet.«
    »Uh uh. Schlimm?«
    »Eher blutig, ja. Hermine und mir ist nichts passiert, aber wir müssen ein paar Dinge sortieren. Wo steckt Yü?«
    »Moment.«
    Matzbach wußte selbst nicht so recht, was er erwartet hatte – Klageschreie der verwitweten Antiquarin, vermutlich, deren schlitzäugiger Lebensabschnittsgefährte von bösen Finsterlingen zerstückelt worden war, weil sie keinen Matzbach kriegen konnten. Oder so ähnlich.
    Aber Yü war wohlauf. »Was liegt an, frühergeborener Gebieter?« sagte er. »Ich hab auch was für dich, aber red du zuerst.«
    Baltasar räusperte sich. »Paß auf, es ist ernst.«
    »Ungewöhnlich. Sprich dich aus.«
    Matzbach sprach, schnell und konzentriert. Yü lauschte, ohne zu unterbrechen; schließlich sagte er:
    »Ihr tummelt euch aber ganz munter. Der Knabe mit dem französischen Peugeot dürfte wieder hier sein; ich nehme an, die hier abgegebene Botschaft hat damit zu tun. Jedenfalls kam hier ein dunkelgekleideter Herr vorbei.«
    »Hinkt? Mit Peugeot?«
    »Ts ts ts. Wer hinkt schon mit Peugeot? Nein, er hat im Halteverbot geparkt, was sonntags hier keinen kratzt. Sagt, er hätte es telefonisch versucht, aber zuhause hätte keiner abgenommen. Stimmt; wir haben einen Morgenspaziergang gemacht.«
    »Erspar mir dies und weitere unästhetische oder unhygienische Informationen. Was will der Mensch?«
    »Wenn wir etwas Deutsches oder Französisches zu verhandeln hätten, sollten wir uns bei einer bekannten Adresse nahe Bergheim melden. »
    »Da da da. Und was hast du gesagt?«
    »Daß ich mit dem zur Zeit auf Pilgerreise befindlichen weisen Herrn der Zuchtlosigkeit reden und alles erwägen würde.«
    »Na gut. Ich nehme an, wir sind in zwei Stunden in Brenig. Auspacken, neue Zigarren einstecken, danach wohin? Antiquariat?«
    »Zwei Stunden?« Yü schien zu überlegen. »Versuch’s mal telefonisch; sonst ruf ich an. Ah, sieh dich vor. In Brenig, mein ich.«
    »Sorg dich nicht um uns. Wenn die verhandeln wollen, kann uns in Brenig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher