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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes
Autoren: Greg Bear
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sagte Minelli.
    »Das ist es!« pflichtete Edward bei. »Jod. Kristallines Jod.«
    »Stimmt.«
    Minelli runzelte die Stirn in vorgespielter verrückter Spekulation und sagte: »Ich habe es. Das ist eine Müllhalde, ein sanitärer Aschenhaufen.«
    Edward ignorierte ihn abermals. Minelli war berüchtigt wegen eines so ausgefallenen Sinnes für Humor, daß dabei kaum etwas Lustiges herauskam. »Der Punkt ist genau markiert«, erklärte Minelli mit gedämpfter Stimme. Er hatte seinen Fehler erkannt. »Glaubst du immer noch, daß es kein Kartenfehler ist?«
    »Wenn du in New York eine Straße finden würdest, die auf keinem Plan steht, wärest du da nicht mißtrauisch?«
    »Ich würde die Leute anrufen, die die Karten machen.«
    »Nun schön, diese Stelle hier ist ebenso überlaufen wie New York City, was Geologen anbetrifft.«
    »Jawohl«, gab Minelli zu. »Also ist es neu. Gerade aus dem Nichts aufgetaucht.«
    »Das klingt doch höchst blöde, nicht wahr?« sagte Edward.
    »Es ist deine Idee, nicht meine.«
    Edward rückte von dem Loch ab und unterdrückte ein Schaudern. Ein neues Loch, und es will nicht verschwinden; ein Schandfleck, den es nicht geben sollte.
    »Was macht Reslaw?« fragte Minelli. »Wir wollen ihn suchen.«
    »Hier entlang!« sagte Edward. »Wir können ihn noch einholen.«
    Sie hörten Reslaw laut rufen.
    Er war nicht weit gegangen. An der nördlichsten Stelle der Basis des Hügels fanden sie ihn, wie er auf einem Lavablock von der Form eines Käfers hockte.
    »Sagt mir, daß ich nicht sehe, was ich da sehe!« sagte er und deutete in den Schlagschatten unter dem Stein. Minelli machte eine Grimasse und rannte vor Edward voraus.
    Im Sand lag etwa zwei Meter von dem Stein entfernt etwas, das auf den ersten Blick an ein prähistorisches Flugtier erinnerte, vielleicht ein Pteranodon mit zusammengelegten Flügeln, auf eine Seite gekippt.
    Edward entschied sofort, daß es sich nicht um ein Mineral handelte; es sah bestimmt nicht irgendeinem Tier ähnlich, das er je gesehen hatte. Es könnte eine verkrümmte Pflanze sein, eine besondere Art von Fettpflanze oder Kaktus. Das wäre die wahrscheinlichste Erklärung.
    Minelli ging vorsichtig in ein paar Metern Abstand um den Fund herum. Was es auch sein mochte, es war ungefähr so groß wie ein Mensch, zweiseitig symmetrisch und bewegungslos, staubig graugrün mit rosa fleischfarbenen Flecken. Minelli blieb stehen und keuchte bloß.
    Reslaw sagte: »Ich glaube nicht, daß es lebendig ist.«
    Minelli fragte: »Hast du es angefaßt?«
    »Zum Teufel – nein.«
    Edward kniete sich davor hin. Das Ding verriet eine gewisse Logik: Eine Art Kopf von zwei Fuß Länge, der ungefähr wie eine Bischofsmitra geformt war oder eine abgeflachte Granate mit der Spitze im Sand; ein knubbeliges Paar Schulterblätter hinter den rückseitigen Zierbändern der Mitra; ein kurzer hagerer Rumpf und dahinter in Hockstellung zusammengelegte Beine. Plumpe sechsfingrige Füße oder Hände an den Enden der Gliedmaßen.
    Keine Pflanze.
    »Vielleicht ist es ein Leichnam?« fragte Minelli. »Trägt etwas wie ein Hund, weißt du, von Kleidung bedeckt…«
    »Nein«, sagte Edward. Er konnte seine Augen nicht von dem Ding abwenden. Er langte hin, um es zu berühren, überlegte es sich dann anders und zog seine Finger langsam zurück.
    Reslaw kletterte von dem Felsen herunter und erklärte: »Ich war so erschrocken, daß ich gesprungen bin.«
    »Jesus Christus!« sagte Minelli. »Was sollen wir tun?«
    Die Nase der Mitra erhob sich aus dem Sand, und es tauchten drei glasige Augen von der Farbe guten alten Sherrys auf. Der Schock war so groß, daß sich keiner von den dreien bewegte. Edward ging schließlich fast widerstrebend einen Schritt zurück. Die Augen in dem Mitrakopf folgten ihm. Dann sanken sie wieder ein, und der Kopf kippte zurück in den Sand. Aus dem Ding kam ein Ton, gedämpft und undeutlich.
    Reslaw meinte: »Ich meine, wir sollten gehen.«
    »Ich glaube, es ist krank«, sagte Minelli.
    Edward suchte nach Fußabdrücken, versteckten Fäden, Anzeichen für einen dummen Streich. Er war schon überzeugt, daß es keine Mystifikation sein konnte; aber es war besser, sich zu vergewissern, ehe man sich auf eine so lächerliche Hypothese einließ.
    Wieder ein gedämpfter Laut.
    »Es sagt etwas«, meinte Reslaw.
    »Oder versucht es wenigstens«, fügte Edward hinzu.
    »Es ist eigentlich nicht wirklich häßlich?« fragte Minelli. »Irgendwie ist es sogar hübsch.«
    Edward kauerte sich hin
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